Rainald Grebe inszeniert "Westberlin"

Ein verschwundener Ort

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Rainald Grebe inszeniert "Westberlin" an der Schaubühne. © Deutschlandradio - Matthias Dreier
Rainald Grebe im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
Nischenkultur, Hausbesetzerszene, hochsubventionierte Insel im "Roten Meer": Rainald Grebe widmet dem alten Westberlin einen Theaterabend an der Schaubühne in der Hauptstadt. Er verrät schon mal, was den Zuschauer erwartet.
14 Protagonisten holt der Musiker, Kabarettist und Regisseur Rainald Grebe auf die Bühne: sieben Schauspieler, die "nicht dabei waren" - und sieben echte "Insulaner". Die älteste Zeitzeugin sei 84 Jahre alt. Grebe verspricht einen Abend aus erzählten Geschichten und nachgespielten Szenen. Dabei kämen nicht nur wie üblich "politische Leute oder Freaks aus dem SO 36" zu Wort, sondern zum Beispiel auch ein Blumenladenbesitzer: Den habe es nie gekümmert, "dass da irgendwelche Kommunisten rumsprangen in der Kneipe 1967 oder 68 - da musste er Geld verdienen". Diesen Bogen wolle er spannen, sagt Grebe, ihn interessiere die Mischung.
"Ich muss sagen: Ich bin wehmütig, durchaus"
Westberlin sei eine "spezielle, untergegangene Sache", auf die man mittlerweile wie auf den Pleistozän schaue. Auch er selbst, verrät Grebe, habe vor seinen Treffen mit "Veteranen" nichts gewusst. Dieses Nichtwissen finde er auch bei manchen an der Produktion Beteiligten: 20-jährige Hospitanten müssten alles googeln. Und: "Die schauen mehr auf Netzwerke, Geld, Fortkommen, sind sehr vernünftig." Damals, in Westberlin, habe man viel mehr Zeit gehabt, die Mieten seien billig gewesen - und man habe sich um "Projekte, Selbstverwirklichung, Kunst, politische Arbeit" kümmern können. Diese spezielle Form der Kreativität finde er nicht mehr wieder: "Da muss ich sagen, bin ich wehmütig, durchaus", bekennt Grebe.

"Westberlin", ein Abend von und mit Rainald Grebe, Uraufführung am Freitag, 2. Oktober 2015 um 20 Uhr an der Berliner Schaubühne.

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