In der "Tonart am Vormittag" besuchen wir in dieser Woche immer um 11:10 Uhr Musikermuseen in Deutschland. Jedes Museum erinnert an einen Komponisten oder Musiker. Hier ein Überblick über die Beiträge:
Montag: Das Brahms-Haus in Heide
Dienstag: Das Ramones-Museum in Berlin
Mittwoch: Das Geigenbaumuseum in Mittenwald
Donnerstag:Das Liszt-Haus in Weimar
Freitag: Das Carl Orff-Museum in Dießen
Pilgerstätte für Punk-Fans
Alle Mitglieder der Ramones sind schon unter der Erde, doch die Punk-Legende lebt weiter. In den Songs etlicher Bands, die den eingängigen Sound nachahmen, und in einem Museum. Allerdings steht das nicht, wie zu vermuten wäre, in New York, der Heimatstadt der Ramones.
Ramones: "Pinhead"
Johnny, Joey, Dee Dee und Tommy – vier Jungs aus dem New Yorker Stadtteil Queens haben das Leben von Florian Heyler für immer verändert. 13 Jahre war er alt, als er die Musik der Ramones zum ersten Mal hörte – und seitdem, seit Mitte der 80er Jahre, ist er dem Drei Akkord Punk der Amerikaner hoffnungslos verfallen
"Wenn jemand anders mit 13 Jahren Britney Spears hört oder Justin Bieber, dann ist das wahrscheinlich genau die gleiche Initialzündung wie bei mir mit Punk. Die Ramones waren eine sehr angenehme Band um Fan zu sein, weil man konnte sich ihrer Gang anschließen, in dem man eine kaputte Hose anzieht und 'ne Lederjacke drüber und schon war man Teil der coolsten Gang der Welt. Das hat man auch auf dem Schulhof gemerkt, schon hat sich keiner mehr mit einem angelegt."
Alte Wohnung war voll, also musste ein Museum her
Viele Jahre lang verfolgte Heyler die Ramones kreuz und quer durch Europa. Über 100 Konzerte hat er in dieser Zeit gesehen, er hat sich mit den Musikern angefreundet - und er begann zu sammeln: Eintrittskarten, Poster, T-Shirts und Fotographien – einfach alles, was ihm in die Finger kam. Die Idee, seine Schätze auch anderen zugänglich zu machen, kam ihm allerdings erst später – und auch nicht ganz freiwillig...
"Die Idee, ein Ramones-Museum zu gründen war mehr so'n spontaner Gedanke, geboren aus einer Notsituation heraus, weil meine damalige Freundin, mit der ich zusammengezogen bin, klaustrophobische Zustände bekommen hat in unserer gemeinsamen Wohnung und gesagt hat: Poster, Flyer, was auch immer Du an den Wänden hast, muss leider raus oder ich gehe. Dann habe ich das in Kartons verpackt und hab es später wieder in einem anderen Raum, den ich gemietet habe, aufgehängt und es Ramones- Museum genannt. Das ist so die Geschichte."
Ramones: "Blitzkrieg Bop"
Seit zehn Jahren gibt es das Museum mittlerweile – eine Mischung aus Café, Minibühne und Pilgerstätte für Ramones- Fans aus aller Welt. Im vorderen Teil verkauft Florian Heyler Getränke und veranstaltet Rockkonzerte – weiter hinten stehen dann auf gut 200 Quadratmeter seine Sammlerstücke. Über die Jahre hat er unter anderem Kleidungsstücke, Originalinstrumente und sogar Möbel der Ramones zusammengetragen – ein kunterbunter und manchmal etwas skurriler Querschnitt durch 22 Jahre Bandgeschichte. Geholfen hat ihm dabei der Kontakt zu Freunden und Angehörigen der Band in New York, die ihn bis heute unterstützen.
Von daher bin ich da schon in einer sehr privilegierten Situation, weil ich halt aus dem direkten Umfeld der Band Dinge bekommen habe, die sonst in irgendwelchen Kisten verstaubt wären. Ich war letzte Woche in New York und hab einen Wohnzimmerschrank von Joey Ramone abgeholt. Das sind Sachen, da würde kein anderer drauf kommen. Aber ich finde sowas halt toll, sowas zu haben, das die Leute halt den Wohnzimmerschrank von dem Sänger der Ramones sehen können.
Mit einer Ramones-Schrankwand auf Transatlantik-Flug
Wie er es geschafft hat, eine ganze Schrankwand im Linienflugzeug von New York nach Berlin zu schaffen, will Heyler nicht verraten. Dafür zeigt er lieber weitere Schätze seiner Kollektion: Eine zerrissene Jeans von Gitarrist Johnny Ramone beispielsweise oder einen Lederhandschuh, den Sänger Joey viele Jahre auf der Bühne getragen hat. Für Jemanden, der für Punkrock nichts übrig hat, mag das banal klingen. Für Heyler jedoch und für die vielen Ramones- Fans, die aus der ganzen Welt in sein Museum kommen, sind es Heiligtümer.
"Wenn Du hier guckst zum Beispiel, da stehen zwei Roadcases. Da denkt jeder: Naja, das ist ein Roadcase – aber das sind Original Roadcases von den Ramones, sprich die waren jahrelang mit auf Tour, haben jeden Abend mit auf der Bühne gestanden – und da ist auch noch was drin, nämlich der Bass- Verstärker und die Bass- Box von Dee Dee Ramone."
Ramones: "Rockaway Beach"
Dass seine Gäste ab und zu mal was mitgehen lassen, stört Florian Heyler nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sein Museum bis heute nicht wirklich kostendeckend arbeitet, weil jeder, der einmal hier war, bis zum Lebensende freien Eintritt hat. Das ist eben Punk, sagt der selbsternannte Museumsdirektor und lacht. Eine Sache wünscht er sich allerdings doch, auch wenn er weiß, dass dieser Wunsch wohl nie in Erfüllung gehen wird
"Ich hätte gerne eine von Johnnys Gitarren, weil diese Gitarre hat den Punk erfunden, die hätte ich gerne hier. Aber die ist natürlich... das ist quasi der heilige Gral. Das ist Thors Hammer, oder wie man das nennt. Sowas ist unbezahlbar, das lagert wahrscheinlich irgendwo im Tresor und da gehört es auch hin."