Keine Lust auf die öffentliche Arena
Der Suhrkamp-Autor Ralf Rothmann hat sich der Nominierung seines Romans "Im Frühling sterben" für den Deutschen Buchpreis verweigert. Darf er das so einfach und wie soll die Jury damit umgehen? Zwei Literaturkritiker – zwei Meinungen.
Als der Schriftsteller Ralf Rothmann ("Im Frühling sterben") erfuhr, dass er für den diesjährigen Deutschen Buchpreis nominiert werden soll, ließ er durch seinen Verlag Suhrkamp nur knapp ausrichten: "Ich möchte lieber nicht".
Mit diesen Worten ließ einst der Schriftstellerkollege Herman Melville den Schreiber Bartleby sich der Arbeit, den täglichen Pflichten und schließlich dem Leben verweigern.
Ganz so dramatisch müsse man das bei Rothmann natürlich nicht sehen, sagen unsere Literaturkritiker Jörg Magenau und Thorsten Jantschek. Denn dieser - durchaus schon preisgekrönt, sei ja "kein Totalverweigerer". Jantschek schlägt vor, die Jury solle sich über die seiner Meinung nach albernen Regularien hinweg setzen und Rothmann trotzdem nominieren:
"Es ist doch Quatsch, einen Preis auszuloben für den besten deutschen Roman eines Jahres, und dann zu 'verbieten', dass einer der Anwärter – und das ist ein Anwärter, denn dieser Roman ist fantastisch – dass der nicht nominiert wird."
Wenn die Jury Rothmann nicht trotz allem nominiere, habe sie "einen an der Waffel".
"Rothmann hat es nicht mehr nötig"
Magenau dagegen findet, dass die Welt nicht untergehe, wenn Rothmann nicht nominiert werde:
"Rothmann hat es nicht mehr nötig, den Preis zu bekommen."
Dessen Verweigerung könne er gut nachvollziehen: Dass Autoren keine Lust darauf hätten, in der öffentlichen Arena zu stehen und auf das monatelange Gerangel um den Preis, sei verständlich.
"Insofern sollte Rothmann da durchaus vorbildhaft sein und wir uns da auch mal ein bisschen, als Betrieb, an die eigene Nase fassen."