Der US-amerikanische Dirigent Brandon Keith Brown, geboren 1981 in North Carolina, arbeitet und lebt in Berlin. Er leitet namhafte Orchester in Deutschland und erhielt wichtige Auszeichnungen. 2012 war er Preisträger beim Sir-Georg-Solti-Dirigentenwettbewerb in Frankfurt. Als schwarzer Dirigent habe er immer wieder offenen Rassismus erlebt und verweist als Aktivist auf ein strukturelles Problem.
Deutschland lenkt ab
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Eine Mahnwache hier, eine Menschenkette dort – wenn wieder mal ein nicht-weißer Mensch ermordet wurde: Der Dirigent Brandon Keith Brown hat die Demonstrationen von Toleranz satt. Denn damit werde nur vom eigentlich herrschenden Rassismus abgelenkt.
Ein weißer Terrorist ermordet unschuldige farbige Menschen. Es finden Mahnwachen statt. Orchester spielen Stücke wie "Remember the Brown People". Das Brandenburger Tor, ein Symbol der Teilung und Einheit, wird zum Gedenken vorübergehend abgeriegelt, während viele schmollen: "Uh! Keine Selfies heute?!".
Nachdenken über Rassismus wird nur dann toleriert, wenn nicht-weiße Menschen ermordet werden – siehe George Floyd, Breona Taylor oder Oury Jalloh. So eine Art von "Märtyrertum" bringt vorübergehend Empathie mit sich und die Verurteilung von Rassismus. Wir – nicht weiße Menschen wie ich, People of Colour, PoC – schreien täglich geradezu nach Gerechtigkeit und Gleichheit. Doch ihr hört nicht zu. Im Gegenteil: Ihr bringt uns zum Schweigen. Ich schweige nicht!
Toleranz ist die Hintertür zur Akzeptanz: Sie ermöglicht es Weißen, die Existenz von Rassismus zuzugeben, gleichzeitig es aber zu vermeiden, ihr eigenes rassistisches Verhalten und ihre rassistische Ideologie zu hinterfragen. Da Einwanderung eine so genannte "Leitkultur" und den nationalen Zusammenhalt bedrohe, lenkt Deutschland mit Toleranz weiterhin vom eigentlich herrschenden Rassismus ab.
Regierung und Justiz tolerieren Rassismus
Um toleriert zu werden, darf ich niemals Gleichheit fordern und muss mich der weißen "Leitkultur" unterwerfen. Somit können wir derzeit von vielen weißen Deutschen offenbar nicht erwarten, dass sie tief verwurzelte rassistische Überzeugungen und Verhaltensweisen ablegen. Nicht-weiße Menschen betteln wie Welpen darum und wetteifern geradezu um Fetzen von Toleranz.
Das Oxford Dictionary definiert übrigens "Toleranz" unter Anderem als "Fähigkeit, fortwährende Unterwerfung zu ertragen". Es geht also um ein Dulden. Mit anderen Worten: "Bravo! Sie sind an einem Juden vorbeigegangen, ohne ihm den Schädel einzuschlagen! Hier: ein Keks."
Auch Regierung und Justiz hierzulande tolerieren Rassismus, denn Rassismus wird nicht im Namen der Opfer untersucht. Ein Richter in Mecklenburg-Vorpommern entschied sogar, dass "Neger" per se kein Schimpfwort sei. Wer also hilft Opfern von Rassismus? Niemand!
Entscheiden, wer geduldet wird
Toleranz erlaubt immer die Ausnahme von der Akzeptanz. Sie erlaubt euch, so etwas zu sagen, wie: "Ich sitze im Zug neben Schwarzen, aber: mir gefällt das nicht"
Ich sage: Mit der Schaffung einer Völkermordmaschine habt ihr jedes Recht verloren, darüber zu urteilen, wer toleriert wird.
Mich auf der Straße zu stoßen, zu treten, zu schlagen, zu beschimpfen – ist keine Aggression. Es zeigt nur, dass ihr das deutsche "N-Wort" verkörpert: Nazis.
"Ich werde nie ein weißer Deutscher sein"
Toleranz definiert die Fähigkeit, weißer Deutscher zu sein. Ich werde nie ein weißer Deutscher sein – und will es auch nicht. Warum auch?!
Integration ist nicht die Antwort. Denn Integration bedeutet, eine zahlenmäßig unterlegene Gruppe zu zwingen, sich in eine weiße Gesellschaft einzufügen. Uns wird beigebracht, Weißsein auf Kosten unsere Menschenwürde zu praktizieren. Alle Ethnien und Kulturen werden diesem Weißsein untergeordnet.
Homophilie und Integrationsideologien etablieren Hürden, Grenzen – keine Brücken. Das führt unweigerlich zu rassistischer Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Segregation und Ungleichheit.
Können wir unsere eigene Kultur nicht bewahren und trotzdem akzeptiert werden?
Yes, we can!
Musik ist der Weg: Musiker sind die wirklichen Ärzte der Menschheit. Als Musiker können wir gleichwertige Beziehungen gestalten.
Die gesellschaftliche Mitte teilen
Und, warten Sie nun auf Käsekuchen und Kaffee? Hier gibt es keinen. Denn: Während Sie Schein-Toleranz spielen, sterben Menschen. Einen Teil der gesellschaftlichen Mitte zu teilen, macht vielen offenbar Angst.
Meine Damen und Herren, der Sonderweg ist ausgeschlossen! Akzeptieren Sie alle People of Colour so, wie wir sind! Gewöhnen Sie sich daran, sich unwohl zu fühlen! Setzen Sie sich im Zug neben haarige braune Menschen! Vertrauen Sie mir, wir haben mehr Gründe, Sie zu fürchten als Sie uns!