Kunst als historisches Dokument
Gleich mehrere Künstler setzen sich auf der documenta mit Raubkunst auseinander. Für den Kurator Dieter Roelstraete erzählt Raubkunst auch viel über die Geschichte der Bundesrepublik - und über die Schwierigkeiten der Sammlung der documenta.
Raubkunst ist nicht erst seit dem sensationellen Gurlitt-Fund ein großes Thema in Deutschland. Dieser hat aber noch einmal ein großes, öffentlich wahrnehmbares Schlaglicht darauf geworfen. Ein Thema, das auch die Künstlerin Maria Eichhorn beschäftigt. Sie will Besucher der Neuen Galerie in Kassel auffordern, selbst nach Raubkunst zu fahnden.
"Jeder kann so eine Recherche selbst machen", sagt sie. "Ich könnte in meiner Familie recherchieren, auf den Dachboden gehen, in den Keller gehen, alte Briefe angucken ..."
Dieter Roelstraete ist Kurator bei der documenta und er hat Eichhorns Arbeit mitbetreut. Anhand der Gurlitt-Familie könne man gut die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts nacherzählen, meint Roelstraete - und das könne man auch gut auf die documenta beziehen, die ja auch eine Nachkriegsgründung ist.
Raubkunst umgibt eine Aura
Bei den allermeisten gefundenen Werken steht der Beweis, ob sie Raubkunst sind, allerdings noch aus. Man hatte sie trotzdem auf der documenta zeigen wollen, um Beweise vorzulegen für die Schwierigkeit dieser Sammlung und wie sie entstanden ist: Kunst selbst als historisches Dokument.
Doch es geht Roelstraete nicht nur um die Raubkunst mit ihrer Aura, sondern auch um Raubgut, um Alltagsgegenstände wie Schmuck oder Bücher. Viele dieser Objekte konnten bis heute nicht zurückgegeben werden, weil ihre Besitzer ins Exil gingen oder getötet wurden.
Eichhorn ist nicht die einzige, die sich als Künstlerin mit diesem Thema auf der documenta beschäftigt: David Schuttner betrachtet Bilder und malt sie dann aus seiner Erinnerung in meist monochroner Technik. Für die documenta hat er das Werk von Max Liebermann studiert, in der Gurlitt-Sammlung befand sich das Gemälde "Zwei Reiter am Strand" von Liebermann von 1901.
Und Yael Davids zeigt Arbeiten der Malerin Cornelia Gurlitt, der Tante von Cornelius Gurlitt, bei dem die Werke gefunden worden waren.