"Die Stimmung ist sehr angespannt"
Wird Kroatien das neue Ungarn? Das befürchten viele, seit die neue Regierung den Rat für elektronische Medien aufgelöst hat und ein "Revisionist des Ustascha-Staates" Kulturminister sei, sagt die Journalistin Iva Krtalic.
Nach Ungarn und Polen scheint jetzt auch die neue, konservative Regierung in Kroatien zum Angriff auf die Unabhängigkeit der Medien zu blasen.
"Vor zwei Wochen wurde zum Beispiel der Intendant des öffentlich-rechtlichen Senders HRT einfach entlassen. Und ein Nachfolger ist bestellt worden, der als rechtskonservativ gilt", sagt die Journalistin Iva Krtalic. Zwar habe der frühere Intendant schon länger in der Kritik gestanden, räumt sie ein. "Trotzdem hat dieser Tausch an der Spitze einen Beigeschmack, einen politischen Beigeschmack."
Außerdem habe die Regierung den Ausschuss für Non-Profit-Medien entlassen und die Programmchefs der vier Fernsehprogramme sowie zahlreiche Redakteure ausgetauscht. "Die Krönung war, dass vor zwei Wochen der Rat für elektronische Medien aufgelöst wurde."
Vor allem Kulturminister Hasanbegovic in der Kritik
Die Stimmung in Kroatien sei insgesamt sehr angespannt. "Das Land ist sehr gespalten. Das spürt man in den Alltagsgesprächen, das spürt man im Netz", sagt Krtalic. "Die einen freuen sich über die neue Regierung mit ihrer stark nationalen Ausrichtung, die anderen – und hier meine ich hauptsächlich Kulturschaffende, Intellektuelle, jüngere Menschen in den größeren Städten und Journalisten natürlich – sie sehen diese Entwicklung sehr kritisch."
Vor allem der neue Kulturminister Zlatko Hasanbegovic stehe im Rampenlicht der Kritik, berichtet Iva Krtalic: Dieser gehöre dem rechten Rand der rechtskonservativen HDZ an. "Er ist ein relativ junger Mann, Anfang 40. Er ist aber in Historikerkreisen schon durch seine Schriften als Revisionist des Ustascha-Staates bekannt gewesen. Das war der pro-nazistische Staat in Kroatien im Zweiten Weltkrieg."