Interessant finde ich auch die Kaderbildung von Real Madrid. Es hat bei Real eigentlich nie so diesen ganz großen Umbruch gegeben, sondern man hat immer versucht, ganz gezielt Weltklasse durch Weltklasse zu ersetzen. Also fällt ein Weltklasse-Innenverteidiger weg, weil seine Karriere beendet ist, er den Klub verlässt, dann besorgte sich Real einen anderen Weltklasse-Innenverteidiger. Fällt ein Stürmer weg, kann kommt ein anderer Weltklassestürmer, also eine sehr gezielte Verpflichtungspolitik.
Neues Buch über Real Madrid
Real Madrid ist auch Rekordsieger in der Champions League (hier Spieler nach dem Erfolg 2014). © dpa / picture alliance / Markus Ulmer
Glamour, Grandezza, Großspurigkeit
06:34 Minuten
Real Madrid gilt als der erfolgreichste Fußballverein der Welt. „Die Königlichen“ von Dietrich Schulze Marmeling und Hardy Grüne befasst sich mit der Geschichte des Klubs und geht der Frage nach, was den "Mythos Real" ausmacht.
„Hala Madrid“ - das ist die Vereinshymne von Real Madrid. Vor ein paar Jahren hat sie der Startenor Placido Domingo neu eingesungen. Domingo und Real - das passt.
Real holte 14 Champions-League-Titel
Real Madrid ist der Inbegriff von Glamour, von Grandezza, von Großspurigkeit. Das "Weiße Ballett“ steht aber vor allem für Erfolg: mit 14 Titeln in der Champions League, die früher einmal Europapokal der Landesmeister hieß, mit weitem Abstand erfolgreicher als jeder Konkurrent. Und das mit einer unglaublichen Konstanz.
Wer wissen will, wie es dazu kam, kann dies bei Dietrich Schulze-Marmeling und Hardy Grüne nachlesen. Das Buch „Die Königlichen“ zeichnet den Weg zur Ausnahmestellung nach.
Im Rückblick erscheint alles ganz logisch. Immer Weltklasse, das war die Losung Reals, sagt der Autor Schulze-Marmeling. So wurde Kontinuität gewährleistet:
Wer wissen will, wie es dazu kam, kann dies bei Dietrich Schulze-Marmeling und Hardy Grüne nachlesen. Das Buch „Die Königlichen“ zeichnet den Weg zur Ausnahmestellung nach.
Im Rückblick erscheint alles ganz logisch. Immer Weltklasse, das war die Losung Reals, sagt der Autor Schulze-Marmeling. So wurde Kontinuität gewährleistet:
Die „Galacticos“ mit Luis Figo, Zinedine Zidane, David Beckham und dem Brasilianer Ronaldo aus den frühen 2000er-Jahren stehen prototypisch für den hohen Anspruch.
Ein Torhüter als Superstar
Der Erste, der das Format eines Superstars hatte, war ein Torhüter, schreibt der Autor - Ricardo Zamora:
„Zamora ist aber nicht nur ein ausgezeichneter Fußballer, sondern macht auch sonst eine gute Figur. Mit Tweedmütze und weißem Rollkragenpullover steht er stets tadellos gekleidet zwischen den Pfosten und wird abseits des Spielfeldes zum schillernden Star der High Society. ‚El Divi‘ (Der Göttliche) versteht es, die „goldenen Zwanziger“ zu leben - und gilt als Frauenschwarm. Sein Wechsel von Español Barcelona nach Madrid begründet jene Tradition, die sich später durch Verpflichtungen wie Alfredo Di Stéfano, Luis Fígo, Zinedine Zidane oder David Beckham fortsetzt: Real beansprucht die nationale Führungsrolle.“
„Zamora ist aber nicht nur ein ausgezeichneter Fußballer, sondern macht auch sonst eine gute Figur. Mit Tweedmütze und weißem Rollkragenpullover steht er stets tadellos gekleidet zwischen den Pfosten und wird abseits des Spielfeldes zum schillernden Star der High Society. ‚El Divi‘ (Der Göttliche) versteht es, die „goldenen Zwanziger“ zu leben - und gilt als Frauenschwarm. Sein Wechsel von Español Barcelona nach Madrid begründet jene Tradition, die sich später durch Verpflichtungen wie Alfredo Di Stéfano, Luis Fígo, Zinedine Zidane oder David Beckham fortsetzt: Real beansprucht die nationale Führungsrolle.“
Deutsche Spieler bei Real Madrid
Auch Deutsche halfen immer wieder mit, diese Rolle zu festigen: Bernd Schuster, Günter Netzer, Uli Stielike und der überaus erfolgreiche Toni Kroos.
