Reale Dämonen im Comic
Am Anfang stand für Moritz Stetter die Anfrage: Ein Comic über Martin Luther - ginge das? Dann las sich der Zeichner und Autor ein, reiste rum und sagte zu. Den Reformator, seine Ideen, Motive und Überzeugungen ins Bild zu setzen, Spannung zu erzeugen und dicht an der Historie zu bleiben - das war die große Herausforderung.
"Der Verlag hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte zu Martin Luther einen Comic zu machen, eine Comicbiografie. Ich hab dann schnell gemerkt, dass mich das Thema anspricht, dass ich da einen Einstieg finden kann, dass mich das Grundmotiv, dass ein Mensch kompromisslos zu seinen Überzeugungen steht immer interessiert."
Moritz Stetters Graphic Novel erzählt chronologisch verschiedene Situationen im Leben von Martin Luther, beginnend mit der Studentenzeit. Luther sollte Anwalt werden, gegen den Willen seiner Eltern ging er ins Kloster, wurde Mönch, später Priester und 1512 Professor an der Universität Wittenberg.
"Ich hatte eine kleine Lutherreise gemacht, durch Museen und die ganzen Wirkungsstätten Luthers, hab mir alles vor Ort angeschaut, viele Fotos gemacht von Krügen, von den Alltagsgegenständen der Menschen, das war mir eine große Hilfe."
In Sprechblasen, kleinen Textblöcken und ganz unterschiedlichen schwarz-weiß Bildern wird von Luthers Wendepunkten im Leben und seinen wichtigen Entscheidungen erzählt. Fragen waren es, die ihn antrieben über religiöse Dogmen nachzudenken und letztendlich die Macht der in Rom zentrierten Kirche zu brechen. Warum schenkt der Papst nicht den Ablass, statt ihn bezahlen zu lassen? Bin ich zum Paradies erwählt? Was ist Gerechtigkeit?
"Mir war es wichtig, ein ausgewogenes Bild von Luther zu zeichnen, dass ich ihn weder zu einer Lichtgestalt noch zu einem Dämon mache. Und die Schattenseiten im Leben und Handeln nicht auszublenden, aber die gute Intention dahinter nicht aus dem Blick zu verlieren."
Der übliche Ablasshandel zur Vergebung der Sünden störte Luther besonders und führte schließlich dazu, Grundsätze der damaligen Kirche in seinen Thesen anzuprangern.
"Das ist das, was ihn am meisten beschäftigt hat, diese Frage, wie man einen gerechten Gott finden kann - und wie man Gnade finden kann vor Gott."
Angst war das Grundgefühl des Mittelalters. Vor allem Angst vor der Strafe Gottes nach dem Tod. Ausgedrückt wurde dieses Gefühl in Bildern mit Teufeln, Hexen und Dämonen. Schon auf den ersten Seiten der Graphic Novel zitiert Stetter diese Bilderwelten.
"Diese Dämonen waren für die Menschen damals real, das ist ganz wichtig, das zu begreifen."
Die Bildersprache der Graphic Novel ist ein Mix aus detailgenau gezeichneten sprechenden Figuren und unterschiedlichen Dämonen. Zweifelnd, Fordernd. Nachdenklich. Entschlossen. So wird Luther dargestellt. Mimik und Gestik setzt der Autor ein, um seinen Figuren Emotionen zu verleihen. Und die Gestalten der Dämonenwelt symbolisieren das Grundgefühl der Angst.
"Da waren Vorlagen immens wichtig. Hieronymus Bosch und wie sie alle heißen. Das sind ganz oft wilde Mixe von verschiedenen Bildern, auch von verschiedenen Künstlern. Teilweise ist es ja über die Vorlage hinausgegangen in einen neuen Kontext, als neues Motiv verwendet worden."
Auch Zeitgenossen des Reformators kommen in Bild und Text zu Wort. Wie Jan Hus, der etwa hundert Jahre vor Luther lebte und bereits die Idee verbreitete, man sollte die Bibel in die Sprache des Volkes übersetzen. Jan Hus wurde dafür hingerichtet. Luther knüpfte an seine Ideen an.
"Ich denke, dass Martin Luther viele Vorläufer hatte, Jan Hus hab ich so als Beispiel genommen, um zu zeigen, dass Martin Luther zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Dass er viel Glück hatte. Dass parallel zu seinen Thesen der Buchdruck herauskam und so seine Theorien und Thesen so schnell Verbreitung finden konnten."
Martin Luther, ein Mensch, der für seine Überzeugungen stand und keine Kompromisse einging, so hat Stetter ihn dargestellt. Dabei ist weder ein illustriertes Sachbuch entstanden noch ein Schulbuch. Dem Zeichner Moritz Stetter gelingt es, einen widersprüchlichen Lebensweg nachvollziehbar in virtuosen Bildern zu erzählen und gleichzeitig zeitgeschichtliche Zusammenhänge zu verdeutlichen.
