Raue Energie aus Angola
"Ten Cities – Clubkultur in Afrika und Europa" heißt ein aufwändiges Projekt des Goethe-Instituts. Den Anfang hat Angolas Hauptstadt Luanda gemacht: Die elektronische Tanzmusik Kuduro ist dort mittlerweile allgegenwärtig.
Ein improvisiertes Tonstudio im Hinterhof des Goethe-Institutes in Angolas Hauptstadt Luanda: Die Musiker Marco Messina und Lucio Aquilina aus Neapel und der Produzent Andi Teichmann aus Berlin werkeln an elektronischen Sound-Effekten für ein neues Stück.
Die angolanischen Kuduro-MC Sacerdot und Viola haben den Text gerappt, jetzt geht es um den Feinschliff der europäisch-afrikanischen Fusions-Komposition. Die Zeit drängt: Morgen Abend ist Projekt-Konzert in einem Club in Downtown Luanda. Andi Teichmann stehen die Schweißperlen auf der von der tropischen Hitze geröteten Stirn:
"Was mich persönlich an Kuduro begeistert ist, dass es so eine raue, fast schon punkhafte Energie hat und transportiert. Dadurch, dass es sehr schnell ist und sehr stakkatomäßig und kaum Harmonien vorkommen, sondern eine sehr,sehr komprimierte und rhythmische Sache ist, hat es eine unglaubliche Power."
Das Konzert läuft gut: Das angolanische Publikum geht mit, Andi, Marco und Lucio an den Mischpulten wippen mit Kopf und Schultern im Gleichtakt mit den Kuduro- und Afrohouse DJs Satelite und Djeff aus Luanda. Für Angolas Beitrag zu "Ten Cities" haben die Musiker auf die Wurzeln zurückgegriffen: Die gemeinsamen Elektro-Klänge werden von einer traditionellen Semba-Trommlergruppe in Tracht bereichert.
MC Sacerdot: "Die Geschichte wiederholt sich, das hat sie immer getan. Dinge kommen aus Afrika und gehen nach Europa, dort werden sie verwandelt und kommen später zurück nach Afrika, dann verlassen sie Afrika wieder und gehen zurück. Im Kuduru steckt die Energie des angolanischen Volks, aber er ist von vielen europäischen Musik-Stilen beeinflusst worden."
Wie aus dem angolanischen Semba der Samba entstand, so ist der Kuduro eine dynamische Mischung aus House, HipHop, Rap und traditioneller Kazukuta-Karnevalsmusik. Kuduro stammt aus den Slums von Luanda und war ursprünglich ein Tanzstil, brachte der Jugend nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges die Lebensfreude zurück.
Die Texte der Kuduro-MCs waren zu Beginn sehr sozialkritisch, denn in Angola profitieren beileibe nicht alle vom Ölboom und Diamantenexport. Mittlerweile sind viele Kudurista vorsichtiger geworden, weil sie Repressionen fürchten oder einen Plattenvertrag mit einem großen Label anstreben.
Aber nicht so MC Sacerdot aus dem Armenviertel Sambizenga am Stadtrand von Luanda, wo 250.000 Menschen an Schlammpisten unter Wellblechdächern wohnen:
"Ich schreibe über viele soziale Aspekte, auch über Politik, wobei man berücksichtigen muss, dass man in einem Land wie dem unseren nicht gut über alles sprechen kann. Ich muss aber in der Musik ausdrücken, was ich fühle, ich habe nie Angst gehabt, das zu schreiben, was ich fühle. Oft singen die Leute manche Sachen, die sie geschrieben haben an bestimmten Orten nicht, das liegt dann aber an den Organisatoren, die Angst haben. Wenn sie zum Beispiel für eine Party die örtliche Vertretung der Regierungspartei um Unterstützung gebeten haben oder so etwas. Da kannst du dann zur Bedrohung für diesen Event werden. Deswegen singe ich als Künstler an manchen Orten nicht, denn ich mag es, zu schreiben, was ich fühle. Das macht für mich sonst keinen Sinn."
Mittlerweile hat Kuduro den wachsenden Mittelstand und die Steinreichen in Luanda erobert. Auch DJs in Europa und den USA spielen Kuduro: Die Band "Buraka Som Sistema" aus Lissabon hat den Stil jenseits der portugiesisch sprechenden Welt bekannt gemacht.
