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Sido driftet ab
07:05 Minuten
Bisher vollkommen unauffällig, streut Rapper Sido plötzlich in einem Interview Verschwörungstheorien. Der Hang zu kruden Mythen sei schon lange in der Rap-Szene zu beobachten, sagt der Musikjournalist Alex Barbian. Auch rechtes Gedankengut nehme zu.
Eigentlich galt der Berliner Musiker Sido als freundlicher Kuschelrapper. Nun scheint es damit vorbei zu sein. In einem Interview mit dem Hip-Hopper Ali Bumaye ergeht er sich in Verschwörungstheorien: über die Medien, die unterwandert und gleichgeschaltet seien. Oder die Rothschilds, denen von bestimmten Kreisen unterstellt wird, dass sie die "neue Weltordnung" planen und hinter der Ausbreitung des Coronavirus stecken. Eine Verschwörungstheorie mit eindeutig antisemitischen Wurzeln.
Selbst auf den QAnon-Verschwörungsmythos spielt Sido an. Die Anhänger dieser kruden Erzählung glauben, dass die Mächtigen der Welt Kinder entführen, um aus ihrem Blut einen Verjüngungstrank herzustellen.
Unfassbar verantwortungslos und kontextgeladen
Er sei "sehr überrascht" gewesen, meint der Musikjournalist Alex Barbian vom Onlinemagazin rap.de. Denn Sido sei bisher – im Gegensatz zum Musiker Xavier Naidoo – noch nicht mit solchen Aussagen aufgefallen.
Er könne deswegen nur vermuten, dass Sido den falschen Leuten vertraut und intensiv "die sogenannten alternativen Medien" verfolgt habe. Dass er selbst nun solche Verschwörungstheorien so unbedarft und offen ausspreche, liege sicher auch an der Gesprächssituation mit Ali Bumaye, der Hip-Hopper und kein Journalist sei.
Möglicherweise sei Sido nicht bewusst gewesen, wie "unfassbar verantwortungslos und kontextgeladen einige seiner Aussagen waren", so Barbian. "Das macht die Sache nicht besser oder verzeihbarer. Aber das muss man in dem Fall anbringen."
Er erwarte nun ein Statement von Sido, das ausführlicher ausfalle als die kurze Stellungnahme via Instagram. In dieser hat sich Sido von Xavier Naidoo und seinen Aussagen distanziert.
Verschwörungstheorien und rechtes Gedankengut im Rap
Generell sei der Hang zu verschwörerischen Mythen schon lange in der Rap-Szene zu beobachten gewesen, so Barbian. Die Coronakrise als "goldene Stunde für verschwörerische Mythen" habe das Ganze allerdings auf eine neue Ebene gehoben.
"Wir müssen feststellen, dass sich über die Maßen viele Vertreter und Vertreterinnen aus der Szene mit verschwörerischen Thesen zu Wort melden." Manche Musiker würden auch rechtes Gedankengut in die Szene tragen: "mit dem offensichtlichen Ziel, Menschen zu agitieren."
"Was wir in der Rapszene im Moment erleben, ist ein Schulterschluss – den erleben wir eigentlich auch gesamtgesellschaftlich – zwischen reichweitenstarken Verschwörungstheoretikern, Esoterikern, Impfgegnern, Prominenten und eben auch rechtsradikalen Kadern. Letztere sind in der Rap-Szene seit einigen Monaten ein reelles Problem", sagt Barbian: "Denn es gibt organisierte Nazis, die Rap als Stilmittel missbrauchen und inzwischen über eine recht beachtliche Gefolgschaft verfügen."
(lkn)