Rassismus und rechter Terror - Wie stärken wir unsere offene Gesellschaft?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit dem Kolumnisten Stephan Anpalagan und dem Rechtsextremismus-Experten Matthias Quent. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Wie stärken wir unsere offene Gesellschaft?
83:35 Minuten
Kassel, Halle, Hanau: Drei rechtsradikal motivierte Gewaltverbrechen in neun Monaten. Dazu die Enttarnung einer rechten Terrorzelle. Rassismus und rechter Hass treten immer deutlicher zu Tage. Was können wir dagegen tun? Diskutieren Sie mit!
"Solchen rechten Attentätern geht es darum, die Gesellschaft zu spalten", sagt Dr. Matthias Quent, Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena. In ihrem Weltbild teilten sie die Gesellschaft in "einheimisch" und "nicht dazugehörig". Der Täter von Hanau habe seine Opfer gezielt nach rassistischen Kriterien ausgewählt. Und dieser Rassismus sei nicht isoliert entstanden: "Rassismus wird gesellschaftlich gemacht, niemand wird als Rassist geboren." Der Soziologe beschäftigt sich seit langem mit den Mechanismen und Strategien rechtsextremer und -populistischer Parteien und hat dazu ein Buch geschrieben: "Deutschland rechts außen. Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können".
Dammbruch Thüringen
Aktuelles Beispiel: Thüringen und die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten mit Hilfe der AfD. Dies sei ein klarer Dammbruch, so Quent – und eine Gefahr für die Demokratie: "Demokratien beginnen dann zu sterben, wenn Konservative mit Rechtsradikalen gemeinsame Sache machen. Denn aus eigener Kraft schaffen es weder populistische noch radikale Rechte an die Macht. Das gelingt ihnen nur, wenn Demokratinnen und Demokraten die großen Unterschiede beiseite wischen und mit Rechtsaußen Koalitionen bilden."
Die Zivilgesellschaft stärken
"Jeder Einzelne kann antifaschistisches Engagement zeigen und Position beziehen, indem man demonstriert, indem man seinem Bundestags- oder Landtagsabgeordneten schreibt", sagt Stephan Anpalagan, politischer Kolumnist verschiedener Onlinemagazine, u.a. bei Telepolis und Krautreporter. Der Theologe engagiert sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Initiativen gegen Rassismus und Rechtsextremismus ein, zum Beispiel als Geschäftsführer der Unternehmensberatung "Demokratie in Arbeit". Auch, wenn die Erregungsspirale oft überdreht werde, der Protest gegen die Wahl Kemmerichs mit Hilfe der AfD zeige, dass die Zivilgesellschaft funktioniere. Ihre Vertreter würden aber zu oft allein gelassen im Kampf gegen Rechts.
Rechte haben oft ein zu leichtes Spiel
Dies sei besonders in ländlichen Regionen der Fall: Wo die Jungen abwandern, weil es keine Chancen auf Arbeit gebe, hätten Rechte ein zu leichtes Spiel: "Und da kommen dann junge Männer und bauen ein Café auf oder einen Spielplatz. Irgendwann verteilen sie CDs auf dem Schulhof. Die rufen nicht 'Heil Hitler' - nein: Nach und nach wird die Region kontaminiert mit nationalsozialistischer Ideologie. Warum machen nicht andere Regionalförderung? Das müssen wir dort doch hinkriegen, soziale Arbeit, Stadtteilarbeit – darüber müssen wir reden."