"Das war für uns hier am Stand ein Heidenspaß"
Schon vor Eröffnung der Buchmesse war deren Leitung kritisiert worden, weil sie auch Verlage aus dem rechtsextremen Spektrum wie den Antaios-Verlag eingeladen hatte. Die Messe beruft sich auf die Meinungsfreiheit, derweil Antaios-Chef Götz Kubitschek genüsslich die "Hilflosigkeit des Umgangs des Establishments mit uns" beobachtet.
Rechtsextreme und Linke stoßen lautstark und sogar teilweise handgreiflich bei der Buchmesse in Frankfurt am Main zusammen – es musste beinahe zwangsläufig so kommen in diesem Jahr. Denn es waren gleich mehrere nationalistische Kleinverlage auf der Buchmesse vertreten. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels hatte sie neben linke und antirassistische Verlage und Initiativen platziert, um sie gewissermaßen inhaltlich gleich einzudämmen.
Zeitweise ging diese Koexistenz der politisch weit entfernten Lager auch gut. Doch spätestens als auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) persönlich mit Antifaschisten aus der Mainmetropole gegen den rechtsextremen Antaios-Verlag des Götz Kubitschek demonstrierte, war klar, dass gerade an den Publikumstagen weitere Konfrontationen anstehen könnten.
Kubitschek stört Rede des Bürgermeisters
Der aus Israel stammende Dr. Meron Menzel, Leiter der antifaschistischen Frankfurter Anne-Frank-Bildungsstätte, hatte vor Beginn der lautstarken Proteste gegen den Antaios-Verlag noch versucht, mit den Rechten ins Gespräch zu kommen:
"Ich bin vorher noch zu Kubitschek gegangen und wollte mit ihm sprechen, er wollte nicht persönlich mit mir sprechen. Sie haben sich das angeschaut, dann hat Herr Kubitschek versucht, die Rede von Oberbürgermeister Feldmann zu stören. Herr Feldmann hat, finde ich, sehr souverän reagiert und hat ihn einfach ignoriert."
Der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann hatte die Buchmesse bereits im Vorfeld dafür kritisiert, dass sie rechtsextreme Verlage zulasse. Die Veranstalter hatten argumentiert, dass ein Verbot den Rechten erst recht die Opferrolle gegeben hätte, die sie haben wollen, um sich zu inszenieren.
Das Dilemma: Meinungsfreiheit gilt aus Sicht der Buchmessenleitung auch für rechte Verlage, solange sie nicht gegen deutsche Gesetze verstoßen. Auf der anderen Seite will man völkischem Denken keine Bühne geben.
Buchmesse in der Zwickmühle
Götz Kubitschek zeigte in seinen Äußerungen am Stand seines Verlages, dass es ihm Spaß macht, die Buchmesse und die Stadtöffentlichkeit in Frankfurt am Main zu provozieren:
"Die gestrige Situation hat man natürlich vorausgesehen. Es ist ja diese seltsame Zwickmühle, in der sich Messeleitung, Börsenverein und so weiter befinden. Und diese Zwickmühle hier am Stand anzuschauen, das war für uns hier am Stand ein Heidenspaß, weil es eben diese ganze Hilflosigkeit des Umgangs des Establishments mit uns auf einen Punkt gebracht hat."
Tolerieren von Rechtsextremen oder Ausgrenzen? Dieses Thema wird die Buchmesse in Frankfurt am Main wohl auch im nächsten Jahr beschäftigen. Eine einfache Lösung gibt es nicht. Im Zweifel gelten die Gesetze. Auch wenn es für das antirassistische Spektrum in der Multikulti-Metropole verständlicher Weise schwer zu ertragen ist.