Mohamed Amjahid: Unter Weißen – Was es heißt, privilegiert zu sein
Hanser Verlag, Berlin 2017
192 Seiten, 16 Euro
Einfach auch mal über "die Weißen" sprechen
10:08 Minuten
Weiße Männer haben es leichter als weiße Frauen. Und weiße Frauen haben es leichter als Männer und Frauen, die zufällig eine andere Hautfarbe haben, stellt der Journalist Mohamed Amjahid fest. Ein Gespräch über Rassismus - und wie man ihm entkommt.
Mohamed Amjahid ist ein deutscher Journalist, Moderator und Kurator. Er wurde 1988 in Frankfurt am Main geboren - aber er sieht nicht so aus, wie sich viele Menschen hierzulande noch immer einen Deutschen vorstellen. Amjahids Eltern kamen einst als Gastarbeiter aus Marokko nach Deutschland. Die Privilegien weißer Männer sind deshalb ein Thema, mit dem er sich beschäftigt.
Amjahid sieht die Antwort auf den manchmal offenen, oftmals aber auch versteckten Rassismus in "Selbstreflexion, Bücher lesen, ins Gespräch kommen". Niemand sei vor Vorurteilen gefeit – aber man könne trainieren, mit anderen Menschen offen umzugehen, sagt er.
Eine besondere Aufmerksamkeit widmet Amjahid der Sprache – und blickt in die USA. Dort gebe es bereits eine Sprache, die Minderheiten helfe, um über ihre Belange zu sprechen. Das Deutsche sei noch nicht so weit.
Minderheiten sind sichtbarer als früher
Zwar seien Minderheiten in Deutschland inzwischen sichtbarer als früher, sagt der Journalist. Doch: "Diese Sichtbarkeit stört ganz viele Leute. Mir wurde schon gesagt von alten weißen Männern – einige sind gute Freunde von mir – sie fühlten sich in die Ecke gedrängt, wenn ich über Weiße spreche."
Das müsse aber nicht sein, denn wenn man sich Medien oder Parteiprogramme angucke, werde dort häufig vor allem über "Türken, Araber, Juden, Schwule, Lesben und Muslime" geredet, so Amjahid:
"Jetzt ist es mal an der Zeit, um über die Mehrheitsgesellschaft zu sprechen. Das ist okay und alle können chillen. Ich bin der festen Überzeugung, das dient dem friedlichen Zusammenleben."
(ahe)