Ralf Fücks ist geschäftsführender Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne in Berlin. Er war zuvor 21 Jahre lang Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, wo er für die Inlandsarbeit der Stiftung sowie für Außen- und Sicherheitspolitik, Europa und Nordamerika verantwortlich war. Davor war Fücks Co-Vorsitzender der Grünen (1989/90) und Senator für Umwelt und Stadtentwicklung in Bremen. Er hat zahlreiche Bücher publiziert, im September erschien der Sammelband "Soziale Marktwirtschaft ökologisch erneuern".
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"Man sollte da nicht zu prüde sein"
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Nicht mehr zeitgemäß: Mit dieser Begründung schaffte der Basketballverein Alba Berlin kürzlich seine Cheerleader ab. Der frühere Grünen-Politiker Ralf Fücks betrachtet die Entscheidung mit gemischten Gefühlen - auch weil seine Tochter früher Cheerleaderin war.
Seit dieser Spielzeit gibt es bei den Heimspielen des Basketball-Vereins Alba Berlin keine Cheerleader mehr. Das Auftreten junger Frauen als attraktive Pausenfüller bei Sportevents passe nicht mehr in unsere Zeit, begründete Albas Geschäftsführer Marco Baldi diesen Schritt.
Viele Feministinnen und Feministen begrüßen die Entscheidung - und auch von Ralf Fücks als ehemaligem Grünen-Politiker könnte man vielleicht erwarten, dass er den Verzicht auf Cheerleader gut findet. Doch der langjährige Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung sieht die Sache zwiespältig:
Einerseits werde über Cheerleading natürlich ein bestimmtes Rollenklischee transportiert, das nicht mehr zeitgemäß sei, sagt er. Die Kostüme und Puschel erinnerten ihn "schon so ein bisschen an Bunnys".
Eine paternalistische Entscheidung
Auf der anderen Seite sei eine seiner Töchter früher selbst Cheerleaderin gewesen. Da habe er gelernt, dass Cheerleading richtiger Sport sei - allerdings "nicht das, was die da in der Halbzeitpause oder bei der Spielunterbrechung dann kurz aufführen, sondern wenn sie die Choreografie einstudieren: Da gibt es Flicflacs, da gibt es athletische, dreistöckige Pyramiden", betont Fücks.
Auch habe es etwas Paternalistisches, diese Entscheidung über die Köpfe der jungen Frauen hinweg zu fällen. "Weil, die jungen Frauen machen das natürlich alle freiwillig", sagt er und gibt zu bedenken: "Denen nimmt man damit auch eine Bühne." Und schließlich findet Fücks: "Man sollte da jetzt auch nicht zu prüde sein."
(uko)