Karikatur von Serena Williams löst Shitstorm aus
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Nach dem Eklat um Serena Williams bei den US Open sorgt nun eine Karikatur der Tennisspielerin für Empörung in den sozialen Medien. Sie entstamme der "Mottenkiste der rassistischen Anti-Schwarzen-Klischees", meint auch Politologe Joshua Kwesi Aikins.
Eine vor Wut schäumende Serena Williams springt auf ihrem Tennisschläger herum: eine breite, fast männlich kräftige Gestalt mit gewölbten, schwulstigen Lippen, die krausen Haare stehen wild vom Kopf ab.
Neben dem Tennisschläger liegt ein Babyschnuller, der Williams zu einem unreifen "Baby" degradiert. Im Hintergrund spricht der Schiedsrichter zu einer ranken, glatthaarigen, weißhäutigen Blondine: "Können Sie sie nicht einfach gewinnen lassen?".
Diese Karikatur der US-amerikanischen Tennisspielerin Williams im Finale der US Open sorgt nun weltweit für eine Kontroverse über Rassismus. Die Karikatur reduziere eine der herausragendsten Sportlerinnen zum einem "rassistischen, sexistischen Klischee", heißt es beispielsweise in einem Tweet der Harry-Potter-Autorin J. K. Rowling.
Kein Wunder, denn die groben Überzeichnungen der Karikatur spielen "auf sehr alte, rassistische Stereotype" an, meint der Politologe und Menschenrechtler Joshua Kwesi Aikins. Die Karikatur von Mark Knight, die in der konservativen "Herald Sun" von Verleger Rupert Murdoch erschienen ist, bediene sich aus "einer Mottenkiste der rassistischen Anti-Schwarzen-Klischees".
Zugegeben, das Finale der US Open ging nicht ohne große Emotionen vorüber: Tränen flossen und Williams zertrümmerte ihren Schläger. Vom Schiedsrichter wurde sie dafür verwarnt und erhielt schließlich Punktabzug, weil sie dies nicht ohne Widerspruch hinnehmen wollte.
Zurück ins rassistische Schema
Doch die Zeichnung des australischen Karikaturisten gehe weiter, sie falle in ein "rassistisches Schema zurück", so der Politologe Aikins. Sie basiere auf einer Tradition, die zurückreicht in die Zeit des Kolonialismus, der Versklavung: "eine Tradition, die leider auch in Deutschland nach wie vor Bestand hat".
Ähnlich beurteilt dies Christian Gasser, Mitherausgeber des Comic-Magazins "Strapazin": Statt individuelle Merkmale Serena Williams herauszuarbeiten und – wie bei einer Karikatur üblich – ins Lächerliche zu ziehen, habe Knight eine Typen-Karikatur gezeichnet, mit der in Karikaturen sonst bestimmte Gruppen charakterisiert werden. "Man sieht nicht mehr Serena Williams sondern den Typen der afro-amerikanischen Frau, der sehr stark verbunden ist mit diesen rassistischen Bildern, die wir seit 150 Jahren mit uns tragen. Und wenn die im Fall Serena Williams mit der Realität und dem Aussehen von Serena Williams nichts zu tun haben, wird das für mich wirklich sehr problematisch."
Naomi Osaka wird zur weißhäutigen, glatthaarigen Blondine
Um rassistische Klischee durch Kontraste zu überzeichnen, verwandelte der Zeichner Serena Williams Gegenspielerin, die Japanerin Naomi Osaka, eher dunkelhäutig und mit lockigem Haar, kurzerhand in eine weißhäutige, glatthaarige Blondine.
"Es geht um verschiedene Formen von Weiblichkeit, aber auch den Kontrast von Schwarz und Weiß, den Kontrast Kindlichkeit versus Reife", so der Politologe Aikins. "Der Richter spricht mit der weißen, reifen, blonden Gewinnerin", weil die schwarze Person gar nicht ansprechbar sei, "aufgrund ihrer Rage". Man werde eingeladen, "in diese Klischeewelt einzutauchen und darin diesen Kontrast witzig zu finden, der nicht einmal der karikierten Realität entspricht".
Dass der Karikaturist Mark Knight sich jetzt zu Wort gemeldet hat und behauptete, er haben Serena Williams "so dargestellt wie sie ist", wird die Rassismus-Vorwürfe wohl kaum entkräften.
(lk)