Dabei ging der Blick der Madrilenen schon früh über die Landesgrenzen hinaus. Als Anfang der 50er-Jahre der Konkurrent FC Barcelona mit Personal aus Südamerika zum Erfolg kommt, holt Real Madrid zum großen Schlag aus: Sie verpflichteten den genialischen Argentinier Alfredo Di Stéfano. Um ihn lieferte sich Real ein regelrechtes Bieterduell mit dem FC Barcelona:
„Es beginnt ein bizarres Tauziehen. Di Stéfano bestreitet zunächst drei Freundschaftsspiele für Barça, in denen er auffallend lustlos wirkt. Das Spiel der Katalanen ist stark auf Kubala zugeschnitten, was dem Argentinier nicht behagt. Di Stéfano wird zwar als Stürmer bezeichnet. Tatsächlich ist er aber überall auf dem Feld zu finden."
Dabei ging der Blick der Madrilenen schon früh über die Landesgrenzen hinaus. Als Anfang der 50er-Jahre der Konkurrent FC Barcelona mit Personal aus Südamerika zum Erfolg kommt, holt Real Madrid zum großen Schlag aus: Sie verpflichteten den genialischen Argentinier Alfredo Di Stéfano. Um ihn lieferte sich Real ein regelrechtes Bieterduell mit dem FC Barcelona:
„Es beginnt ein bizarres Tauziehen. Di Stéfano bestreitet zunächst drei Freundschaftsspiele für Barça, in denen er auffallend lustlos wirkt. Das Spiel der Katalanen ist stark auf Kubala zugeschnitten, was dem Argentinier nicht behagt. Di Stéfano wird zwar als Stürmer bezeichnet. Tatsächlich ist er aber überall auf dem Feld zu finden."
Wie die Ära des "Weißen Balletts" begann
Mit Di Stéfano wurde die Ära des sogenannten „Weißen Balletts“ eingeläutet: Real Madrid gewann den Europacup der Landesmeister fünfmal in Serie, 1960 gegen Eintracht Frankfurt mit 7:3.
Es wirkt so, als sei dieser Wettbewerb eigens für Real Madrid erfunden worden. Und so war es ja im Prinzip auch, schreiben die Autoren:
„Der in der Saison 1955/56 erstmals ausgespielte Europapokal der Landesmeister ist das Projekt einiger großer Klubs (namentlich Real Madrid) und der französischen Fachzeitschrift L‘Équipe. Die Verbände, allen voran die gerade erst gegründete UEFA, haben zunächst nichts damit zu tun. Schon damals geht es aber nicht nur um den sportlichen Wettbewerb, sondern auch um Geld. Ein Event unter der Woche, das zusätzliche Einnahmen in die Klubkassen spülen soll.“
„Der in der Saison 1955/56 erstmals ausgespielte Europapokal der Landesmeister ist das Projekt einiger großer Klubs (namentlich Real Madrid) und der französischen Fachzeitschrift L‘Équipe. Die Verbände, allen voran die gerade erst gegründete UEFA, haben zunächst nichts damit zu tun. Schon damals geht es aber nicht nur um den sportlichen Wettbewerb, sondern auch um Geld. Ein Event unter der Woche, das zusätzliche Einnahmen in die Klubkassen spülen soll.“
Real Madrid und die Globalisierung des Fußballs
Fällt etwas auf? Die Vorgänge von damals ähneln haargenau der Diskussion um die Superliga der Topklubs, die 2020 von Real Madrid forciert wurde. Und zwar gegen den Willen der UEFA und der nationalen Verbände.
So ist diese Klubbiografie auch eine kleine Geschichte der Globalisierung des Fußballs – und das macht sie zu einer erhellenden Lektüre nicht nur für die Aficionados von Real Madrid.
Auch in der Gegenwart vermag sich Real trotz hoher Schulden, aber auch dank des eigenen Stadions zu behaupten - vielleicht als einziger Verein, der auf Dauer den quasi staatseigenen Clubs aus Newcastle, Paris und Manchester etwas entgegen zu setzen vermag, die ohne Limit mit arabischem Geld alimentiert werden.
Auch in der Gegenwart vermag sich Real trotz hoher Schulden, aber auch dank des eigenen Stadions zu behaupten - vielleicht als einziger Verein, der auf Dauer den quasi staatseigenen Clubs aus Newcastle, Paris und Manchester etwas entgegen zu setzen vermag, die ohne Limit mit arabischem Geld alimentiert werden.
Was Real von den neureichen Klubs unterscheidet
Doch auch wenn die Konkurrenz vielleicht mehr Geld bieten kann, so hat Real doch immer noch einen Trumpf, sagt Dietrich Schulze-Marmeling:
Aber was Real auch immer hat, ist dieser Name, ist dieser Glanz, und das kann man an diesem Klub nicht so ohne Weiteres wegnehmen. Gleichzeitig wirkt Real im Kontrast zu diesen Klubs als geradezu romantische Geschichte. Was wir in der Vergangenheit nie gesehen haben, weil für uns Real Madrid immer der Gigant war, der alle anderen irgendwie plattmacht. Aber irgendwie im Kontrast zu diesen Konstruktionen hat Real dann doch etwas auch sehr Sympathisches.
Real Madrid wird also immer das Original bleiben. Alle anderen, ob sie nun Bayern, Barca oder Juventus heißen, sind Parvenüs. Auch das ist eine Botschaft dieser Vereinsbiografie