Nahezu alle Musik habe ihren Ursprung in Afrika, sagt Marco Messina dazu:
"Für mich ist es eine tolle Erfahrung, mit den angolanischen Musikern zusammen zu arbeiten. Reisen und Menschen kennen zu lernen, die einen anderen kulturellen Hintergrund und eine andere Lebensweise haben, ist für alle Menschen wichtig. Für Musiker und Künstler ist es aber existenziell."
Informationen des Goethe-Instituts zum Projekt "Ten Cities"
Die angolanischen Kuduro-MC Sacerdot und Viola haben den Text gerappt, jetzt geht es um den Feinschliff der europäisch-afrikanischen Fusions-Komposition. Die Zeit drängt: Morgen Abend ist Projekt-Konzert in einem Club in Downtown Luanda. Andi Teichmann stehen die Schweißperlen auf der von der tropischen Hitze geröteten Stirn:
"Was mich persönlich an Kuduro begeistert ist, dass es so eine raue, fast schon punkhafte Energie hat und transportiert. Dadurch, dass es sehr schnell ist und sehr stakkatomäßig und kaum Harmonien vorkommen, sondern eine sehr,sehr komprimierte und rhythmische Sache ist, hat es eine unglaubliche Power."
Das Konzert läuft gut: Das angolanische Publikum geht mit, Andi, Marco und Lucio an den Mischpulten wippen mit Kopf und Schultern im Gleichtakt mit den Kuduro- und Afrohouse DJs Satelite und Djeff aus Luanda. Für Angolas Beitrag zu "Ten Cities" haben die Musiker auf die Wurzeln zurückgegriffen: Die gemeinsamen Elektro-Klänge werden von einer traditionellen Semba-Trommlergruppe in Tracht bereichert.
MC Sacerdot: "Die Geschichte wiederholt sich, das hat sie immer getan. Dinge kommen aus Afrika und gehen nach Europa, dort werden sie verwandelt und kommen später zurück nach Afrika, dann verlassen sie Afrika wieder und gehen zurück. Im Kuduru steckt die Energie des angolanischen Volks, aber er ist von vielen europäischen Musik-Stilen beeinflusst worden."
Wie aus dem angolanischen Semba der Samba entstand, so ist der Kuduro eine dynamische Mischung aus House, HipHop, Rap und traditioneller Kazukuta-Karnevalsmusik. Kuduro stammt aus den Slums von Luanda und war ursprünglich ein Tanzstil, brachte der Jugend nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges die Lebensfreude zurück.
Die Texte der Kuduro-MCs waren zu Beginn sehr sozialkritisch, denn in Angola profitieren beileibe nicht alle vom Ölboom und Diamantenexport. Mittlerweile sind viele Kudurista vorsichtiger geworden, weil sie Repressionen fürchten oder einen Plattenvertrag mit einem großen Label anstreben.
Aber nicht so MC Sacerdot aus dem Armenviertel Sambizenga am Stadtrand von Luanda, wo 250.000 Menschen an Schlammpisten unter Wellblechdächern wohnen:
"Ich schreibe über viele soziale Aspekte, auch über Politik, wobei man berücksichtigen muss, dass man in einem Land wie dem unseren nicht gut über alles sprechen kann. Ich muss aber in der Musik ausdrücken, was ich fühle, ich habe nie Angst gehabt, das zu schreiben, was ich fühle. Oft singen die Leute manche Sachen, die sie geschrieben haben an bestimmten Orten nicht, das liegt dann aber an den Organisatoren, die Angst haben. Wenn sie zum Beispiel für eine Party die örtliche Vertretung der Regierungspartei um Unterstützung gebeten haben oder so etwas. Da kannst du dann zur Bedrohung für diesen Event werden. Deswegen singe ich als Künstler an manchen Orten nicht, denn ich mag es, zu schreiben, was ich fühle. Das macht für mich sonst keinen Sinn."
Mittlerweile hat Kuduro den wachsenden Mittelstand und die Steinreichen in Luanda erobert. Auch DJs in Europa und den USA spielen Kuduro: Die Band "Buraka Som Sistema" aus Lissabon hat den Stil jenseits der portugiesisch sprechenden Welt bekannt gemacht.
Nahezu alle Musik habe ihren Ursprung in Afrika, sagt Marco Messina dazu:
"Für mich ist es eine tolle Erfahrung, mit den angolanischen Musikern zusammen zu arbeiten. Reisen und Menschen kennen zu lernen, die einen anderen kulturellen Hintergrund und eine andere Lebensweise haben, ist für alle Menschen wichtig. Für Musiker und Künstler ist es aber existenziell."
Informationen des Goethe-Instituts zum Projekt "Ten Cities"