Europas "große, neue Pop-Rechte"
In Europa sei eine neue Pop-Rechte entstanden, warnt Susann Witt-Stahl vom Magazin "Melodie & Rhythmus". "Eine Art bunter Blumenstrauß aus älterer populärer Nazi-Kultur" und "neurechter, rechtspopulistischer Kultur". Leider sei der Blick der Medien oft verengt auf Nazi-Bands.
Weniger Konzerte rechter Bands in Brandenburg - das meldete die "Berliner Zeitung vor einiger Zeit". Für Susann Witt-Stahl, Chefredakteurin der Zeitschrift "Melodie & Rhythmus. Magazin für Gegenkultur", ist das allerdings kein Grund zur Entwarnung. Hier finde lediglich eine Verlagerung statt - zum Beispiel nach Thüringen, wo am kommenden Wochenende unter dem Titel "Rock für Identität" bereits das dritte Festival mit rechter Musik in diesem Monat stattfindet.
Auch wichen inzwischen viele "Nazi-Bands" und Konzertveranstalter ins Ausland aus, sagte Witt-Stahl im Deutschlandfunk Kultur:
"Und zwar deshalb, weil es Länder gibt, wo die Behörden und Polizei noch weniger einschreiten als in Deutschland. Nehmen wir zum Beispiel Norditalien, Ungarn, Frankreich - speziell das Elsass ist ein Problem - Dänemark, Belgien und so weiter."
Larmoyanz über das angebliche Aussterben der eigenen Kultur
Insgesamt sei in Deutschland und Europa eine "große, neue Pop-Rechte entstanden", warnt Witt-Stahl.
"Quasi eine Art bunter Blumenstrauß aus älterer populärer Nazi-Kultur, Punk, Hardcore - sehr beliebt der 'National Socialist Black Metal' - aber auch neurechter, rechtspopulistischer Kultur."
Zum Beispiel im Rahmen der sogenannten Identitären Bewegung, die weniger im "prolligen" Nazi-Image zuhause sei.
"Ihre Musik ist Neo-Folk, auch Apocalyptic Folk genannt. Bands wie 'Death in June', 'Blood Axis', 'Blutharsch' - das ist eine Musikrichtung, die sehr durchsetzt ist von völkischen Mythen und einer großen Melancholie und Larmoyanz über das angebliche Aussterben der eigenen Kultur."
Leider sei der Blick der Medien verengt auf Nazi-Bands, so Witt-Stahl.
"Und so erscheint dann die rechte Popkultur kleiner, als sie ist, womöglich sogar noch als im Schrumpfen begriffen. Und ich glaube, das ist ein fataler Irrtum."