Neue Impulse für das Fußballgeschäft in Indien
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In Indien ist bislang vor allem Cricket angesagt, aber Fußball ist auf dem Vormarsch - und wird von ausländischen Vereinen gefördert. Der RB Leipzig will ganz vorn mit dabei sein und ist eine vielversprechende Partnerschaft mit dem FC Goa eingegangen.
Indien ist ein Land mit vielen Tausend Göttern. Aber wenn es einen Gott gibt, an den so ziemlich alle Inder glauben, dann ist es der Cricket-Gott. Cricket ist der indische Nationalsport Nummer 1, alle anderen Sportarten folgen auf der Beliebtheitsskala in gebührendem Abstand.
Fußball allerdings sei absolut im Trend, sagen die, die sich mit Fußball beschäftigen. Stars, Bollywood-Sternchen und Geld pushen jedenfalls das Business. Nun wollen auch Bundesligavereine in Indien mitmischen. Der RB Leipzig ist ganz vorne mit dabei, gerade ist er eine Partnerschaft mit dem FC Goa eingegangen.
"Fußball ist ein wunderschönes Spiel. Egal wo du spielst. Es bringt ein Lächeln auf dein Gesicht." Das ist ein echt schönes Werbevideo vom FC Goa und RB Leipzig. Die Kinder in ihren Trikots grinsen breit in die Kamera und die Vereine versichern: Wir wollen das Know-how und die Liebe zum Fußball von nun an teilen. Sie scheinen es wirklich ernst zu meinen, beide versichern: Die neue Partnerschaft sei kein Marketing-Gag.
Die Teams sind jung, sie haben Pioniergeist und sind risikofreudig: "Soweit sind wir jetzt erst mal der erste Bundesligist, der sich klar commited hat, mit einem Erstligisten in Indien zu kooperieren", sagt der Geschäftsführer von RB Leipzig, Oliver Mintzlaff, im Skype-Interview.
Andere Vereine sind schon aktiv
Tatsächlich hinkt die Bundesliga ein bisschen hinterher: Vereine aus der englischen Premier League und dann auch aus La Liga in Spanien sind auf dem indischen Fußballmarkt schon viel länger am Start. Das habe nicht nur mit der sportlichen Liebe zum Fußball zu tun, sagt Saji Chacko, Sportreporter des indischen Sonntagsblatts "Sunday Guardian".
"Am Ende dreht sich alles ums Geld und ums Merchandising. Die indische Mittelklasse ist riesig und wird immer größer. Das treibt die Fußballleute an, hier ihre Geschäfte zu machen", sagt Chacko. Trotzdem werde Mut und Überzeugung gebraucht, um hier zu investieren: Der indische Fußball ist Lichtjahre vom europäischen entfernt, na ja, fast.
Ravi Puskur ist der sportliche Direktor vom FC Goa. Er drückt es nicht ganz so drastisch aus und spricht lieber von Jahrzehnten: "Der indische Fußball hängt fast 35 Jahre hinterher", sagt er. "Das liegt vor allem daran, dass bislang wenig in die Jugendarbeit gesteckt wurde. Viele haben sich anfangs nur auf die höchsten Ligen geschaut und keiner hat auf die Kids oder den Nachwuchs geschaut."
Die Coronakrise kam dazwischen
Das will der FC Goa nun unbedingt ändern und mit dabei ist jetzt auch der RB Leipzig. Aber wie überall auf der Welt hat Corona da einen ziemlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Eigentlich sollten jetzt schon Coaches aus Deutschland in Goa sein oder junge Spieler aus Indien in Leipzig. Weil das nicht geht, gibt es erst einmal eine Menge Trainingsvideos.
Alles auf Englisch, für junge Fußballer in Indien passgenau gemacht. Mehr als 2000 Teams aus allen Ecken des riesigen Landes hätten sich schon registriert, sagt Puskur. Der FC Goa sieht schon das als Erfolg: Sein Verein und auch der RB Leipzig wollen komplett an die Basis, denn bislang gibt es hier nur sehr wenige Kids, die von klein auf professionelles Fußballtraining haben.
"Willkommen zu den Stars der Indischen Super Liga der Helden", heißt es im Trailer der indischen Fußballliga, die erst im Jahr 2014 gegründet wurde. Eine Profiliga, die aus dem Boden gestampft wurde, obwohl es in Indien schon eine andere Liga gab und gibt.
Sepp Blatter, der ehemalige FIFA-Chef, soll Indien mal als "schlafenden Riesen" bezeichnet haben. Diese Super Liga sollte den Giganten aus seinem Dornröschenschlaf aufwecken. Ausgerechnet mit zahlreichen abgehalfterten Stars der Fußballwelt-Szene.
Neue Heldengeschichten schaffen
"Indien funktioniert komplett über Helden und Idole", sagt der Sportdirektor vom FC Goa. Jetzt gehe es darum, eigene Heldengeschichten im Fußball zu kreieren. Davon würden auch die Vereine in Europa profitieren, oder eben schon bald RB Leipzig. "Wenn ein indischer Spieler es in eine hohe Liga nach Europa schafft, bekommt der Verein gleich Milliarden von neuen Fans. Das wird richtig fett!"
Das ist natürlich auch ein langfristiges Ziel vom RB Leipzig, obwohl der Verein weiß, dass er dafür einen ziemlich langen Atem braucht. Aber wohl hoffentlich nicht ganz so lang, wie der ehemalige RB-Trainer Ralf Rangnick mal gesagt hat. "Aus Indien, da sieht er keinen Spieler, nicht in hundert Jahren, der dann in der Bundesliga spielen wird", erläutert Mintzlaff. "Das wird sicherlich nicht einfach, aber in einem Land mit so vielen Einwohnern, da bin ich mir sicher, dass es genug Talente gibt, die irgendwo rumschlummern und auch in der Bundesliga spielen könnten."