Viele Fragen zum Tod eines Studenten
Die Polizei der Stadt Ferguson, Missouri, unweit von St. Louis, steht in der Kritik, nachdem ein weißer Polizist einen schwarzen Teenager erschossen hat. Um weitere Unruhen zu vermeiden, schaltete sich nun auch Präsident Obama ein.
"Wir wollen Gerechtigkeit!" rufen Einwohner von Ferguson in den Abendhimmel, in kurzen Hosen, T-Shirt und Turnschuhen, die Hände über dem Kopf. Und sie skandieren: "Wir sind friedlich - nicht schießen!" Ein Radioreporter filmt und berichtet - auch, als gepanzerte Fahrzeuge, als Polizisten mit Helmen und Schutzwesten auf die Demonstranten vorrücken.
Tränengasgranaten schlagen auf dem Asphalt auf, binnen Sekunden ist die Straßenkreuzung in dicken Rauch gehüllt. Gummigeschosse fliegen.
Wieder eine Nacht, in der aufgebrachte Bürger der Kleinstadt nahe St. Louis mit der Polizei aneinandergeraten. Wieder eine Nacht, in der die Demonstranten gegen Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner protestieren. Wieder eine Nacht, in der die Sicherheitskräfte Randalierer mit Molotowcocktails ausmachen. Seit ein Polizist den unbewaffneten 18-jährigen Michael Brown auf offener Straße erschossen hat, sind die Spannungen mit jedem Tag gewachsen. In seinem Urlaubsort Martha's Vineyard im Bundesstaat Massachusetts meldet sich der Präsident zu Wort, mit einem Appell an beide Seiten:
Es gäbe niemals eine Entschuldigung für Gewalt gegen Polizisten, für Vandalismus oder Brandstiftung, so Barack Obama:
"Aber es gibt auch keine Entschuldigung für übermäßige Gewalt gegen friedliche Demonstranten. Und hier in den Vereinigten Staaten sollten Polizisten auch keine Journalisten festnehmen, die nur ihren Job machen."
Genau das aber war passiert. In der Washington Post schildert ein Reporter ausführlich, wie er von martialisch ausgerüsteten Beamten bedrängt wurde, eine McDonald's-Filiale in der Nähe der Demonstrationen zu verlassen. Und schließlich vorübergehend verhaftet und in Handschellen abgeführt wurde.
Diese Wunden will auch der Präsident heilen helfen. Zu Ruhe und Frieden in den Straßen von Ferguson soll die unabhängige Untersuchung beitragen, mit der er das Justizministerium und die Bundespolizei FBI beauftragt hat. Aber auch in Ferguson selbst ziehen die Verantwortlichen erste Konsequenzen aus der Eskalation der vergangenen Tage.
Drei von 53
Der Gouverneur von Missouri, der Demokrat Jay Nixon, hat verfügt, dass ab sofort nicht mehr die örtliche Polizei, sondern die Landespolizei für Ruhe und Ordnung sorgen soll. Deren Chef, Ronald Johnson, ein Afro-Amerikaner, versuchte daraufhin gleich, Brücken zu bauen.
"Es ist mir persönlich sehr wichtig, diesen Teufelskreis der Gewalt zu durchbrechen, die Spannungen abzubauen und Vertrauen zurückzugewinnen. Ich kann den Ärger und die Angst der Bürger von Ferguson gut verstehen. Wir werden damit respektvoll umgehen."
Die genauen Todesumstände des angehenden Studenten Michael Brown geben weiter Rätsel auf. Nach Darstellung der Polizei hatte er den Beamten attackiert und versucht, ihm die Dienstwaffe zu entreißen. Der Schütze sei später mit einer Gesichtsverletzung in einem Krankenhaus behandelt worden. Ein Augenzeuge widerspricht heftig. Dorian Johnson berichtet im Fernsehen, dass der Beamte seinen Freund am Genick gepackt und in seinen Dienstwagen gezerrt habe, als sich der erste Schuss löste. Daraufhin sei Michael Brown weggerannt.
"Mit gezogener Waffe ist der Beamte dann hinter ihm her. Mein Freund hat sich mit erhobenen Händen umgedreht, versucht, ihm zu sagen, dass er unbewaffnet ist. Aber in diesem Moment hat der Beamte wieder mehrmals geschossen. Mein Freund fiel zu Boden und starb."
Den Namen des Polizisten wollen die Behörden nach wie vor nicht preisgeben. 53 Polizeibeamte tun in Ferguson ihren Dienst. Drei von ihnen sind Afro-Amerikaner.