Rassismus-Geschichte aus Opfer-Sicht
Die Angriffe auf ein Asylbewerberheim 1992 in Rostock-Lichtenhagen waren kein singuläres Ereignis. Wie sich der alltägliche Rassismus in Deutschland nach 1945 entwickelt hat, zeigt eine Ausstellung in Berlin - und nimmt dabei vor allem die Perspektive der Opfer ein.
Die Ausstellung der Amadeu-Antonio-Stifung zeigt, wie sich Deutsche in Ost und West der Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus gestellt haben, wie Staat und Zivilgesellschaft in der Gegenwart auf rechte Gewalt reagieren und wie der Alltag der Menschen aussieht, die von Neonazis bedroht werden. Zudem werden Projekte und Initiativen vorgestellt, die sich für den Schutz von Minderheiten und für mehr Demokratie im Alltag einsetzen.
Wie Heike Radvan, eine der Kuratorinnen, sagte, soll die Ausstellung auch Verbindungslinien zwischen alltäglichem Rassismus und politischen Entwicklungen aufzeigen. So gebe es einen Zusammenhang zwischen den Pogromen von Lichtenhagen und Hoyerswerda und späteren Gesetzesänderungen, womit rechtsextreme Gewalttäter letztlich ihr Ziel erreicht hätten:
"Was dort Rechtsextreme fordern, wird tatsächlich dann später umgesetzt: Die Asylgesetzgebung wird begrenzt. In den Zusammenhang setzen wir das, und gucken uns das kritisch an."
Radvan gab dem Publizisten Eberhard Seidel recht, der im Programm von Deutschlandradio Kultur gesagt hatte, dass mit den rassistischen Übergriffen der frühen 90er-Jahre aber auch eine Gegenbewegung eingesetzt habe, mit der die Zivilgesellschaft stärker als früher Position gegen den Rechtsextremismus bezogen habe. Dies habe in der Gesellschaft zu einem "Perspektivwechsel" geführt.
Während es in den 90er-Jahren noch sehr stark um die Perspektive der Täter gegangen sei, würde man seit dem Jahr 2000 die Opfer rechter Gewalt stärker in den Blick nehmen und sich darum bemühen, die Zivilgesellschaft zu stärken. Dies habe sich auch in der Entwicklung neuer Bundesprogramme niedergeschlagen:
"Man guckt, wie kann ich eigentlich demokratische Alltagskultur stärken, wie kann ich diejenigen Initiativen stärken, die sich Vielfalt einsetzen, die sich gegen Rassismus stark machen - und zum Beispiel, was wir ja auch mit gefördert haben: Opferberatungsstellen für diejenigen Personen, die Opfer rechtsextremer Gewalt werden."
Allerdings hätten die Menschen auch heute noch Schwierigkeiten, sich aktiv mit rassistischen Übergriffen auseinanderzusetzen. Als Beispiel nannte sie die Stadt Eberswalde, die noch heute, fast 22 Jahre nach der Ermordung des Angolaners Amadeu Antonio, darum streitet, ob eine Straße nach Antonio benannt werden soll oder nicht.
Das vollständige Gespräch können Sie mindestens bis zum 20.02.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Mehr zum Thema auf dradio.de:
Aktives Wegschauen - Publizist Eberhard Seidel fordert historische Aufarbeitung des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen
Wie Heike Radvan, eine der Kuratorinnen, sagte, soll die Ausstellung auch Verbindungslinien zwischen alltäglichem Rassismus und politischen Entwicklungen aufzeigen. So gebe es einen Zusammenhang zwischen den Pogromen von Lichtenhagen und Hoyerswerda und späteren Gesetzesänderungen, womit rechtsextreme Gewalttäter letztlich ihr Ziel erreicht hätten:
"Was dort Rechtsextreme fordern, wird tatsächlich dann später umgesetzt: Die Asylgesetzgebung wird begrenzt. In den Zusammenhang setzen wir das, und gucken uns das kritisch an."
Radvan gab dem Publizisten Eberhard Seidel recht, der im Programm von Deutschlandradio Kultur gesagt hatte, dass mit den rassistischen Übergriffen der frühen 90er-Jahre aber auch eine Gegenbewegung eingesetzt habe, mit der die Zivilgesellschaft stärker als früher Position gegen den Rechtsextremismus bezogen habe. Dies habe in der Gesellschaft zu einem "Perspektivwechsel" geführt.
Während es in den 90er-Jahren noch sehr stark um die Perspektive der Täter gegangen sei, würde man seit dem Jahr 2000 die Opfer rechter Gewalt stärker in den Blick nehmen und sich darum bemühen, die Zivilgesellschaft zu stärken. Dies habe sich auch in der Entwicklung neuer Bundesprogramme niedergeschlagen:
"Man guckt, wie kann ich eigentlich demokratische Alltagskultur stärken, wie kann ich diejenigen Initiativen stärken, die sich Vielfalt einsetzen, die sich gegen Rassismus stark machen - und zum Beispiel, was wir ja auch mit gefördert haben: Opferberatungsstellen für diejenigen Personen, die Opfer rechtsextremer Gewalt werden."
Allerdings hätten die Menschen auch heute noch Schwierigkeiten, sich aktiv mit rassistischen Übergriffen auseinanderzusetzen. Als Beispiel nannte sie die Stadt Eberswalde, die noch heute, fast 22 Jahre nach der Ermordung des Angolaners Amadeu Antonio, darum streitet, ob eine Straße nach Antonio benannt werden soll oder nicht.
Das vollständige Gespräch können Sie mindestens bis zum 20.02.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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