Reaktionen der US-Museen

    Kunst statt Trump

    Museumsbesucher betrachten ein Bild der US-Künstlers Jackson Pollock, Titel: "Blue Poles" (1952)
    Trost in der Kunst: Museen protestieren gegen Trumps Amtseinführung mit Sonderprogramm © picture alliance / dpa / EPA / Andy Rain
    Heute wird Donald Trump als neuer Präsident der USA vereidigt. Das linksliberale Kunstpublikum bleibt den Feierlichkeiten demonstrativ fern. Museen bieten Sonderveranstaltungen und freien Eintritt. Ein Überblick.
    Donald Trump ist auch in den USA umstritten - und das insbesondere in der traditionell linksliberalen Kulturwelt. Erst sind dem künftigen Präsidenten die Superstars aus der Musikszene abspenstig geworden. Keiner von ihnen wollte bei der morgigen Amtseinführung aufspielen. Nun halten sich auch Künstler und Kunstfreunde von den Feierlichkeiten fern - so zumindest das Ziel einiger namhafter Kunsteinrichtungen, die die Trump-Skeptiker mit einer Vielzahl von Angeboten locken. Manche öffnen an diesem Tag ihr Haus sogar zum freien Eintritt oder bieten Sonderveranstaltungen und Möglichkeiten zur Debatte. Sie bestehen auf der Feststellung, dass Amerika vielfältiger und reichhaltiger sei als Trump dies in seiner Politik und Rhetorik abbildet.

    Vielfalt der Lebensentwürfe

    So das Museum of Contemporary Art in Los Angeles, das auf Facebook mit einem Bild der amerikanischen Künsterlin Nicole Eisenman dafür wirbt, mittels Kunstgenuss die Vielfalt der Lebensentwürfe und des eigenen Landes zu feiern.
    Das Whitney Museum gestattet seinen Besuchern freie Preiswahl. Auf Instagram präsentiert die New Yorker Kunstinstitution unterdessen heute und morgen Bilder aus der eigenen Sammlung, die einen Eindruck vermitteln von der Reichhaltigkeit und Fülle amerikanischer Idenitäten.

    Legitimer Protest - oder reine Wohlfühl-Aktion?

    Einen anderen Weg gehen die zahlreichen Künstler und Kritiker, die unter dem Schlagwort "J20ArtStrike" dazu aufgerufen hatten, an diesem Tag sämtliche Kunsteinrichtungen zu schließen und auf den Straßen gegen Trump zu demonstrieren. Sie richten sich gegen die "Normalisierung Trumps", heißt es in einem Aufruf. Zu dessen Unterzeichnern zählen unter anderem die Fotografin Cindy Sherman, der Bildhauer Richard Serra und die Performance-Künstlerin Joan Jonas. Zahlreiche Museen haben sich dem angeschlossen.
    Die Schriftstellerin Joyce Carol Oates zweifelt Sinn und Zweck solcher Streikaufrufe unterdessen an. Auf Twitter hat sie damit eine Debatte entfacht:
    Freilich sind die Proteste eher symbolisch zu verstehen. Dass die Angebote der Museen und die Proteste der Künstler einen sichtbaren Gegenpol zu Trumps Vereidigung bilden, bezweifelt etwa der Kunstkritiker Jonathan Jones im "Guardian". Die Aktion hält er zwar inhaltlich für sympathisch, aber er glaubt, dass die Unterstützer dieser Aktionen sich nur fürs eigene Wohlbefinden interessieren. Warum den Streik nur auf einen Tag beschränken, fragt er und fordert: Vier Jahre. Eben so lange wie Trumps Präsidentschaft mindestens dauern wird.
    (thg)
    Mehr zum Thema