Recherche-Podcast "Trump Inc"

Die undurchsichtigen Geschäfte des US-Präsidenten

Das Titelbild des "Trump Inc"-Podcasts zeigt den US-Präsidenten, seine Tochter und sein Tower in rot.
Das Titelbild des "Trump Inc"-Podcasts über die geschäftliche Seite des US-Präsidenten. © Screenshot
Eric Umansky im Gespräch mit Andre Zantow |
Wie viel Steuern Donald Trump zahlt, ob er wirklich Milliardär ist und wie seine Geschäfte genau ablaufen, verheimlicht er vor der Öffentlichkeit. Licht ins Dunkel bringt der New Yorker Podcast "Trump Inc": Jede Folge ist ein neues Puzzleteil.
Der Podcast "Trump Inc" stellt grundsätzliche Fragen: Wie funktionieren die Geschäfte von US-Präsident Trump? Wer profitiert aus seinem Umfeld von seinem Amt? Gibt es Interessenskonflikte zwischen Trumps Unternehmen und seiner öffentlichen Aufgabe? Dazu recherchieren seit Anfang des Jahres einige Journalisten aus New York vom öffentlichen Radio "WNYC" und der hauptsächlich spendenfinanzierten Journalismus-Organisation "ProPublica".
"Die größte Überraschung zumindest für mich war, wieviel wir noch nicht wissen über die Grundlagen von Trumps Geschäften und die Interessenskonflikte mit seinem Amt", sagt Eric Umansky, einer der Redakteure des Podcasts. "Wir sind jetzt im zweiten Jahr und es ist erstaunlich, dass wir immer noch Neues herausfinden und es immer noch soviel Geheimniskrämerei und Undurchsichtigkeit gibt."

Trump versuche "Investoren in die Irre zu führen"

Was haben er und seine Kollegen in den letzten zehn Monaten denn transparenter gemacht?
"Wir haben in den letzten Monaten gelernt, dass Trump zwar immer sagt, er verkaufe nur seinen Namen für Gebäude. Aber wir haben etwas anderes herausgefunden: Trump ist viel mehr involviert in die Deals. Und: Er und seine Tochter Ivanka versuchen laufend mögliche Investoren in die Irre zu führen."
Ivanka Trump, Christine Lagarde und Angela Merkel bei Frauen-Gipfel in Berlin.
Ivanka Trump reist für den US-Präsidenten um die Welt. Beim "Frauengipfel" in Berlin traf sie Christine Lagarde und Angela Merkel.© dpa / Kay Nietfeld
"Wenn sie mit möglichen Investoren sprechen, sagen sie zum Beispiel, dass die Zahl der Wohnungskäufer in einem bestimmten Gebäude viel höher sei, als sie eigentlich ist", erklärt Umansky weiter. "Sie sagen dann, 90 Prozent seien verkauft, auch wenn es nur ein Bruchteil davon ist. Die Käufer denken dann, wie in einem Restaurant, wo es eine lange Schlange gibt, das muss gut sein, auch wenn das nicht der Fall ist. Das erhöht den Wert. Und das zweite was Trump tut: Er sagt den Investoren, er investiert sein eigenes Geld, um die Leute zu überzeugen, dass es ein gutes Geschäft ist. Aber Trump tut das gar nicht. Ein sehr fragwürdiges Verhalten."

Das US-Präsidenten-Siegel auf Trumps Golfplatz

Zu diesem fragwürdigen Verhalten zählen auch andere Geschichten, über die der Podcast "Trump Inc." berichtet hat: Zum Beispiel, dass das offizielle Siegel des US-Präsidenten auf einem kommerziellen Golf-Platz von Trump angebracht wurde. Oder dass in seinen Casinos viele Indizien für Geldwäsche sprechen und dass ein großer Wahlkampf-Spender von Trump mit präsidialer Hilfe wohl in Japan künftig eine der wenigen Glücksspiel-Lizenzen erhält. Welches Bild von Donald Trump ergibt sich da?
"Das eines Mannes, den wir in den USA einen ‚Hype-Man‘ nennen. Ein Blender. Jemand, der seine Arbeit besser darstellt, als sie ist, um Interesse zu generieren. Und er geht jeder Gelegenheit nach Geld zu machen. Was Sie mit dem Präsidenten-Siegel erwähnt haben. Es gibt ein Gesetz in den USA, das verbietet das Präsidenten-Siegel für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Aber ein Golfplatz von Trump nutzt es jetzt für kommerzielle Zwecke. Nicht, dass Präsident Trump das offiziell ankündigt, aber das Siegel wird jetzt genutzt. So läuft das bei ihm."

