Raving Iran
Schweiz 2016
Buch und Regie: Susanne Regina Meures
Wo Techno des Teufels ist
Die beiden iranischen Techno-DJs Arash und Anoosh produzieren eine CD mit elektronischer Musik. Das ist nicht ganz ungefährlich, denn dafür droht Verhaftung wegen satanistischer Umtriebe. Wie es Arash und Anoosh trotzdem schaffen, zeigt der Film "Raving Iran". Azadê Peşmen hat den Film gesehen.
Was erfährt der Zuschauer über die Technoszene im Iran?
Man bekommt - ausschließlich durch die Perspektive der Protagonisten Arash und Anoosh - einen Einblick, dass es ein ganz schön langwieriger Prozess ist, offiziell elektronische Musik im Iran zu produzieren, das zeigt der Film auch ganz eindrücklich, weil man die beiden DJs dabei begleitet, wie sie versuchen, in Behörden Genehmigungen einzuholen oder versuchen, Ladenbesitzer davon zu überzeugen, dass sie ihre CDs verkaufen.
Dabei wird auch deutlich, dass die Regeln, die vom iranischen Regime aufgestellt werden, ziemlich willkürlich sind und gleichzeitig die Ladenbesitzer zum Beispiel generell nicht abgeneigt sind, den beiden Protagonisten zu helfen, ihre Musik zu verbreiten. Aber es kommt trotzdem zwangsläufig eine latente Frustration auf bei den beiden DJs:
Die beiden sprechen darüber, dass sie im Iran keine Musik machen und so nicht mehr weitermachen können. Da kommt der Anruf aus der Schweiz gerade recht, sie werden von dem weltweit größten Technofestival eingeladen, um dort aufzulegen.
Ist das ein politischer Film?
Nein, das sehe ich nicht so. Die beiden Protagonisten sind auch nicht politisch, sagen das selbst auch in den Interviews, aber gerade im so genannten Westen wird dieser Film als hochpolitisch wahrgenommen, einfach weil alles ,was in irgendeiner Weise gegen das iranische Regime geht, als ein Politikum wahrgenommen wird, unabhängig davon, wie die Protagonisten das sehen.
Ist der Film empfehlenswert?
Das Thema an sich ist interessant, vor allem zu sehen, wie erfinderisch die Menschen sind, um der Strafverfolgung des Regimes zu entgehen, allerdings ist es nichts neues, dass im Iran vieles im Untergrund stattfindet bzw. stattfinden muss, gezwungenermaßen, daher trägt der Stoff den Film nicht.
Gerade im ersten Teil des Films wirkt es sehr langatmig, und man fragt sich ein wenig, wann es endlich losgeht. Im Film kommt immer wieder eine sehr dramatische, musikalische Untermalung vor, wie wir sie eben im Trailerausschnitt gehört haben, die ein wenig stört und auch ein wenig dramatisierend rüberkommt. Das sind klischeehafte traditionellere Klänge, die man mit dieser Region verbindet, aber absolut nichts mit der Musik der beiden DJs zutun hat.
Auch deshalb wirkt das Ganze ein wenig inszeniert und ich denke, der Film funktioniert auch in erster Linie über seinen Befreiungsmythos, also das böse iranische Regime auf der einen Seite und der vermeintlich befreite Westen, auf der anderen. Und das ist eine Erzählung, die ich nicht innovativ finde.