Referendum in der Türkei

Erdoğans D-Day

Staatschef Erdoğan spricht in Ankara im April 2017.
Staatschef Erdoğan verspricht ein faires Referendum. © dpa
Von Reinhard Baumgarten |
Am 16. April sollen die türkischen Wähler in einer Volksabstimmung über eine Verfassungsänderung entscheiden, die Staatschef Erdoğan wesentlich erweiterte Befugnisse geben würde. Diesmal geht es für ihn um alles und ein Sieg ist keineswegs sicher.
Endspurt im Wahlkampf. Nein-Sager in Kadiköy - einem Stadtbezirk auf der asiatischen Seite Istanbuls. Drei Zelte stehen vor dem Fähranleger in Kadiköy – zwei von den Nein-Sagern, eins von den Ja-Sagern. Interview verboten, sagt eine Mittvierzigerin mit Kopftuch am Stand der Regierungspartei AKP. Eine nachvollziehbare Begründung bleibt sie schuldig. Sie bietet Prospekte an, die zum Ja aufrufen. Sie lädt ins Zelt zu Keksen und Tee ein. Ein Gespräch? "Üzgünüm, yasaktır" – bedauere, verboten.
Anders am Stand der oppositionellen Republikanischen Volkspartei CHP. Hayır – nein, steht groß auf der orangefarbenen Weste von Suna Oral. Jeden Tag wirbt die 83-jährige vielfache Mutter, Großmutter und Urgroßmutter am Fähranleger von Kadiköy für ein Nein. Darf es sein, dass in einer Moschee Wahlkampf betrieben wird, fragt sie fassungslos einen Rentner mit Anzug und Krawatte
"Eine Moschee ist ein Gotteshaus, ein Ort der religiösen Besinnung und des Glaubens und nicht ein Ort der Propaganda. Die manipulieren die Menschen mit Religion. Wir fallen nicht auf so was rein."

Unversöhnliche Lager

Im Stadtteil Topkapı habe ich folgende Aufschrift gelesen: "Erdoğan - Präsident der Umma” - also der Glaubensgemeinschaft. Verstehen wir uns noch immer als Umma, und nicht als Bürger? Unser Präsident ist doch schon Präsident, der alle Macht hat und regiert. Was will er mehr? Mir raubt das wirklich den Schlaf.
Seit 62 Jahren ist die eingefleischte Republikanerin Suna Oral Mitglied der CHP. Drei Militärputsche hat sie erlebt. An den Putschversuch vom Sommer vergangenen Jahres erinnere sie sich mit Schaudern. Gegen die Zusage von Regierungschef Binali Yıldırım finde die Abstimmung nun doch im Ausnahmezustand statt, der die Freiheitsrechte massiv einschränkt. Wehret den Anfängen, sagt sie entschlossen, und hält vorbeieilenden Passanten Flugblätter hin.
"Für ein Nein gibt es so viele Gründe: Wir wollen keinen Alleinherrscher, wir wollen unsere Freiheit nicht an ihn abgeben. Wenn die Leute die geänderten Verfassungsartikel mal genau lesen würden, dann wüssten sie, welches Übel diesem Land blüht."
Blick aus der Vogelperspektive auf einen Platz in Izmir, wo sich Menschen zum Wort Hayir (Nein) formiert haben, um gegen die geplanten Verfassungsänderungen zu protestieren
Hayir heißt Nein© Imago
Die Sache sei noch lange entschieden, gibt sich die CHP-Veteranin entschlossen. Präsident Recep Tayyip Erdoğan habe mit einem sicheren Ja gerechnet, aber Umfragen sagten ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Deshalb stehe sie jeden Tag am Kay von Kadiköy, um für ein Nein zu werben. Sie erinnert sich an ein Gespräch mit einer Kopftuch tragenden Befürworterin der Verfassungsänderung.
"Die sagt mir doch tatsächlich, sie stimme mit ja, 'weil ich Tayyip liebe'. Da greift man sich doch an den Kopf. Es geht doch nicht um Tayyip bei diesem Referendum. Es geht ums politische System. Die wollen das Osmanische Reich wieder beleben. Wir haben hart gekämpft und viel geopfert, um aus dem Osmanischen Reich die Republik zu formen. Atatürk ist unser Idol. Wir können nicht auf seine Prinzipien verzichten."
"Wir hängen nachts Banner auf und am nächsten Morgen sind sie zerrissen. Es gibt hier keine Nein-Banner an den Fassaden. Sie drohen den Bürohäusern mit Steuerprüfungen und Geldstrafen. Die haben Angst und erlauben uns nicht, Banner aufzuhängen. Sollen wir in einer Republik der Angst leben? Deswegen hoffen wir, dass am 16. April, ein deutliches Nein heraus kommt."
Genau das Gegenteil hoffen die Ja-Sager auf dem Meydan genannten zentralen Platz im europäischen Stadtteil Beşiktaş. Mit viel Dezibel, Hall und Echo, versuchen sie, ihre Botschaft an die Frau und den Mann zu bringen. Der Lärm störe ihn nicht, meint Cengiz, der Sesamkringel feilbietet.
"Ich hab' keinen Kopp und kein Gehör mehr. So ist das. Das Geschäft läuft normal – nicht besser, nicht schlechter. Die Stimmung hier ist lustig."
Nein zur Wirtschaftskrise, zum Terror, zum Ein-Mann-Regime und einer gegängelten Justiz, ruft Atilla Aksel vor dem Stand der Nein-Sager. Er komme jeden Tag auf den Platz, erzählt ein Rentner. Er sei fest entschlossen, mit Ja zu stimmen.
"Alles ist perfekt, alles ist gut in diesem Land, Gott sei’s gedankt. Ich gehe ins Krankenhaus und muss nicht mehr Schlange stehen."
Menschen gehen vor einem riesigen Poster des türkischen Präsidenten Erdogan am 06.04.2017 in Istanbul
Evet heisst Ja© AFP PHOTO / BULENT KILIC
Die Türkei werde ja sagen, Europa werde zittern, deklariert eine Frau mit Kopftuch öffentlich auf dem öffentlichen Platz in Beşiktaş. Dann nimmt sie das Mikrophon des Reporters wahr.
"Hey, warum nehmen sie mich auf? Haben sie mich überhaupt gefragt? Ruft die Polizei! Sie können mich nicht einfach aufnehmen und meine Freiheit einschränken. Haben Sie meine Erlaubnis bekommen? Das hier ist mein Land. Das hier ist mein Umfeld. Sie schränken meine Freiheit ein. Sie können nicht aus dem Ausland daher kommen und meine Freiheit einschränken. Stoppen sie die Aufnahme!"
"Wir haben keinen Job, kein Geld in der Tasche
Der Dollar steigt und steigt
Dann will einer die Präsidialherrschaft
Halt! Stopp! Das Volk will das nicht!
NEIN zur Präsidialherrschaft !"

