Vom Paradies in die Vorhölle
Der Journalist Clemens Bomsdorf hat zehn Jahre in Kopenhagen gelebt, jetzt ist er immer öfter in Berlin - und muss sich ziemlich umgewöhnen: Vor allem was das Radfahren betrifft. Das kann in Deutschlands Hauptstadt ganz schön abenteuerlich sein.
"Kann's losgehen?" – Los geht die Fahrradtour, die Warschauer Straße runter, nach Kreuzberg. Es sei die erste Fahrradtour nach seinem Unfall, erzählt Clemens Bomsdorf. Zehn Jahre hat er in der dänischen Hauptstadt gelebt, jetzt ist er immer öfter in Berlin. "In Kopenhagen habe ich mich innerhalb von zehn Jahren einmal hingelegt und in Berlin jetzt, seit ich hier ein paar Wochen bin: einmal am Radweg, weil eine Wurzel da war, einmal ganz schlimm, weil eine Fahrradfahrerin mit ihrem Lenker an meinem hängegeblieben ist, und das dritte Mal auf dem Kopfsteinpflaster, da war es ein bisschen eisig. Aber außer einer angebrochenen Rippe nix passiert."
Fußgänger auf dem Radweg
Clemens Bomsdorf fährt mit seinem alten, himmelblauen Damen-Rad über das grobe Kopfsteinpflaster. Wenige Fahrminuten und die erste Gefahrensituation ist da. Zwei Fußgängerinnen laufen auf die Fahrbahn. "Sehr verschlafen, zwei Frauen, eine von rechts, eine von links, die überhaupt nicht auf die Idee kamen, dass es vielleicht Straßenverkehr geben könnte."
Interessant sei außerdem, dass zwar einen Radweg gebe, "aber nur zehn Meter vor der Ampel". Radwege, die überraschend beginnen und genauso unvermittelt enden – in Berlin normal. In Kopenhagen undenkbar. "In Kopenhagen hat man Radwege, die sind breiter als eine Straße hier. Es ist bewusst so gemacht, dass man locker zu zweit nebeneinander herfahren kann, weil dann rechts die Langsamen fahren, links die Schnellen."
Schmale Radwege im miserablem Zustand
400 Kilometer Radwege gibt es in der dänischen Hauptstadt, die Hälfte aller 1,2 Millionen Einwohner nimmt das Rad zur Arbeit. In Berlin sind es laut Senat etwa 1.300 Kilometer, allerdings sind sie oft nur einen halben Meter breit, schlecht gekennzeichnet und in miserablem Zustand. Kein Wunder, dass hier nur 15 Prozent der dreieinhalb Millionen Berliner täglich aufs Rad steigen. Einer von ihnen bin ich.
Vor mir klingelt ein Radfahrer gerade ganz wild, weil ein Fußgänger an der Ampel mitten auf dem Radweg steht. Was es nicht einfacher macht: Sowohl Rad- als auch Fußgängerweg sind sehr dezent in grau gehalten. Und dann fängt Clemens Fahrrad wieder an zu klappern, weil wir über Baumwurzeln fahren.
Es sei ja "ganz schön mit den großen Bäumen hier", meint Clemens. "Aber die heben die Fahrradwege nach oben, und wenn man schnell darüber fährt, dann ist es ziemlich riskant, dass man sich hinlegt." Auch das kennt Clemens Bomsdorf nicht aus Kopenhagen. Dort gibt es bei der Kommune einen Fahrradwege-Beauftragten. Der prüft zweimal pro Jahr die Beschaffenheit der Wege. Huckel werden eingeebnet, Löcher gestopft.
Vor mir klingelt ein Radfahrer gerade ganz wild, weil ein Fußgänger an der Ampel mitten auf dem Radweg steht. Was es nicht einfacher macht: Sowohl Rad- als auch Fußgängerweg sind sehr dezent in grau gehalten. Und dann fängt Clemens Fahrrad wieder an zu klappern, weil wir über Baumwurzeln fahren.
Es sei ja "ganz schön mit den großen Bäumen hier", meint Clemens. "Aber die heben die Fahrradwege nach oben, und wenn man schnell darüber fährt, dann ist es ziemlich riskant, dass man sich hinlegt." Auch das kennt Clemens Bomsdorf nicht aus Kopenhagen. Dort gibt es bei der Kommune einen Fahrradwege-Beauftragten. Der prüft zweimal pro Jahr die Beschaffenheit der Wege. Huckel werden eingeebnet, Löcher gestopft.
Fahrradhelm: in Kopenhagen ohne, in Berlin mit
"Haben wir grad noch Glück gehabt, da wäre beinahe jemand umgefahren worden." – An dieser Stelle – einer Kurve an der Oberbaumbrücke – sind die Radwege besonders unübersichtlich. Die Radfahrer müssen erst rechts heranfahren und anhalten, um links abzubiegen. 15 Minuten sind wir unterwegs und hatten insgesamt drei Gefahrensituationen. Wie ist das in Kopenhagen? "Seltener", meint Clemens. "Viel, viel seltener. Es liegt daran, es gibt bessere Radwege, auf jeden Fall, die Leute fahre viel mehr Fahrrad, also, man nimmt das Straßenbild stärker ein, und die Leute passen auch mehr auf."
Außerdem gibt es in Kopenhagen strengere Regeln und Geldbußen. Vom Falsch-Parken auf dem Radweg bis zum Rad-Fahren auf dem Bürgersteig – jedes Vergehen kostet mindestens umgerechnet 100 Euro, so Bomsdorf.
Das Fazit: Entspannt und sicher Fahrrad fahren geht in Kopenhagen sehr wohl, in Berlin eher nicht. Hier trägt Clemens Bomsdorf übrigens immer öfter einen Fahrradhelm, in der dänischen Hauptstadt selten.
"In Deutschland wird immer wieder über die Helmpflicht diskutiert, und wenn ich in Berlin mit dem Rad fahre, denke ich immer, macht doch erstmal die Radwege ordentlich, dann sind erheblich mehr Gefahren beseitigt. Lieber über gute Radwege ohne Helm als über schlechte mit."
Außerdem gibt es in Kopenhagen strengere Regeln und Geldbußen. Vom Falsch-Parken auf dem Radweg bis zum Rad-Fahren auf dem Bürgersteig – jedes Vergehen kostet mindestens umgerechnet 100 Euro, so Bomsdorf.
Das Fazit: Entspannt und sicher Fahrrad fahren geht in Kopenhagen sehr wohl, in Berlin eher nicht. Hier trägt Clemens Bomsdorf übrigens immer öfter einen Fahrradhelm, in der dänischen Hauptstadt selten.
"In Deutschland wird immer wieder über die Helmpflicht diskutiert, und wenn ich in Berlin mit dem Rad fahre, denke ich immer, macht doch erstmal die Radwege ordentlich, dann sind erheblich mehr Gefahren beseitigt. Lieber über gute Radwege ohne Helm als über schlechte mit."