Urs Willmann: "Stress – ein Lebensmittel"
Pattloch Verlag, München 2016
304 Seiten, 19,90 Euro.
"Kurzzeitstress macht glücklich"
Mehr Stress empfiehlt der Buchautor Urs Willmann. In seinem Buch "Stress – ein Lebensmittel" unterscheidet er zwischen gefährlichem Dauerstress und beglückendem Kurzzeitstress.
"Stress, wie wir ihn empfinden, ist eines der größten Missverständnisse, denen wir erliegen seit langer, langer Zeit, seit der Industrialisierung", sagt der Wissenschaftsjournalist Urs Willmann. "Wir haben einen enormen Lebensrhythmus entwickelt und haben uns dadurch in einen Langzeitstress hineinmanövriert, in einen permanenten Kontrollverlust." Dafür sei die körperliche Reaktion aber eigentlich nicht gedacht. Dem langjährigen Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung "Die Zeit" geht es mit seinem neuen Buch "Stress – ein Lebensmittel" darum, beim Stress ein Umdenken zu bewirken.
Hormoncocktail genießen
"Der Kurzzeitstress ist der, der uns wahnsinnig glücklich macht", sagt Willmann. Er löse Hormonausschüttungen aus, die Euphorie bewirkten, die Leistungsfähigkeit steigerten und Freude bescherten. "Und danach eine wunderschöne Erholungszeit." Diesen Hormoncocktail könne man gut hin- und wieder genießen. "Wir sollten ihn nur nicht permanent genießen, dann überanstrengen wir uns dabei." Als Beispiele für angenehmen Kurzzeitstress führt der Autor in seinem Buch neben Krimis lesen auch Liebe, Sex und das Küssen an.
Gebalze als Stressfaktor
"Wenn Sie ins Tierreich gucken, das ganze Gebalze, das Sie da sehen, ist verknüpft mit hochgradigem Stress", sagte Willmann. "Wenn Sie die Hirsche im Herbst röhren hören." Auch beim Menschen sei das Balzen mit Stress verbunden, weil man dabei seine höchste Leistungsfähigkeit erreichen wolle. "Deswegen sind wir durchaus ein bisschen aufgeregt, wenn es in die Nähe der Fortpflanzung kommt – da ist der Kuss halt der Anfang des Prozederes."