Red Bull und der Rechtsruck in Österreich

Klangkünstler sendet ein unerwünschtes Interview

Nik Nowak und sein Sound-Kunstwerk "Panzer" im Museum Marta in Herford
Nik Nowak und sein Sound-Kunstwerk "Panzer" im Museum Marta in Herford © dpa / picture alliance / Oliver Krato
Nik Nowak im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 04.12.2018
Er wollte kritische Fragen zum Red-Bull-Konzern stellen, doch dann wurde Klangkünstler Nik Nowak auf dem Red-Bull-Music-Festival das Mikro abgestellt. Jetzt inszeniert er das unerwünschte Interviews als Audioinstallation in einer Berliner Galerie.
"Ich war eigentlich immer ein großer Fan dieses Formats", sagt Nik Nowak über die Red-Bull-Academy. Fünf Wochen lang haben Nachwuchskünstler die Chance, ihre Arbeiten einem größeren Publikum zu präsentieren. Gesponsert wird die jährliche Veranstaltung von Red Bull. Der Energie-Drink hat seinem Firmenchef viel Geld eingebracht. Mit einem geschätzten Vermögen von 23 Milliarden US-Dollar ist Dietrich Mateschitz der mit Abstand reichste Österreicher.

Ist Red Bull rechtspopulistisch?

Zugleich steht er seit einiger Zeit in der Kritik, weil Red Bull in Österreich einen privaten Fernsehsender betreibt, dem manche eine Nähe zu Rechtsradikalen vorwerfen. Nicht nur der Firmenchef selbst, auch ein von Red Bull gesponsorter Athlet sei durch problematische Äußerungen aufgefallen, erklärt Nowak:
"Baumgärtner, der diesen Stratosphärensprung gemacht hat, hat sehr rechtsextreme Äußerungen gemacht, z.B. dass er sich eine gemäßigte Diktatur wünscht. Das waren Sachen, die waren für mich eigentlich unvereinbar. Und ich fand das eigentlich skandalös, dass sich die Firma nie demgegenüber geäußert oder distanziert hat."
Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz spricht anlässlich der Präsentation des neuen Red-Bull-Fußballteams in Salzburg.
Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz wird vorgeworfen, den Rechtspopulisten nahe zu stehen. © imago stock&people
Einen Auftritt auf dem Red-Bull-Music-Festival im Oktober wollte Nik Nowak deshalb nutzen, um nicht nur über seine künstlerische Arbeit, sondern auch über fragwürdige Äußerungen des Firmenchefs Dietrich Mateschitz zu sprechen:
"Weil in meiner Arbeit geht es auch viel um Propaganda-Analyse: Was kann Sound? Wie kann Sound gebracht oder auch missbraucht werden?"
Die Veranstalter seien damit einverstanden gewesen, dass er sich kritisch mit dem Unternehmen auseinandersetze, erklärt Nowak: "Mir wurde auch bestätigt, dass keiner Interesse hat, mich als Künstler zu zensieren."

Plötzlich wurde das Mikro abgedreht

Die Realität sah dann aber anders aus. Als Nowak nach zehn Minuten anfing, über Felix Baumgärtner und Dietrich Mateschitz zu sprechen, sei plötzlich sein Mikrophon abgedreht und Musik gespielt worden. Seine Fragen konnte Nik Nowak nicht mehr stellen:
"Ich hätte gerne über das Dilemma gesprochen, dass eine quasi linksliberale Musikszene zwar gerne die Firmenpolitik kritisieren möchte, es aber entweder nicht darf oder nicht macht. Das war etwas, was ich herausfinden wollte: Ist es möglich, das auf dem eigenen Kanal zu machen? Und ich hätte es lobenswert, interessant, souverän gefunden, wenn diese Art von Offenheit dagewesen wäre."
War sie aber offenbar nicht. Deshalb hat Nik Nowak das unerwünschte Red-Bull-Interview jetzt als 40-minütige Klanginstallation inszeniert. Gezeigt wird die Installation bis zum 8. Dezember in der Berliner Galerie Kurt-Kurt.
(mw)
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