Die Ausstellung "Raffael - Macht der Bilder. Die Tapisserien und ihre Wirkung" ist im Semperbau am Zwinger in Dresden.
Die Revolution der Bildsprache
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Die Gemäldegalerie Alte Meister zeigt fünf Tapisserien des Renaissance-Künstlers Raffael. Eine Weberei in Brüssel fertigte sie nach seinen Entwürfen an. Kurator Stephan Koja erklärt, wie Raffael die Szenen auf ihren Ausdrucksgehalt verdichtete.
Aus Wolle und Seide hat der Renaissance-Künstler Raffael wertvolle Tapisserien, also Bildteppiche, geschaffen: Fünf davon sind nun in der Ausstellung "Raffael - Macht der Bilder. Die Tapisserien und ihre Wirkung" im Semperbau am Zwinger in Dresden zu sehen.
Raffael habe mit diesen Teppichen die bis dahin gängige Vorgehensweise revolutioniert, sagt Stephan Koja. "Anstatt die Fläche mit dekorativen Einzelheiten zu füllen, schafft er wenige, große, monumentale Figuren, die mit sprechenden Gebärden interagieren. Man kann ihnen förmlich zusehen, wie sie sprechen und aufeinander reagieren", sagt der Kurator der Ausstellung und Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.
Tapisserien - Mittel der Repräsentation und Legitimität
Der Renaissance-Künstler war vom Medici-Papst Leo X. beauftragt worden, die beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus in einer Serie von Tapisserien zum Thema zu machen. Dabei musste er sich an der Architektur der Sixtinischen Kapelle orientieren, wie Koja erklärt. "Der Auftrag geht an ihn, weil sich Leo X. von seinem Vorgänger Julius II. absetzen will. Der hatte dieses großartige Deckenfresko von Michelangelo in Auftrag gegeben."
Und Leo X. wollte dem etwas noch Kostbareres entgegensetzen. "Das ist eben die Technik der Tapisserie." Solche Teppiche dienten damals als Mittel der Repräsentation und der Legitimität - mit ihnen konnte man den eigenen Wohlstand zur Schau stellen, "denn sie sind unglaublich aufwendig".
Doch Raffel webte die Tapisserien natürlich nicht selbst. Dafür hatte er eine Weberei in Brüssel. Seine Entwürfe malte er mit Kreide und Kohle auf Kartons, wie Koja erklärt. Diese wurden dann in Streifen geschnitten und nach Brüssel in die Werkstatt von Pieter van Aelst geschickt. "Der eigentliche Raffael ist der Karton", sagt Koja. Doch die Weber hätten teilweise nichts mit den vorgegebenen freien Flächen Raffaels anfangen können und hätten die Flächen teils mit Gegenständen gefüllt, wie Koja erklärt.
Durch Verdichtung sprechende Gesten schaffen
Die Genialität Raffaels bestehe darin, so Koja, "Szenen so auf ihren Ausdrucksgehalt zu verdichten, also wirklich sprechende Gesten zu schaffen, die Dramatik so zu steigern, dass augenscheinlich wird, was hier vorfällt". Als besonders gelungenes Beispiel führt Koja das Werk "Der wunderbare Fischzug" an. So heißt das Werk, das eine Szene aus der Bibel aufgreift, in der erfahrene, aber erfolglose Fischer und Petrus in einem Mann, der ein Wunder vollbringt, den Messias erkennen, woraufhin Petrus vor ihm auf die Knie fällt.