Vikki Tobak: "Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History"
Taschen Verlag, 2022
388 Seiten, 80 Euro
Schmuck im Hip-Hop
Einen schönen Rapper entstellt nichts - auch dicke Ketten im Zuhälter-Stil nicht. Der TaschenVerlag zeigt das ästhetisch reizvoll in "Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History". © Taschen Verlag
Böse Jungs mit dicken Ketten
08:02 Minuten
Fette Klunker und Gangster-Posen: Das gehört zum Image vieler Rapper. Das belegt der Bildband „Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History“ mit großformatigen Fotos von juwelenbehangenen Hip-Hoppern.
Der Rapper Slick Rick ist vermutlich das, was man „böser Bube“ nennt: Er war schon mehrfach im Knast, was seine Karriere immer wieder unterbrochen hat.
Aufsehen erregt der inzwischen 57-jährige Musiker aber auch durch seinen Schmuck, mit dem er sich verschwenderisch behängt.
So beeindruckte er seine Fans mit einer großen Kette mit einem frühstücksbrettgroßen afrikanischen Ethno-Anhänger. Dass das Protzen mit dicken Ketten und Klunkern zur Rap- / Hip-Hop-Kultur gehört, belegt aufs Üppigste ein neuer Bildband, der jetzt im Taschen Verlag erschienen ist.
Passendes Monsterwerk zum Monsterschmuck
Wer sich „Ice Cold. A Hip Hop Jewelry History“ zulegen will, braucht allerdings einen stabilen Couchtisch. Wie üblich bei Taschen ist auch dieser Bildband ein Monsterwerk, das stolze 2,86 Kilo wiegt. Passend zum tonnenschweren Schmuck, der abgebildet ist.
Musikjournalistin Vivien Perkovic hat sich in das Buch vertieft. Es macht aus ihrer Sicht sehr anschaulich, welche Bedeutung Schmuck für die Kultur des Hip-Hop hat.
Hip-Hop: emanzipatorisch und kapitalistisch zugleich
Die teils absurd dicken Ketten und großen Anhänger, die „dicke Hose“ markieren und an Zuhälter im Rotlicht-Milieu erinnern, weisen für sie den Weg zum Hintergrund der Musikrichtung: Sie sei „das emanzipatorischste und auch kapitalistischste Genre“ in der Musik.
Auch andere Genres verbinde man mit einer besonderen Art von Schmuck: „Beim Punk ist das der Tabubruch, der Schock, das Ausbrechen aus gesellschaftlichen Zwängen“, erläutert Perkovic. Weshalb der Punk-Schmuck aus der Fetischszene stamme: rüstungsartig mit Leder, Nieten und Nägeln, maskulin, brutal.
Beim Rap dagegen gehe es um Emanzipation: „Das Sich-Behaupten und nicht das Ausbrechen aus gesellschaftlichen Zwängen, sondern überhaupt das Ankommen und Aufsteigen in dieser Gesellschaft.“ Und davon spreche der Schmuck, mit dem sich die Rapper behängen.
(mkn)