Radsport

Praktisch und wettkampftauglich

Ein zusammengeklapptes Faltrad (Hersteller: Brompton) auf der Fahrradmesse "abgefahren" in Leipzig.
Ein zusammengeklapptes Brompton-Faltrad - "dass man nicht bequem sitzt, gibt man nicht zu", sagt Ralph Hess, der Gründer der Brompton-Meisterschaft © picture alliance / dpa / Peter Endig
Von Franziska Rattei |
Das britische Brompton-Faltrad ist für kurze Wege in der Stadt beliebt, aber mittlerweile ist das Fahren auch in Deutschland eine sportliche Disziplin. Wer bei der BNC starten will, braucht ein aber britisches Outfit.
Er ist "Mister Brompton ehrenhalber", sagt Ralph Hesse über sich selbst. Der 62-jährige Bremer verkauft die kleinen britischen Falträder seit elf Jahren und hatte die Idee zur ersten National Championship in Deutschland. Wer Brompton fährt, ist etwas Besonderes, meint er.
"… weil das ist was anderes als ein normales Fahrrad. Es ist anders, weil man sitzt anders auf dem Fahrrad, man bewegt sich anders auf dem Fahrrad und trotzdem kommt man genauso schnell voran wie auf einem großen Fahrrad, wo man vielleicht bequemer drauf sitzt. Und dass man nicht bequem sitzt, gibt man nicht zu. Das nenn ich positiv bekloppt."
Das Faltrad, auf dem Hesse gerade fährt, ist dunkelgrün; er nennt es "racing green". Die Felgen sind sehr viel kleiner als bei normalen Fahrrädern. Der Rahmen – aus Stahl gefertigt – ist niedrig. Der Sattel sitzt auf einer langen Teleskop-Stütze, der Lenker ebenfalls. Auch wenn die Falträder inzwischen überall auf der Welt zu Hause sind, hergestellt werden sie ausschließlich in London.
"Das ist 100 Prozent Handarbeit. Ich war da, bei der Fertigung. Kleine Halle, gemütliche Leute, coole Musik, keiner rennt, keiner schreit. Und die basteln wunderschöne Räder."
Andere "Bromptonauten" kennenlernen
Die haben allerdings auch ihren Preis. 1.100 Euro muss man mindestens bezahlen. Wer will, kann für Sonderanfertigungen aber auch leicht das Doppelte hinlegen. Natürlich wollte Ralph Hesse beim Rennen besondere Modelle sehen. In erster Linie ging es ihm aber darum, andere sogenannte "Bromptonauten" kennenlernen. Das hat geklappt, schon im Vorfeld. Mit Tim Kronshage etwa hat Hesse regelmäßig trainiert. Er ist aufs Brompton gekommen, weil er sein Auto verkauft hat und trotzdem mobil bleiben wollte.
"Die Entscheidung war eigentlich relativ schnell gefallen. Es sollte ein Faltrad sein. Ich habe mir auch alle anderen Modelle angeguckt, bin aber hinterher beim Brompton gelandet, weil es einfach am besten faltbar ist. Es geht schnell, es ist praktisch, es fährt noch einigermaßen komfortabel. Da gibt es andere, die tatsächlich besser fahren, aber die Faltbarkeit ist einfach nicht praktikabel im Alltag. Und deshalb ist es das Brompton geworden und geblieben."
Die Rennstrecke von 13,5 Kilometern quer durch Bremen ließ sich damit auf jeden Fall schaffen. Allerdings: Wer mitfahren wollte, musste sich aus passend zum Rad kleiden, sagt Stephan Menke, einer der Organisatoren.
"Es ist nunmal typisch Britisch. Und das heißt, dass man eben obenrum – Damen und Herren – im Kostüm bzw. Sakko ein Hemd, ein Binder – es muss jetzt keine Krawatte sein, aber irgendwas Gebundenes muss es sein – schon etwas schicker dann auftritt. Helm muss natürlich auch getragen werden. Der kann dann auch irgendwie gestylt sein, muss er aber nicht. Und unten rum ist relativ egal. Also man sollte nicht nackt sein, aber man kann auch in Shorts fahren. Das machen auch viele. Gerade jetzt im Sommer. Aber dieser Dresscode ist schon wichtig, ja."
Lenker reagiert besonders sensibel auf Unebenheiten
Die Gewinner bei Deutschlands erster Brompton National Championship dürfen dann 2015 an der Weltmeisterschaft in London teilnehmen. Ein knappes Jahr bleibt also noch, um zu trainieren. Aber: So schwer ist das Faltrad-Fahren gar nicht. Ich habe es selbst ausprobiert.
Als geübte Radlerin gewöhne ich mich schnell an das kleine Fahrrad. Der Lenker reagiert nur etwas sensibler auf unebene Straßenbelege und Bordsteinkanten.
Auch das Falten habe ich nach ein paar Mal üben drauf. Das Hinterrad rutscht mit einem Handgriff unter den Rahmen. Dann wird das Vorderrad nach hinten gefaltet – parallel zum Hinterrad. Danach noch Lenker- und Sattelstütze lösen und am Ende die Pedalen umfalten. Fertig ist das 12-Kilogramm-Paket, das sich tragen oder rollen lässt. Ralph Hesse geht damit ins Kino und ins Theater. Für ihn, den selbst ernannten "Mr. Brompton ehrenhalber", ist das Faltrad eher ein Alltagsbegleiter als ein Renngerät – und trotzdem: Nächstes Jahr will er bei der National Championship in Bremen wieder dabei sein. Vielleicht fahren dann ja schon doppelt so viele Teilnehmer wie diesmal mit, hofft er.
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