Reaktionen auf Referendum

Keine Ausschläge an der Börse

Ohne größere Ausschläge verläuft in Frankfurt am Main in der Börse die DAX-Kurve auf der Anzeigetafel.
Ohne größere Ausschläge verläuft in Frankfurt am Main in der Börse die DAX-Kurve auf der Anzeigetafel. © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Von Michael Braun, Studio Frankfurt |
Nach dem Griechenland-Referendum gingen die Aktienkurse an der Frankfurter Börse zunächst runter. Im Tagesverlauf schmolzen die Verluste etwas ab. Der Eurokurs blieb weitestgehend stabil.
Es ging runter mit den Aktienkursen am Morgen, einzige Ausnahme: die Postaktie, die sich im Licht des überraschend schnell gefundenen Tarifabschusses sonnte. Sonst aber: rote Zahlen, Minuszeichen, vor allem bei den Bankaktien, alles in allem Verluste von zwei Prozent. Im Tagesverlauf schmolzen die Verluste etwas ab.
Mittlerweile steht der Deutsche Aktienindex nur noch ein Prozent tiefer. Freude über den Rücktritt des griechischen Finanzministers Varoufakis drücke die Kurserholung nicht aus, sagt Oliver Roth von der Oddo Seydler Bank, nein, Varoufakis habe sich selbst schon längst abgeschrieben:
"Nein, das ist eigentlich nur eine logische Konsequenz seiner Aussagen, die er kurz vor dem Referendum getroffen hat. Er ist nicht mehr tragbar, mit dem setzt sich einfach niemand mehr zusammen nach den Worten 'Terrorist', 'kriminell', mit denen er die Gläubiger letztendlich beleidigt hat. Deswegen ist es nur eine logische Konsequenz, dass er zurücktritt."
Italien, Spanien und Portugal unter Druck
Deutsche Staatsanleihen waren als vermeintlich sichere Anlagen gesucht, während Anleihen aus südeuropäischen Ländern unter Druck standen. In Italien, Spanien und Portugal stiegen die Renditen – Zeichen dafür, dass diese Länder in Mithaftung für die Unsicherheiten rund um Griechenland genommen wurden.
Am Devisenmarkt Druck auf den Euro, der sich aber von den Tagestiefs erholen konnte. Für einen Euro mussten am Freitag noch knapp 1,11 Dollar gezahlt werden. Heute früh genügten zeitweise 10,990 Dollar. Jetzt liegt der Eurokurs wieder in der Mitte davon.
Dazu beigetragen habe auch, dass die Griechenlandkrise nicht der alleinige Einflussfaktor auf die Gemeinschaftswährung sei, sondern andere Währungsräume auch ihre Schwierigkeiten hätten, meint Eugen Keller vom Bankhaus Metzler:
"China ist bekannt. USA hat wachstumstechnisch enttäuscht. Und letzte Endes muss man möglicherweise davon ausgehen, dass diese Zinserhöhungsphantasien in den USA kleiner werden. Was man dem Euro sicherlich zugutehalten kann, dass er den größten Leistungsbilanzüberschuss hat aller großen Währungsräume. Dass also kommerziell immer wieder in den Euro zurückgetauscht werden muss."
Da ist es von Vorteil, dass Griechenland nur knapp zwei Prozent zur Wirtschaftsleistung der Eurozone beiträgt. Die Exporte aus anderen Euroländern, namentlich aus Deutschland, werden davon nicht berührt. Die Nachfrage nach Euro, um die Waren zu bezahlen, hält also an.
Geldpolitik der EZB stützt den Euro
Doch kurzfristig stützte den Euro die Nachricht, dass die Europäische Zentralbank heute über ihre Geldpolitik gegenüber Athen berät: Behält sie den aktuellen Stand der Notfallhilfen von 90 Milliarden Euro bei? Oder zieht sie den Stecker, nun, nachdem die Griechen im Referendum die Auflagen des letzten Angebots abgelehnt haben? Oder erhöht sie gar den Finanzrahmen?
Nein, den Stecker ziehen werde sie nicht, heute jedenfalls nicht, meint Robert Halver von der Baader Bank:
"Sie ist jetzt schon lange, die EZB, über ihr Verhandlungsmandat hinausgegangen. Was sie hier macht mit mittlerweile knapp 90 Milliarden Notkrediten, die sie nicht mehr wiedersehen wird, um das nur mal klar zu sagen, ist einfach mit einer Tradition der Bundesbank, wo ja die EZB auch der Rechtsnachfolger ist, nicht mehr vereinbar. Wir haben hier schon eine rechtliche Grundlage, die nicht mehr gegeben ist. Jeder normale Richter müsste sagen: Ich verbiete es jetzt. Aber wir wissen ja: Staatstragende Richter in der Eurozone sagen immer 'ja'."
Wie der Zentralbankrat der EZB entschieden hat, ist noch nicht bekannt.
Mehr zum Thema