Grünen-Politiker besuchen Kiew
Schutz vor Angreifern: In Kiew versuchen Freiwillige, Denkmäler vor eventuellen Zerstörungen zu schützen. © picture alliance / NurPhoto / Maxym Marusenko
„Man begibt sich nicht in Lebensgefahr“
06:32 Minuten
Auf eigene Faust sind die Grünen-Politiker Ralf Fücks und seine Frau Marieluise Beck nach Kiew gereist. Er wolle sich dort ein „authentisches Bild“ der Lage machen, sagt Fücks. Die Visite versteht er auch als „Zeichen der Solidarität“.
Die ehemals quirlige ukrainische Hauptstadt Kiew ist in diesen Tagen ruhig. Viele Menschen haben die Stadt verlassen. Ab 21 Uhr herrscht eine Ausgangssperre, ständig gibt es Luftalarm, berichtet Ralf Fücks, Gründer des Zentrums Liberale Moderne. Er ist zurzeit zu Besuch vor Ort. Für ihn ist dies „ein Zeichen der Solidarität“. Er wolle sich zudem ein „authentisches Bild der Situation machen“.
Ukrainer haben überlegene Kampfbereitschaft
Im Land höre er an Forderungen und Erwartungen der Ukraine an Deutschland und die EU, dass unter anderem die Gasimporte aus Russland gestoppt werden. Damit solle „der russischen Kriegsökonomie die Finanzquellen“ entzogen werden. Das betreffe zudem den Ausschluss der russischen Sber- und Gazprom-Bank vom internationalen Zahlungssystem SWIFT.
Die andere Forderung betreffe die Aufrüstung: „Die Ukraine braucht mehr und sie braucht auch eine andere Qualität von Waffen als bisher geliefert wurden“, unterstreicht der ehemalige Kriegsdienstverweigerer. Zwar stünden die Ukrainer einem waffentechnisch überlegenen Gegner gegenüber, doch seien sie, was die Kampfbereitschaft angehe, überlegen.
„Sie haben im Moment mehr Menschen, die bereit sind, für ihr Land zu kämpfen, als sie Waffen und Ausrüstung haben“, sagt der ehemalige Vorstand der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung. Eine ganze Liste von Waffen, die benötigt würden, liege bei der Bundesregierung, doch gibt es laut den Informationen Fücks auf die Anfrage noch keine klare Antwort.
Ukraine droht auszubluten
Es sei ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Ukraine blute sonst aus. Täglich würden an der Front mehr als 100 Menschen sterben, die Infrastruktur werde zerstört, hinzukämen auch noch mehr als zehn Millionen Geflüchtete, wovon 3,5 Millionen bereits im Ausland seien. „Die Ukraine hält nicht lange einen Zermürbungskrieg aus.“
Er würde es gut finden, wenn sich auch Vertreter der deutschen Politik in der ukrainischen Hauptstadt zeigen würden, unterstreicht Fücks: „Man begibt sich nicht in unmittelbare Lebensgefahr, wenn man nach Kiew reist.“ Denn beispielsweise in der Innenstadt gebe es akut keine Raketenangriffe, Kämpfe fänden aber in den Außenbezirken statt.
(rzr)