Rechtspopulismus

Weniger EU, mehr Cowboystiefel

Der Chef der Partei Wahre Finnen, Timo Soini, bei der Parlamentswahl in Finnland 2011.
Der Chef der Partei Wahre Finnen, Timo Soini, bei der Parlamentswahl in Finnland 2011. © picture alliance / dpa / Foto: Kimmo Brandt
Von Andre Zantow |
Mit ausländerfeindlichen Parolen präsentiert sich ein Parteimitglied der rechtspopulistischen Partei die "Wahren Finnen“. Im Parlament sind sie drittstärkste Kraft. Bei der Europawahl könnten sie auf 20 Prozent der Stimmen kommen.
Die Kneipe "Kannas“ in Helsinki. Hier trifft sich der örtliche Nachwuchs der Partei Wahre Finnen - immer mittwochs. Mehrere Tische sind zusammengestellt. In der Mitte sitzt der Vorsitzende: Jarmo Keto, 27. Auf dem Kopf sein Markenzeichen: Ein weißer Hut, den er auch jetzt in der Kneipe nie absetzt. Das wirkt etwas verrückt, vielleicht rebellisch, auf jeden Fall nicht Mainstream. Auch mit dem politischen Establishment wollte Keto nie etwas zu tun haben.
"Ich wollte einen Wandel. Aber so eine Kraft gab es lange nicht in der finnischen Politik. Es gab nur kleine Parteien, deren Vorsitzende aber eher Comedians sind. Als ich erkannte welches Potenzial diese Partei hatte, war für mich alles klar."
Der Erweckungsmoment
Jarmo Keto spielt auf die Parlamentswahlen 2011 an. Ein Erweckungsmoment für die Wahren Finnen. 19 Prozent der Stimmen holt die Partei damals - drittstärkste Kraft. "Der große Sieg“ heißt dieser Abend seither bei den Anhängern. Denn vorher dümpelten sie lange vor sich hin. Die Finanzkrise ändert alles. Als erste im Land poltern die Wahren Finnen gegen Hilfskredite für Griechenland und Zuwanderer aus Osteuropa.
"Wir haben sehr hohe Steuern. Und einen starken Sozialstaat. Was glaubst du, welche Art von Menschen zieht das an? Wählt jemand, der hoch qualifiziert ist, ein Land, das hohe Steuern hat, kalt ist und dünn besiedelt? Natürlich nicht. Aber wenn du sehr untalentiert bist, und keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hast, in welches Land wirst du gehen? Ein Land, das dir alles umsonst gibt, oder das dir nichts gibt?"
Nach Finnland kommen in dieser Lesart vor allem Bettler und Empfänger von Sozial-leistungen. Also muss die Zuwanderung innerhalb der EU reglementiert werden, sagt der 27-Jährige und ist somit auf der Linie des Vorsitzenden der Wahren Finnen Timo Soini, dessen Markenzeichen sind Cowboystiefel.
"Ein Populist auf die beste Art"
"Politiker wie Timo Soini werden einmal alle hundert Jahre geboren. Er ist ein sehr, sehr talentierter Politiker, ein Populist auf die beste Art und Weise – ein toller Redner, er weiß, wie er die Leute kriegt und er ist warmherzig. Letztlich ist es seine Partei."
Ein Vorbild sei Soini aber nicht für Jarmo Keto. Der große blonde Mann lehnt sich zurück und schiebt den weißen Hut etwas aus dem Gesicht. Als Chef der jungen Wahren Finnen in Helsinki sei er viel liberaler.
"Bei diesen traditionellen, moralischen Fragen: Abtreibung, Homo-Ehe. Ich bin natürlich kein Anhänger der Homo-Ehe, sonst wäre ich nicht in dieser Partei, aber für mich ist das kein wichtiges Thema. Für Soini schon. Er ist ein strenger Katholik. Das erklärt einiges."
Die Wahren Finnen sprechen mit ihrem Gesellschaftsbild und der EU-Kritik vor allem die ländliche Bevölkerung an. Und hier vor allem Männer. Knapp 70 Prozent der Mit-glieder sind männlich. Auch heute Abend beim Nachwuchs-Stammtisch sitzt nur eine Frau unter sieben Männern. Vorsitzender Keto sagt, dass Frauen regelmäßig austreten, wenn ein Politiker der Wahren Finnen, wieder wegen rassistischen Äußerungen am öffentlichen Pranger steht.
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