Rebensaft und Culture Clash

Auch "Bottle Shock" hat es nicht in unsere Kinos geschafft, dabei erzählt die warmherzige Komödie von den üblichen kulturellen Dünkeln zwischen Europäern und Amerikanern, diesmal auf dem Gebiet des Weins. Adam Rickman weiß hier als britischer Sommelier.
"Bottle Shock" (USA 2007), von einem hierzulande unbekannten Regisseur und Co-Autor namens Randall Miller. Ein Film, der auf authentischen Fakten basiert und im Milieu des guten Weins thematisch angesiedelt ist. Aber nicht nur im Umfeld des europäischen, sprich zum Beispiel des französischen Weins, sondern vor allem in der Region des amerikanischen, sprich kalifornischen Weins.

Nach dem komödiantischen Frechdachs-Bubenstück "Sideways" von 2004 (mit Paul Giamatti und Thomas Haden Church, "Oscar"-Nominierung) nun also der zweite Komödien-Streich, der in den sonnigen kalifornischen Weinbaugebieten reift. Und zwar im Jahr 1976. "Woodstock war vor sieben Jahren", meint der dortige Weinbauer Jim Barrett (Bill Pullman /"Independence Day") zu seinem "ewigen" Hippie-Sohn Bo (Chris Penn /der junge James T. Kirk im aktuellen 11. "Star Trek"-Kinofilm). Der ist ein fröhlicher Hallodri, der das Leben locker nimmt und deshalb gar nicht mitbekommt, dass über dem väterlichen Wein-Haus der Pleitegeier kreist.

Zur selben Zeit bemüht sich in Paris der dort lebende britische Weinhändler Steven Spurrier (Alan Rickman /seit 2002 der düstere Severus Snape in den "Harry Potter"-Filmen) um neue, erfolgversprechende Wein-Ideen. Als er vom angeblich "guten kalifornischen Wein" erfährt, reist er kurzerhand gen Napa Valley, um sich höchstpersönlich "davon" zu überzeugen. Getreu seinem Motto "Großer Wein ist große Kunst" bzw. "Wein ist Sonnenlicht, das von Wasser zusammengehalten wird". Natürlich eckt Spurrier "britisch arrogant" zunächst an. Aber er ist auch hart im Nehmen, und er hat geschmacklich "Lunte" gerochen...

"Bottle Shock" erzählt augenzwinkernd sanft, ruhig und konventionell von diesem Duell zweier grundverschiedener Kulturen. Sowohl zwischenmenschlich wie geschmacklich. Und befasst sich ebenso mit inner-familiären Konflikten zwischen einem sturen Patriarchen und seinem unerwachsenen Sohn wie dann auch mit einer Love-Story zwischen diesem unreifen, aber sympathischen Jungspunt mit einer attraktiven Praktikantin (Rachel Taylor). Während die Stimme von Maria Callas und einige 70ies-Pop-Ohrwürmer diese Szenerie angenehm begleiten.

Und wir dabei auch lernen, dass der Filmtitel so etwas wie den "Jetlag des Weins" ausdrückt, denn beim Transport muss Wein stets ungeschüttelt bleiben, wenn er genießbar bleiben soll. Und das muss er hier, denn schließlich mündet alles in einem - historisch belegten - Wettbewerb in Paris, wo eine "blinde Weinverkostung" anno 1976 der Wein von zwölf kalifornischen Winzern - gerade richtig zum 200. Jahrestag der Vereinigten Staaten - "amtlich" zum Qualitätswein "befördert" wird.

Der Nachspann verkündet schließlich stolz: Eine Flasche "Chateau Montelena Chardonnay" und eine Flasche "Stag's Leap Cabernet" wurden später, entsprechend einem Gesetz der kalifornischen Landesregierung, in die entsprechende "Hall of Fame" des Weins, also in die ständige Sammlung des "Smithsonian Institutes", aufgenommen. Im übrigen organisierte Steven Spurrier 2006, also nach 30 Jahren, eine Art Wein-Rückkampf, und wieder gewann Kalifornien.

"Bottle Shock" ist eine schöne, leichte, beschwingte, charmante Komödie um köstlichen Genuss, mit exzellenten Interpreten und viel schöner kalifornischer Sonnenlandschaftsstimmung. Der DVD-Film passt gut in unsere "anstrengende" Sommerzeit, denn "Bottle Shock" macht, fein entspannend, Appetit auf einen richtig guten Schluck besten Weins. Mittendrin oder danach...

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack

"Bottle Shock"
DVD, USA 2007
Regie: Randall Miller