Rassismus-Kritik an Cartoons

Warum der Journalistinnenbund Franziska Becker ehrt

06:46 Minuten
Franziska Becker, Karikaturistin, aufgenommen in ihrer Wohnung vor Bildern am 24.06.2019 in Köln
Wegen ihrer Darstellung von Kopftuch tragenden Frauen heftig in die Kritik geraten – die Karikaturistin Franziska Becker, die in diesem Jahr vom Journalistinnenbund ausgezeichnet werden soll. © picture alliance/Oliver Berg/dpa
Rebecca Beerheide im Gespräch mit Shanli Anwar |
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Die Cartoonistin Franziska Becker wird vom Journalistinnenbund für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Das hat heftige Kritik auf Twitter ausgelöst. Einige ihrer Zeichnungen seien islamfeindlich und rassistisch. Die Vorsitzende des Vereins erklärt ihre Position.
"Die Karikaturistin ist eine der profiliertesten, journalistisch-feministisch engagierten und erfolgreichen Persönlichkeiten, die seit Jahrzehnten spitzfedrig und scharfzüngig das Mit-, Für- und Gegeneinander von Frauen und Männern genüsslich in Szene zu setzen weiß." So lautet die Begründung der Jury für die Auszeichnung der Cartoonistin Franziska Becker, die am 29. Juni in Berlin mit der Hedwig-Dohm-Urkunde des Journalistinnenbundes für ihr "Lebenswerk" ausgezeichnet werden soll.
Die Ankündigung hat jedoch heftige Kritik auf Twitter nach sich gezogen. Die richtet sich gegen gewisse Cartoons, die "islamfeindlich-rassistisch" seien – so bezeichnet es die Journalistin Sibel Schick auf Twitter.
Viele Medienschaffende haben sich ihr angeschlossen. In den Karikaturen, auf die sich diese Kritikerinnen und Kritiker beziehen, steht jeweils eine Frau mit Kopftuch im Mittelpunkt. Als Bankangestellte bittet sie eine Frau, die ein Konto eröffnen möchte, um die Zustimmung ihres Mannes. Als Polizistin hackt sie einem Ladendieb die Hand ab. Ist sie Bademeisterin, müssen alle Frauen Burkini tragen.
Die Chefredakteurin von "Edition F", Teresa Bücker, schreibt auf Twitter, "da wird einem ja schwindelig, so offen rassistisch insbesondere gegenüber kopftuchtragenden Frauen sind die." Jakob Augstein merkt an, für ihn könnten diese Cartoons auch in der "Jungen Freiheit" gedruckt werden.

"Wir sind von der Kritik überrascht"

"Diese Cartoons sind natürlich wirklich von der schwierigen Sorte", sagte auch die Vorsitzende des Journalistinnenbunds, Rebecca Beerheide, im Deutschlandfunk Kultur. "Diese drei Karikaturen sind schon in irgendeiner Weise islamkritisch, und sie gefallen mir auch nicht hundertprozentig."
Man habe Becker für ihre Selbstironie ausgezeichnet, so Beerheide weiter. "Wenn man sich das restliche Werk anschaut, ist da sehr viel Selbstironie, was Frauen angeht, was Männer angeht, was andere Religionen angeht, und wir wollen hier eben das Lebenswerk auszeichnen, das auch Ambivalenzen haben kann."
Auch müsse man sehen, dass politische Karikaturen immer provozieren wollten. Das sei die Aufgabe von Cartoons: "Wir sind von der Kritik, die uns überrollt, sehr überrascht."

"Wir verstehen, dass sich einige jetzt beleidigt fühlen"

"Wir sehen hier auch die Meinungsfreiheit, die wir auszeichnen wollen. Franziska Becker sagt von sich selber, sie sei einfach gemein, und das ist ihr Hauptarbeitsstil." Auch Hedwig Dohm, auf die sich der Preis bezieht, sei ehemals heftig angefeindet worden.
"Diese drei speziellen (Karikakturen), die jetzt in der Kritik stehen, hatten wir in der Form nicht im Blick", räumte Beerheide ein. "Wir verstehen absolut, dass sich einige jetzt beleidigt fühlen, kritisiert fühlen, und dass Teile des Feminismus sicherlich hier nicht mitgehen können." Ihr Verein stehe aber für den offenen, feministischen Diskurs, auch in dieser Frage.
Auf der "Emma"-Webseite waren weitere Karikaturen mit Kopftuch tragenden Frauen zu finden. Der Journalistinnenbund habe die Bilderauswahl der "Emma" nicht getroffen, distanzierte sich Beerheide.
(cwu)
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