"Gegen Olympia gestimmt"
Monatelang war in Hamburg debattiert worden, ob sich die Stadt um Olympia 2024 bewerben soll. Die einen beschworen den "Geist von Olympia" und wirtschaftliches Wachstum, die anderen kritisierten vor allem die Kosten. Das Ergebnis steht nun fest: Hamburg sagt "Nein".
Das Rennen ist gelaufen. Eine knappe Mehrheit der 1,3 Millionen abstimmungsberechtigten Hamburgerinnen und Hamburger hat sich beim heutigen Referendum gegen eine Bewerbung der Hansestadt für die Olympischen Spiele 2024 ausgesprochen. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz, der bis zuletzt für die Olympia-Pläne geworben hatte, kommentierte das Ergebnis als fairer Verlierer:
"Ich bin enttäuscht. Ich hätte mir jetzt sehr gewünscht, dass wir jetzt weitermachen können mit all dem Elan, der sich in Hamburg gezeigt hat. Auch die Zusammenarbeit mit dem deutschen Sport war hervorragend und alle waren voller Enthusiasmus. Trotzdem: eine Mehrheit hat sich heute bei dem Referendum nicht gefunden. Und auch, wenn es nur eine Mehrheit dagegen ist, ist es eine Mehrheit dagegen."
Vor dem Referendum hatten Umfragen ein anderes Ergebnis vorhergesagt
Erwartet hatte dieses Ergebnis kaum jemand. In den Umfragen vor dem Referendum lagen die Zustimmungsraten bei 56 Prozent und mehr. Warum sich heute eine Mehrheit gegen die Hamburger Olympia-Bewerbung ausgesprochen hat, versucht Olaf Scholz so zu erklären:
"Wir wissen, dass die Umstände jetzt nicht so sind, wie man sie sich für eine solche Entscheidung wünscht. Mit der großen Zahl der Flüchtlinge, die eine Aufgabe sind, die wir bewältigen, aber eben auch bewältigen müssen; mit den Diskussionen über die Korruption im Weltfußball oder den Anschlägen in Paris. Aber all das sind ja Dinge, die hätten in den nächsten neun Jahren auch an der einen oder anderen Stelle auftreten können. Und deshalb war das mit dem Referendum auch ein Test für solche Situationen. Wir hätten ihn gern bestanden. Das Ergebnis ist aber klar."
Bemerkenswert ist das ablehnende Votum auch angesichts der massiven Werbekampagne der Olympia-Befürworter, der die Gegner des Projekts nur wenig entgegenzusetzen hatten. Der Hamburger Unternehmer Michael Otto hatte im Laufe der letzten Monate mehrere Millionen Euro bei Unterstützern der Idee eingesammelt.
Hamburg soll sich nun "solide" weiterentwickeln
Für eine Bewerbung hatten sich die Hamburger Handelskammer und alle Parteien in der Bürgerschaft stark gemacht. Mit Ausnahme der Linken. Joachim Lau, Sprecher der Kampagne "Stopp Olympia" freute sich heute Abend über das Aus für die Olympia-Pläne:
"Wir sind natürlich sehr zufrieden. Ich finde, das ist gut für Hamburg. Hamburg behält seinen Charme, Hamburg kann sich solide weiterentwickeln. Und ich finde auch, man muss sagen: die massive Kampagne für Olympia, insbesondere die massive Medien-Kampagne hat alles nicht geholfen. Trotzdem hat Hamburg sinnvoll gegen Olympia gestimmt."
Nach Berechnungen des Senats hätten die Ausrichtung der Spiele die Hamburger Steuerzahler 1,2 Milliarden Euro gekostet. 6,2 Milliarden Euro sollte der Bund übernehmen. Geplant war, auf dem Kleinen Grasbrook, einer heute von Hafenbetrieben genutzten Halbinsel direkt an der Elbe eine "Olympic City" zu bauen, die nach den Spielen als Wohnquartier dienen sollte. - An den Kielern scheiterten die Olympia-Pläne nicht. Auf der Kieler Förde sollten die Segler ihre Regatten fahren. Die 200.000 Wahlberechtigten in der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt sprachen sich mit 65,5 eindeutig für die Segelwettbewerbe auf der Ostsee aus. Das Hamburger Votum gegen Olympia konnten sie mit diesem Ergebnis aber nicht beeinflussen.