Reaktionen auf Nobelpreis-Entscheidung

    Lob und Lästereien über Bob Dylan

    Bob Dylan
    Nobelpreis für Sir Bob - Literaturkritiker Denis Scheck hält das für einen Witz. © dpa picture alliance
    Auch wenn er oft genannt wurde als Kandidat und Millionen Fans hat - dass Bob Dylan nun den Literatur-Nobelpreis erhält, ist höchst umstritten. Musiker jubeln über die Anerkennung für ihr Metier, manche Literaturkritiker, wie etwa Denis Scheck, lästern.
    Für den diesjährigen Literaturnobelpreisträger Bob Dylan dürfte die Zuerkennung des Preises eine genauso große Überraschung gewesen sein wie für alle anderen. Vor der Verkündung der Preisentscheidung habe die Jury auch nicht mit Bob Dylan gesprochen, sagte die Chefin der Schwedischen Akademie, Sara Danius, nach der Bekanntgabe. Allerdings werde sie ihn nun so schnell wie möglich anrufen: "Ich denke, ich habe eine gute Botschaft."

    Literaturkritiker Scheck ist wenig begeistert

    Der Literaturkritiker Denis Scheck allerdings bezeichnete die Ehrung Dylans als einen Witz: "Gelegentlich erlaubt sich die Akademie ein 'Späßken'", sagte er kurz nach der Bekanntgabe des Preises. Dann wurde Scheck noch ein wenig genauer, so dass klar wurde - einverstanden ist er nicht: "Die Auszeichnung von Bob Dylan ist genauso ein Witz wie es die von Dario Fo war. Am besten, man lacht mit."
    Der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Heinrich Detering, sagte in einer ersten Reaktion im Deutschlandradio Kultur, dies sei eine "schöne Entscheidung": "Aber vor allem dürfte sie nicht überraschend sein, weil ja auch Dylan seit vielen Jahren immer wieder zu den vielen genannten Kandidaten gehört hat." Das Besondere sei, dass es Dylan gelungen sei, die Grenzen aufzuweichen zwischen Lyrik und Gesang, genauer: der populären Musik.

    Maurenbrecher: "So richtig brauchen tut der den nicht!"

    Und aus der deutschen Popmusik kommen vor allem begeisterte Reaktionen. Der Liedermacher Manfred Maurenbrecher ist überzeugt von Dylan, findet die Auszeichnung aucht berechtigt, aber kann all jene verstehen, die die Entscheidung ablehnen, wie er im Deutschlandradio Kultur sagt: "Ich musste laut auflachen. Meine Meinung war immer die: 'So richtig brauchen tut der den nicht! Finanziell sowieso nicht.'"
    Der Sänger und Bob-Dylan-Verehrer Manfred Maurenbrecher im Deutschlandradio-Funkhaus in Berlin.
    Der Sänger und Bob-Dylan-Verehrer Manfred Maurenbrecher im Deutschlandradio-Funkhaus in Berlin.© Deutschlandradio/Martin Risel

    Niedecken: "Bob Dylan ist für viele der Polarstern"

    Und ähnlich begeistert ist auch Wolfgang Niedecken. Der Sänger der Kölner Band BAP ist heute im deutschen Hörfunk ein vielzitierter Gast und immer wieder und überall spricht er in die Mikrofone und Telefonhörer: Ja, es ist gut so, das genau dieser Musiker genau diesen Preis bekommen hat. Und Niedecken darf das sagen, denn in seinem, in BAPs "Verdamp lang her" kam sowohl der nichtnobelpreisprämierte Joseph Conrad vor, genauso wie der prämierte John Steinbeck: "Bob Dylan ist für viele der Polarstern, an dem man sich orientieren kann. Für mich sowieso."

    Im Netz sind die Reaktionen ähnlich gespalten

    140 Zeichen voller Jubel oder Hohn sind leicht, aber erklären...

    Detlef Diederichsen, Abteilungsleiter Musik des HKW, und der Sänger der Band "Die Sterne" ist allerdings schwer begeistert und kann es ganz genau begründen:
    Und auch Literaturkritiker Jörg Magenau sagt schlicht: Es wurde Zeit. "Ich gehöre zu den Leuten, die schon seit Jahren sagen: Bob Dylan muss den Literaturnobelpreis bekommen."

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    Eine Doku über Dylans junge Jahre in New York

    (sru)