Rainer Jund: "Tage in Weiß"
Piper Verlag, München 2019
240 Seiten, 20 Euro
Der Arzt als Romancier
10:49 Minuten
Krankheit, Leid und Tod: Der Alltag in einer Klinik ist für Ärzte belastend. Der Mediziner Rainer Jund verarbeitet seine Erfahrungen literarisch: In seinem Roman "Tage in Weiß" schildert er den Umgang mit Extremsituationen.
Der Alltag im Krankenhaus ist für Ärzte purer Stress. Viele Ärzte werden zynisch oder gehen in die innere Emigration, sagt Rainer Jund im Deutschlandfunk Kultur. Er war selbst viele Jahre Oberarzt in einem Krankenhaus. Sein Weg, mit dem Erlebten umzugehen, war die literarische Verarbeitung.
"Medizin und Literatur sind miteinander geschwisterlich verbunden", so Jund. In seinem Roman "Tage in Weiß" schreibt er über den dramatischen Klinikalltag eines Mediziners. Ärzte arbeiteten in einem System, in dem sie selbst angreifbar und moralisch erschütterbar sind, betont Jund.
Jund schildert den Alltag im Krankenhaus und die medizinischen Abläufe erzählerisch und vermittelt dem Leser dabei den oft rauen Umgangston. "Als Hardcore-Chirurg kann man nicht den Sozialarbeiter spielen, man muss funktionieren", sagt Jund.
Oszillierender Erzählton
Wenn er die Gefühle seines Ich-Erzählers schildert, dessen Erleben von Krankheit und Leid, dann überhöht Jund die Sprache ins Poetische. Den Arzt und Schriftsteller Gottfried Benn bezeichnet Jund als sein literarisches Vorbild.
Trotz des Stresses liebt Jund seine Arbeit: "Ich bin sehr gerne Arzt, das ist nicht nur mein Beruf, sondern meine Berufung. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als Arzt zu sein und zu schreiben. Beides ist untrennbar miteinander verknüpft, beide Sachen stimulieren sich auch gegenseitig."
Anderen Ärzten empfiehlt er eine ehrliche Auseinandersetzung mit ihrem Beruf. Es sei wichtig, viel miteinander zu sprechen.
(nis)