Rechtsextremes NPD-Festival

"Nationalsozialismus und Vernichtungsfantasien abfeiern"

Drei Männer stehen mit dem Rücken zur Kamera, sie haben Glatzen auf dem T-Shirts des Mannes in der Mitte steht: "Rock gegen Überfremdung"
Dürften am Wochenende auch nach Osthessen reisen: Fans der militant-rechtsextremen Band Lunikoff-Verschwörung © Paul Zinken/dpa
Thorsten Hindrichs im Gespräch mit Timo Grampes |
Im hessischen Büdingen beginnt die NPD am Wochenende mit ihrem "Jahresauftakt" die Rechtsrock-Konzertsaison. Militante Rechtsextreme dürfen dort ihre Gewaltfantasien grölen – und der Bürgermeister kann es nicht verhindern.
Hunderte Rechtsextreme werden Samstag in die osthessische Stadt Büdingen reisen. Dort veranstaltet die NPD ein Rechtsrockkonzert, auf dem militant-rechtsextreme Bands auftreten werden. Darüber sagt der Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs: "Da geht es darum, den Nationalsozialismus abzufeiern, die angenommene weiße Rasse, es geht auch um Vernichtungsfantasien, Menschenfeindlichkeit und Menschenvernichtung."
Trotzdem habe der Bürgermeister der Stadt das Konzert nicht verhindern können. "Weil diese großen offensiv beworbenen Festivals als politische Versammlung beworben werden", sagt Hindrichs, muss die Stadt der NPD die Halle vermieten. Dort werden dann die Bands Oidoxie und Die Lunikoff-Verschwörung auftreten, die dem militant-rechtsextremen Blood-and-Honour-Netzwerk nahe steht.

Auf Festivals werden Hierarchien ausgehandelt

Die Veranstalter wollen mit dem Konzert auch Geld verdienen, sagt Hindrichs. "Auch wenn keine Eintrittsgelder erhoben werden, steht auf allen Flyern und Plakaten, dass am Abend um eine Spende gebeten wird. Es werden Merchandise-Stände aufgebaut werden, wo die Besucher von T-Shirts bis zu Kaffeetassen alles kaufen können." Doch die Veranstalter würden auch ein zweites Ziel verfolgen: "Es geht um das Aushandeln von Hierarchien."
Denn längst hätten sich in Deutschland zwei Stränge rechtsextremer Veranstaltungen etabliert. Diese sind laut Hindrichs die "Tage der Nationalen Bewegung", die von der NPD organisiert werden, und die Schild-und-Schwert-Festivals, die im sächsischen Ostritz stattfinden und ein "Komplettprogramm der Erlebniswelt Extremrechter" böten. Dort könnten sich Besucher Kampfsport anschauen und tätowieren lassen. Und das gefällt diesen offenbar. Hindrichs geht davon aus, dass beide Festivals sowie viele kleine Rechtsrockkonzerte auch in diesem Jahr wieder stattfinden werden.
(nsc)
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