Erdoğans Allmachtsgelüste

Recep Tayyip Erdoğan – um ihn geht’s. Er hat das parlamentarische System in der Türkei für überholt erklärt. Das Parlament soll laut Verfassungsänderung zahlenmäßig größer, aber in seinen Kompetenzen erheblich eingeschränkt werden. Der Posten des Ministerpräsidenten soll abgeschafft und die Regierungsmacht im Wesentlichen auf den Präsidenten übertragen werden. Der Präsident soll hohe Richter, Uni-Rektoren und Minister ernennen und entlassen dürfen. Er soll Vorsitzender einer Partei sein dürfen und hätte damit großen Einfluss darauf, wer aus seiner Partei ins Parlament einziehen würde.
Theoretisch könnte ihn das Parlament absetzen, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, weil der Einfluss des Präsidenten auf die Zusammensetzung der Nationalversammlung groß wäre. Recep Tayyip Erdoğan – ein Präsident als Chef der Exekutive, mit entscheidendem Einfluss auf die Judikative und Legislative und weitgehend und – so sagen die Gegner – ohne lästige Checks and Balances, also der gegenseitigen Kontrolle staatlicher Gewalten.
"Tayyip Erdoğan ist ein sehr mutiger Politiker. Ein Politiker, der jede Chance nutzt, die er bekommt", stellt Eyten Mahcupyan fest. Der 67-jährige hat Politikwissenschaften studiert. Jahrelang hat er als Journalist und als Berater von Regierungschef Ahmet Davutoğlu gearbeitet. Mahcupyan ist ein AKP-Anhänger der ersten Stunde. Doch die angestrebte Verfassungsänderung findet nicht seine Zustimmung: "Der Verfassungsentwurf ist so schlecht, dass die AKP überzeugt ist, nur mit der Rhetorik 'starke Türkei, von Feinden umgeben' etwas bewirken zu können."
Ein Mann liest am 17.03.2017 in Istanbul die Ausgabe der türkischen Tageszeitung "Günes" vom gleichen Tag, auf der Bundeskanzlerin Merkel mit SS-Uniform, Hakenkreuz und Hitlerbart zu sehen ist. Auf der Titelseite wird Merkel als "Frau Hitler" und "hässliche Tante" verunglimpft.
Eine türkische Zeitung zeigt Merkel am 17.3.2017 als "weiblichen Hitler"© dpa / Linda Say

