Wovon der Panda träumt
Der Song "Traum" des Stuttgarter Poprappers Cro steht seit Wochen in den Top 20 der deutschen Single-Charts. Der 24-jährige Sänger Cro - mit bürgerlichem Namen Carlo Waibel - gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Popmusiker. Doch was geht in diesem Kopf vor, der sich auf Konzerten immer hinter einer Pandamaske versteckt?
"Oh Baby, nimm meine Hand, ich hab alles schon gepackt, komm wir beide gehen weg von hier,
Sieh, der Jet ist getankt, ich hab Geld auf der Bank, und auch jede Menge Plätze hier,
Und immer, wenn du einsam bist, komm ich 'rum, du musst nie wieder alleine sein,
Denn immer, wenn ich dich seh’, macht es in mir tick-tick-boom so wie dynamite."
Sieh, der Jet ist getankt, ich hab Geld auf der Bank, und auch jede Menge Plätze hier,
Und immer, wenn du einsam bist, komm ich 'rum, du musst nie wieder alleine sein,
Denn immer, wenn ich dich seh’, macht es in mir tick-tick-boom so wie dynamite."
Was der Rapper Cro in den ersten vier Versen seines Songs "Traum" auflistet, ist leidlich bekannt aus dem HipHop-Universum: Der Mann ist reich, er hat ein Privatflugzeug, er verspricht seiner Angebeteten das Blaue vom Himmel und er steht vor lauter Sehnsucht kurz vorm Explodieren, vulgo: Orgasmus. Und was ist mit der Frau?
"Und alle anderen Girls wären gern wie du
Denn du bist wunderschön und gefährlich klug.
Und ich hoff', dass du mich siehst, ich bin verliebt,
Und hab keinen Plan, ob es dich gibt."
"Und alle anderen Girls wären gern wie du
Denn du bist wunderschön und gefährlich klug.
Und ich hoff', dass du mich siehst, ich bin verliebt,
Und hab keinen Plan, ob es dich gibt."
Die Frau – bloß ein himmlisches Idealbild
Das Wesen der Frau ist weitaus komplexer: Sie ist schön, klug − geschenkt … aber: Existiert sie überhaupt? Das so inbrünstig besungene weibliche Du bleibt vorerst eine Leerstelle. Mit Sigmund Freud könnte man sagen: ein "dunkler Kontinent", den es erst noch zu entdecken gilt.
"Doch manchmal träum' ich nur von dir,
Bitte sag, was muss ich tun, dass du mich hörst,
Denn ich wär' heut' so gern bei dir
Und ich glaub, ich fänd' es cool, wenn du mir gehörst."
"Doch manchmal träum' ich nur von dir,
Bitte sag, was muss ich tun, dass du mich hörst,
Denn ich wär' heut' so gern bei dir
Und ich glaub, ich fänd' es cool, wenn du mir gehörst."
Der so effektiv wie aufwandsarm gereimte Refrain – "dir" reimt sich auf "dir", "hörst" auf "gehörst" − gibt dem altbekannten Begriff der Traumfrau eine völlig neue Bedeutung. Die Angebetete ist nicht nur so schön und klug wie im Traum, sondern tatsächlich nur eine Chimäre. Ein himmlisches Idealbild, das der Sänger in der irdischen Welt vergeblich sucht.
Sie zu finden, ein glücklicher Zufall
"Jeden Tag unterwegs, und ich seh' viele Girls, aber Baby ey, ich find' dich nicht. Und es gibt so viele Girls, die behaupten, sie wär’n du, doch ich sage: Mann, das stimmt doch nicht!
Doch ich hab echt keinen Plan, und ich frag mich, ob du überhaupt meine Sprache sprichst,
Doch du bist eine von denen, die man nicht suchen darf, sondern irgendwann mal auf der Straße trifft."
Doch ich hab echt keinen Plan, und ich frag mich, ob du überhaupt meine Sprache sprichst,
Doch du bist eine von denen, die man nicht suchen darf, sondern irgendwann mal auf der Straße trifft."
Was der Rapper hier bündig formuliert, ist nichts weniger als eine Beschreibung des sogenannten Serendipitäts-Prinzips: Diesem zufolge können Suchbewegungen gerade dann zu überraschenden Erfolgen führen, wenn sie das Ziel nicht allzu fest ins Auge fassen. Die Entdeckung Amerikas durch Christopher Columbus ist das wohl berühmteste Beispiel hierfür. Und warum sollte, was bei Amerika geklappt hat, nicht auch beim "dunklen Kontinent", der Frau funktionieren?
Zu verbissen, Mr. Cro!
"Baby, warte nicht so lange, denn ich bin nicht gern alleine und bemerke jede Nacht, mein Bett ist zu groß!
Deshalb hätt' ich gerne dich an meiner Seite, ich kann nur noch an dich denken, Mann, es lässt mich einfach nicht los!
Und wenn du mich da draußen grade hörst, dann bitte warte kurz auf mich, ich bin direkt bereit und fahr los!
Doch wenn nicht, geh ich einsam ins Bett, und hoff', dass ich gleich wieder penn', denn manchmal träum ich nur von Dir …"
Vielleicht deswegen: Weil der Rapper zu verbissen darauf wartet, dass ihm das Wunder der Serendipität widerfährt. Weil er seine Traumfrau darum bittet, auf ihn zu warten, obwohl solche Gespinste doch notorisch schaumhaft und flüchtig sind. Als Ausweg bleibt dem einsamen Sänger nur die Flucht in den Schlaf: Dort, im Innern seines Kopfes, hofft er jene Frau zu finden, die er tagsüber in der Außenwelt vergeblich sucht. Wir wünschen viel Erfolg, und: süße Träume!
Deshalb hätt' ich gerne dich an meiner Seite, ich kann nur noch an dich denken, Mann, es lässt mich einfach nicht los!
Und wenn du mich da draußen grade hörst, dann bitte warte kurz auf mich, ich bin direkt bereit und fahr los!
Doch wenn nicht, geh ich einsam ins Bett, und hoff', dass ich gleich wieder penn', denn manchmal träum ich nur von Dir …"
Vielleicht deswegen: Weil der Rapper zu verbissen darauf wartet, dass ihm das Wunder der Serendipität widerfährt. Weil er seine Traumfrau darum bittet, auf ihn zu warten, obwohl solche Gespinste doch notorisch schaumhaft und flüchtig sind. Als Ausweg bleibt dem einsamen Sänger nur die Flucht in den Schlaf: Dort, im Innern seines Kopfes, hofft er jene Frau zu finden, die er tagsüber in der Außenwelt vergeblich sucht. Wir wünschen viel Erfolg, und: süße Träume!