R. Kellys Stellungnahme zu Missbrauchsvorwürfen

"Alles, was er gesteht, fällt zu seinen Gunsten aus"

R. Kelly rappt in ein Mikrofon
Umstrittener Rap-Star: R. Kelly bei einem Auftritt im Juli 2018 © imago/Daniel Deslover/ZUMA Press
Thomas Hecken im Gespräch mit Timo Grampes |
Seit Jahren gibt es Missbrauchsvorwürfe gegen den R'n'B-Sänger R. Kelly. Auf die hat er jetzt mit dem 19 Minuten-Song "I admit" geantwortet. Der Song sei vor allem eine Ansage an die Fans, sagt Kulturwissenschaftler Thomas Hecken.
19 Minuten. So lange geht der neueste Song von R Kelly - einem der am meisten gefeierten Musiker und erfolgreichsten Rapper der letzten Jahrzehnte. Und einer, dem genau so lange auch Missbrauchsvorwürfe anhängen.
Sein neuester Song ist nun keine neue Platte, sondern eine online verbreitete Stellungnahme: "I admit", zu Deutsch: "Ich gebe zu".
Darin gibt er zu, Fehler gemacht zu haben, mit sämtlichen Frauen rumzumachen, mit älteren, jüngeren und auch mit der besten Freundin seiner Freundin. Doch all die Vorwürfe, die man ihm mache, seien lächerlich, sagt Kelly. Der Wortlaut:
"I admit that I fuck with all the ladies / that old and young ladies / but tell me how to call that paedophile / because that's shit, that's crazy.
You may have your opinions/ entitled to your opinions/ but am I supposed to go to jail lose my career because your opinion?
Go ahead and stall me / point your finger at me/ turn the world against me / but only god can mute me."

Nicht das Geständnis, das man erwartet

"Innerhalb des Ouevres von R. Kelly ist das ein ungewöhnlicher und auch bemerkenswerter Titel", urteilt der Kulturwissenschaftler Thomas Hecken. "Er greift den aktuellen Trend der Beichte, des Geständnisses und der Kindheitserinnerungen auf."
Mehrere Frauen gehen mit einem Plakat in den Händen, auf dem "#MuteRKelly" in der Mitte steht.
Protest vor einem R. Kelly-Konzert: Mehrere Frauen gehen mit einem Plakat in den Händen, auf dem "#MuteRKelly" in der Mitte steht.© imago/ZUMA Press
Nur: Das Geständnis, das man von ihm erwartet, liefert er hier nicht, sondern bezeichnet die Vorwürfe gegen ihn als "lächerlich".
"Er hat ja lange geschwiegen zu diesen Vorwürfen, es gibt Anklagen gegen ihn, die sind nicht weit gediehen, und es gibt auch keine Urteile. Jetzt tritt er in die Offensive mit diesem ominösen 19-Minuten-Stück, sodass jetzt alle sagen: Ja, das ist jetzt das vorweg genommene Geständnis. Das ist es natürlich nicht, weil das ist ja nicht justiziabel. Das ist ein Song, der hat verschiedene Ebenen. Alles, was er gesteht, ist natürlich nicht justiziabel, sondern fällt zu seinen Gunsten aus. Das ist seine direkte Ansprache an Fans: Denen möchte er jetzt gestehen, und sonst ist damit eigentlich nichts betroffen."

Kellys Label unter Druck

Wie verhält sich nun R. Kellys Label nach all den Vorwürfen zu ihm? Bislang hat es keine Stellungnahme gegeben, aber Kampagnen wie #MeToo und #TimesUp "machen enormen Druck auf das Label", sagt Hecken. Freiwillig würde ein Label dem Druck nicht nachgeben, glaubt er, weil man viel Geld mit diesem Künstler verdient hat. Aber der Imageschaden könnte so groß werden, dass Konzerne überlegen werde, ob sie sich von solchen Künstlern trennen.
Spotify hat unterdessen R. Kelly aus seinen Playlists gestrichen und er wird dort den Nutzern auch nicht mehr als Anspieltipp vorgeschlagen. Hecken dazu: "Jetzt wird's wirklich schwierig für Künstler, die moralisch hoch umstritten sind."
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