"Ich hoffe auf eine Leserschaft zu stoßen, die dem Medium offen gegenübersteht, die der Thematik offengegenüber steht, möglichst ohne vorgefertigte Meinungen da rangeht."
Literaturhinweis:
Moritz Stetters Graphic Novel erzählt chronologisch verschiedene Situationen im Leben von Martin Luther, beginnend mit der Studentenzeit. Luther sollte Anwalt werden, gegen den Willen seiner Eltern ging er ins Kloster, wurde Mönch, später Priester und 1512 Professor an der Universität Wittenberg.
"Ich hatte eine kleine Lutherreise gemacht, durch Museen und die ganzen Wirkungsstätten Luthers, hab mir alles vor Ort angeschaut, viele Fotos gemacht von Krügen, von den Alltagsgegenständen der Menschen, das war mir eine große Hilfe."
In Sprechblasen, kleinen Textblöcken und ganz unterschiedlichen schwarz-weiß Bildern wird von Luthers Wendepunkten im Leben und seinen wichtigen Entscheidungen erzählt. Fragen waren es, die ihn antrieben über religiöse Dogmen nachzudenken und letztendlich die Macht der in Rom zentrierten Kirche zu brechen. Warum schenkt der Papst nicht den Ablass, statt ihn bezahlen zu lassen? Bin ich zum Paradies erwählt? Was ist Gerechtigkeit?
"Mir war es wichtig, ein ausgewogenes Bild von Luther zu zeichnen, dass ich ihn weder zu einer Lichtgestalt noch zu einem Dämon mache. Und die Schattenseiten im Leben und Handeln nicht auszublenden, aber die gute Intention dahinter nicht aus dem Blick zu verlieren."
Der übliche Ablasshandel zur Vergebung der Sünden störte Luther besonders und führte schließlich dazu, Grundsätze der damaligen Kirche in seinen Thesen anzuprangern.
"Das ist das, was ihn am meisten beschäftigt hat, diese Frage, wie man einen gerechten Gott finden kann - und wie man Gnade finden kann vor Gott."
Angst war das Grundgefühl des Mittelalters. Vor allem Angst vor der Strafe Gottes nach dem Tod. Ausgedrückt wurde dieses Gefühl in Bildern mit Teufeln, Hexen und Dämonen. Schon auf den ersten Seiten der Graphic Novel zitiert Stetter diese Bilderwelten.
"Diese Dämonen waren für die Menschen damals real, das ist ganz wichtig, das zu begreifen."
Die Bildersprache der Graphic Novel ist ein Mix aus detailgenau gezeichneten sprechenden Figuren und unterschiedlichen Dämonen. Zweifelnd, Fordernd. Nachdenklich. Entschlossen. So wird Luther dargestellt. Mimik und Gestik setzt der Autor ein, um seinen Figuren Emotionen zu verleihen. Und die Gestalten der Dämonenwelt symbolisieren das Grundgefühl der Angst.
"Da waren Vorlagen immens wichtig. Hieronymus Bosch und wie sie alle heißen. Das sind ganz oft wilde Mixe von verschiedenen Bildern, auch von verschiedenen Künstlern. Teilweise ist es ja über die Vorlage hinausgegangen in einen neuen Kontext, als neues Motiv verwendet worden."
Auch Zeitgenossen des Reformators kommen in Bild und Text zu Wort. Wie Jan Hus, der etwa hundert Jahre vor Luther lebte und bereits die Idee verbreitete, man sollte die Bibel in die Sprache des Volkes übersetzen. Jan Hus wurde dafür hingerichtet. Luther knüpfte an seine Ideen an.
"Ich denke, dass Martin Luther viele Vorläufer hatte, Jan Hus hab ich so als Beispiel genommen, um zu zeigen, dass Martin Luther zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Dass er viel Glück hatte. Dass parallel zu seinen Thesen der Buchdruck herauskam und so seine Theorien und Thesen so schnell Verbreitung finden konnten."
Martin Luther, ein Mensch, der für seine Überzeugungen stand und keine Kompromisse einging, so hat Stetter ihn dargestellt. Dabei ist weder ein illustriertes Sachbuch entstanden noch ein Schulbuch. Dem Zeichner Moritz Stetter gelingt es, einen widersprüchlichen Lebensweg nachvollziehbar in virtuosen Bildern zu erzählen und gleichzeitig zeitgeschichtliche Zusammenhänge zu verdeutlichen.
"Ich hoffe auf eine Leserschaft zu stoßen, die dem Medium offen gegenübersteht, die der Thematik offengegenüber steht, möglichst ohne vorgefertigte Meinungen da rangeht."
Literaturhinweis:
"Luther" von Moritz Stetter, Graphic Novel
Paperback, Broschur, 160 Seiten, 14,99 Euro
Paperback, Broschur, 160 Seiten, 14,99 Euro