"Söhne nutzen Amt, um Produkte zu verkaufen"

Weitere Informationen zum Präsidenten-Siegel gibt es bei ProPublica und im "Trump Inc"-Podcast, neben weiteren Details über Trumps Geschäftsleben im Laufe der Jahrzehnte: Von seinem Vater – ebenfalls ein Immobilien-Unternehmer – bekam er hunderte Millionen US-Dollar übertragen – ohne groß Steuern zu zahlen. Dann war Trump in den 90ern oft bankrott, hatte später aber viel Bargeld in der Hand, um damit ganze Golfplätze in Schottland und anderswo zu kaufen.
Wo das Bargeld herkam, ist offen. Genauso wie jetzt die Trump-Organisation geleitet wird. Offiziell sind es seine Söhne.
Donald Trump Jr. im Studie des Fernsehsenders Fox News.
Donald Trump Jr., der älteste Sohn des Präsidenten. Offiziell leiten Trumps Kinder die Firma ihres Vaters. Doch nähere Details sind nicht bekannt.© dpa / AP / Richard Drew
"Uns sollte klar sein, und darüber haben wir berichtet: Trump besitzt seine Firma weiterhin", sagt Umansky dazu. "Er leitet nicht das Tagesgeschäft, zumindest sagt er das. Details kennen wir nicht. Aber alle Profite landen schließlich bei ihm. Bei einem Trust: Und daraus kann er jederzeit Geld holen, wie bei einem Bankkonto. Offiziell leiten die Söhne Trumps Geschäfte – fliegen nach Indien, nach Indonesien. Ihren Nachnamen und die Tatsache, dass ihr Vater der US-Präsident ist, nutzen sie dort sehr bewusst, um ihre Produkte zu verkaufen."

Wo bleibt der Auschrei?

Ganz direkt profitiert Donald Trump auch von seinem Amt als Präsident: Wenn er Beamte, Politiker aus dem In- und Ausland, Sicherheitsleute und Geschäftsleute zu sich holt und diese in seinen Hotels in Florida oder Washington absteigen, wo sie in der Regel Miete zahlen. Ein sehr offensichtlicher Interessenkonflikt - man kann es auch Korruption nennen. Doch warum gibt es nach Berichten dazu keinen größeren Aufschrei?
"Ich kann das nicht beantworten. Ich denke, es hat Aufmerksamkeit verdient. Wir haben dem viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber es gibt in diesen Tagen viele Sachen in den Nachrichten in den USA, die viel Aufmerksamkeit verdient haben. Warum gerade das jetzt nicht auf der ersten Seite ist jeden Tag - tja, normalerweise würde der Kongress auch dazu Leute einladen und Befragungen veranstalten. Aber das passiert nicht, weil Trumps Partei, die Republikaner, die Mehrheit haben und sich entschieden haben, nichts zu tun. "

Historisch niedrige Zustimmungswerte

Und damit kommen die Republikaner offenbar auch durch bei ihrer Wählerschaft - mal sehen, was die Midterms sagen. Doch was glaubt Eric Umansky nach den zahlreichen Enthüllungen: Glaubt er, dass das was verändert?
"Ich weiß nicht, welchen Effekt das hat. Aber wenn man auf seine Zustimmungswerte in den Umfragen guckt, liegen die historisch niedrig. Und ich glaube, dass Fakten weiterhin den Unterschied ausmachen in dieser Welt."
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