rbb-Serie: "Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt"

Vorgefühl des Mauerbaus

Der Mauerbau in Berlin im August 1961.
Der Mauerbau in Berlin im August 1961 - die Dokumentation widmet sich den Jahren Berlins, die von diesem historischen Ereignis maßgeblich geprägt wurden. © picture alliance / dpa
Alexander Kulpok im Gespräch mit Dieter Kassel |
In einer Doku-Serie erzählt der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ab heute von den Schicksalsjahren in Berlin zwischen 1961 und 1990. Der Journalist Alexander Kulpok ist einer der Zeitzeugen und spricht über Festlaune und drohende Ahnung vor dem Mauerbau.
Die Geschichte der Stadt Berlin vom Mauerbau 1961 bis 1990 steht im Mittelpunkt einer Fernsehchronik, die der Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) ab heute Abend sendet. Die Doku-Serie "Berlin – Schicksalsjahre einer Stadt" erzählt vom Alltag in West- und Ost-Berlin in insgesamt 2700 Minuten, in dem sich immer eine Folge den einzelnen Schicksalsjahren widmet. Parallel ist die Dokumentation auch im Radio zu hören.

Umfangreiches Doku-Material

Herzstück der Dokumentationen sind die Archivmaterialien aus West und Ost - die gesamte Berichterstattung des Senders Freies Berlin (SFB) mit seiner legendären "Abendschau" für den Westen und die Bestände des Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) mit den Materialien des DDR-Fernsehens. Zeitzeuge dieser Zeit ist der Journalist und frühere Leiter der "Abendschau", Alexander Kulpok, der auch an der Serie mitgewirkt hat. Sie beginnt mit der Silvesternacht 1960/61 und nicht mit dem Mauerbau. "Das war damals eine andere Zeit, eine andere Welt", sagte Kulpok im Deutschlandfunk Kultur. Die Vorstellung vieler junger Leute, man habe damals zitternd und ängstlich belebt, sei keineswegs richtig.

Fröhliches Nest Berlin

"Wir waren hier ein ganz fröhliches Nest", sagte Kulpok über die Stimmung in West-Berlin kurz vor dem Mauerbau. "Es war eine allgemeine Fröhlichkeit und weiterhin auch Aufbruchsstimmung, aber mit dem zunehmenden Zustrom auch von Menschen, die aus der DDR und aus Ost-Berlin nach West-Berlin kamen." Das Aufnahmelager sei damals bereits überfüllt gewesen und er habe sich damals als Student mit journalistischer Arbeit für Zeitungen und Radio finanziert. Sein größter Coup sei eine Bilderstory aus Marienfelde für die "New York Times" gewesen. Von dem Honorar, damals 700 Deutsche Mark, sei ihm schwindlig geworden. "Es war eine lebendige, von Kultur und demokratischen Ideen überfüllte Stadt mit viel Fröhlichkeit, Lustigkeit, Festlaune", sagte Kulpok. Aber es habe sich eine Ahnung breit gemacht, dass das so angesichts des Aderlasses aus der DDR so nicht weitergehen konnte.
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