Mehr als aus der Zeit gefallen
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"Otto - der Film" kann man sich vermutlich nicht mehr unbefangen anschauen: Denn abgesehen von Otto Waalkes' 80er-Jahre-Humor fällt in dem Streifen Rassismus unangenehm auf. Joshua Kwesi Aikins hat sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt.
Geht gar nicht! - Das schießt sicherlich sehr vielen durch den Kopf, wenn sie sich bestimmte Szenen aus "Otto – der Film" ansehen. Der Komikerstreifen, der seinerzeit, also 1985, ein Millionenpublikum in die Kinos lockte, wirkt mit seinem Brachialhumor heute aus der Zeit gefallen, teils peinlich und auch rassistisch.
So spricht Otto Waalkes in einer Szene einen Schwarzen in GI-Uniform mit "Hey, du Neger" an. Aus dieser Begegnung ergeben sich noch weitere peinliche Situationen und Dialoge, die reichlich Gebrauch vom N-Wort machen.
Reproduzierung von Rassismus
All das mag damals satirisch gemeint gewesen sein, aber: "Da sieht man ganz klar eine Falle, in die solche Darstellungen tappen", sagt der Politikwissenschaftler und Menschenrechtsaktivist Joshua Kwesi Aikins, der über die NGO Citzens for Europe an dem wissenschaftlichen Projekt "Vielfalt im Film" mitwirkt. "Nämlich, dass es okay wäre, sozusagen ironisch Rassismus zu reproduzieren. Und dass die Ironie dann stärker wirken würde." An der besagten Szene sehe man aber, dass das nicht funktioniere.
Klar sei dabei: "Rassismus soll und muss thematisiert werden. Er darf gerne auch persifliert werden, denn er ist ja nicht nur tödlich und gewaltvoll, sondern auch extrem lächerlich." Doch dies müsse passieren, ohne den Rassismus "einfach nur plump zu wiederholen", betont Aikins.
(mkn)