Raus aus dem Hamsterrad - Was tun gegen Stress?

Sommerzeit - Ferienzeit, Zeit für Muße und zum Auftanken. Viele Menschen fragen sich: Warum kann es nicht immer so entspannt sein? Und versuchen, ein wenig von dieser Gelassenheit auch in den Alltag hinüberzuretten. Der Versuch geht meist schief, das Hamsterrad des Lebens nimmt zu schnell wieder Fahrt auf. Und schon hat man wieder die Worte "Ich bin im Stress!" auf den Lippen.
"Reizflut, Zeitdruck und ständiges Multitasking können uns erschöpfen und krank machen", sagt Dr. Volker Busch. Der Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie betreut unter anderem Stress- und Schmerzpatienten an der Universitätsklinik in Regensburg. "Sind E-Mails und Handys ein Segen der modernen Zeit, so ist die immerwährende Erreichbarkeit ihr Fluch. Alles, was wir tun, hinterlässt Spuren. Nicht nur im Netz, auch im Kopf".

Seine Beobachtung: "Die Arbeitswelt hat sich verändert, die Menschen müssen immer mehr in immer weniger Zeit erledigen. Selbst den Erfolg kann man nicht mehr so genießen wie früher. Auch der eigene Anspruch an sich selbst hat zugenommen. Die Leute versuchen, möglichst viele Dinge zu organisieren. Sie organisieren die Freizeit genauso wie ihr Arbeitsleben. Sie machen sich Termine mit Freunden, für den Sport – das führt dazu, dass die Menschen nach dem Wochenende gestresster sind als davor."

Die Folge: Stressbedingte Erkrankungen wie Herzprobleme, Rückenschmerzen, psychische Erkrankungen, Burnout.
"Das Interessante dabei ist: Der Hamster betätigt sein Rad ja selbst", sagt Wiebke Sponagel. Sie ist Personal Coach und bietet unter anderem Beratung zur Stressbewältigung und zum "Downshifting" an. Es geht ihr dabei nicht nur um die reine Stressbewältigung. Wichtiger sei, dass dahinter die Sinnfrage stehe, "Dieses von sich selbst Entfremden, dass sich die Leute spätestens ab der Mitte des Lebens die Frage stellen: `Wofür mache ich das eigentlich?`" In ihrem Buch "Runterschalten! Selbstbestimmt arbeiten, gelassener leben" gibt sie Ratschläge, wie man dem Hamsterrad entkommen kann

"Es ist schade, wenn das Runterschalten als Luxus gesehen wird, den sich nur die Reichen leisten können. Es kommt ja auch darauf an, wie weit es gehen soll. Manchen reicht es schon, von ihrem Überstundenberg runterzukommen und mal wieder einen Nachmittag im Café zu verbringen. Es muss nicht gleich die totale Neuorientierung sein. Oft ist es schon effektiv - und schwierig genug -, an der richtigen Stelle `nein´ zu sagen."

Ihre Ermunterung: "Das sind keine Loser, keine Verlierer. Im Gegenteil! Ich möchte gern klarstellen, dass das Menschen sind, die sich einem sehr anstrengenden Prozess stellen. Und dass sie am Ende auch geläutert herauskommen können, so wie Phönix aus der Asche. Und dass im Gegenteil die, die sich nicht stellen, dafür zahlen – auch mit ihrer Gesundheit."

"Raus aus dem Hamsterrad - Was tun gegen Stress?"
Darüber diskutiert Stephan Karkowsky heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr gemeinsam mit Wiebke Sponagel und Volker Busch. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 oder per E-Mail unter gespraech@dradio.de.

Literaturhinweis:
Wiebke Sponagel: "Runterschalten! Selbstbestimmt arbeiten, gelassener leben", Haufe Verlag 2011. 208 Seiten, 19,80 Euro

Informationen im Internet:
Über Wiebke Sponagel
Über Volker Busch