Rhetorische Tiefschläge

Genau darauf war die Kampagne der Befürworter in den vergangenen Wochen ausgelegt. Recep Tayyip Erdoğan gab dabei Takt und Ton an. Wie in all seinen Wahlkämpfen setzte der 62-jährige Präsident auf Polarisierung und mehr noch auf Eskalation – dieses Mal nicht innerhalb der Türkei, sondern mit deren internationalen Partnern. Beispiel Nazi-Vergleiche gegenüber Deutschland und den Niederlanden.
"Sie fühlen sich unbehaglich, wenn ich sie Faschisten und Überbleibsel der Nazis nenne. Ihr könnt euch noch so unbehaglich fühlen, ich werde bei meiner Rhetorik bleiben, solange ihr euer Verhalten beibehaltet."
Beispiel Deutschland als Hort für Terroristen.
"Die Geschichte wird sich an die Deutschen erinnern, weil sie dem Terrorismus Unterschlupf gewähren. Wir sind besorgt, dass Deutschland, wo Angehörige von Terrororganisationen wie der PKK, der DHKPC und Fetö seit Jahren in Schutz genommen werden, nun mit Nachdruck zu einem Hinterhof der Fetö werden möchte."
Beispiel Europäische Union als Vereinigung von Kreuzrittern.
"Wie die Lämmchen haben die EU-Führer neulich in Rom dem Papst zugehört. Ich sage es ganz offen: Das ist eine Allianz der Kreuzritter. Seit 14 Jahren lügen sie uns an."
In den Augen von Milliarden Menschen sei Europa nicht mehr das Zentrum von Demokratie, Menschenrechten und Freiheit, sondern von Druck, Gewalt und Nazismus, so Erdoğan.
"Wir haben es mit einem Kontinent zu tun, der in jeder Hinsicht immer weiter verfault. Und weil ihnen das bewusst ist, versuchen sie, es zu vertuschen, indem sie Fremdenhass, Türken- und Islamfeindlichkeit schüren."
Wer außenpolitisch so viel Porzellan zerschlägt, muss sehr verzweifelt sein und stark hoffen, damit innenpolitisch zu punkten.
Eine Regierung, die an der Macht bleiben wolle, brauche eine Erfolgsgeschichte, analysiert der Politologe Etyen Mahcupyan. Die AKP schreibe gegenwärtig keine Erfolgsgeschichte – nicht in der Kurdenfrage, nicht in der Außen- und auch nicht in der Wirtschaftspolitik.
Sie wollen die Beziehungen verbessern, poltert Präsident Erdoğan in Richtung Europa.
"Lasst uns mal den 16. April abwarten. Da sind noch Rechnungen offen, die beglichen werden müssen. Ihr werdet sie bezahlen."

Wirtschaftwunderland war gestern

Etwa die Hälfte aller Im- und Exporte wickelt die Türkei mit der EU ab. Die türkische Wirtschaft ist offiziellen Zahlen zufolge im vergangenen Jahr um durchschnittlich zweikommaneun Prozent gewachsen. Die Quote drohte niedriger auszufallen, aber Ankara wählte eine von Fachleuten in Zweifel gezogene neue Berechnungsmethode.
Präsident Erdoğan weiß, dass er von vielen Wählern am Erfolg seiner Wirtschaftspolitik gemessen wird. Die regierungsnahe Presse lobt die Erfolge. Der Wirtschaftsexperte Necep Bağoğlu von der "Germany Trade Invest GmbH" beurteilt die Lage der Wirtschaft anders.
"Ich würde mal sagen, kritisch. Desaströs wäre etwas übertrieben."
Die Arbeitslosigkeit ist binnen Jahresfrist um drei auf jetzt 12,7 Prozent gestiegen. Die Inflation ist auf 11,3 Prozent geklettert. Die Landeswährung hat seit Sommer vergangenen Jahres um knapp ein Drittel an Wert verloren.
"Einerseits will die Regierung die Wirtschaft und die lahmende Konjunktur ankurbeln durch niedrigere Zinsen, durch Mehrausgaben des Staates usw. Andererseits führt der Wechselkursrutsch - also die Abwertung der türkischen Lira - zu einer Kostensteigerung bei den Importen."
Präsident Erdoğan verspricht, dass es nach einem Ja für seine Allmachtswünsche wirtschaftlich bergauf gehen werde. Spötter kommentieren dieses Versprechen mit den Worten, wer die Absätze an seinen Schuhen vorne trage, der habe immer das Gefühl, dass es bergauf gehe.
Wir haben eure Lügengeschichten von Demokratie und Stabilität satt, singt eine türkische Gruppe zur Melodie des alten Queen-Hits "We Will Rock You". Der Song läuft immer wieder in Kadiköy am Informationsstand der Halkların Demokratik Partisi, der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker – kurz HDP. Die HDP-Spitze sitzt im Gefängnis, 85 demokratisch gewählte Bürgermeister wurden Zwangsverwalter ersetzt, 13 Parlamentsabgeordnete wurden inhaftiert. Ercan Demir hält am Kay von Kadiköy die Stellung.
"10.000 Kollegen sind festgenommen genommen worden, davon sind 5000 in Untersuchungshaft. Wir sind uns der Gefahren bewusst. Kann sein, dass man uns auch festnimmt. Es ist ein Kampf um Demokratie, Sozialismus und Revolution."
Wer für diese Ziele und Ideale kämpfe, der gerate immer wieder ins Visier von Staat und Regierung, meint der 38-Jährige Ercan Demir.
"Der Wahlkampf ist nicht fair. Die Aktivisten der Nein-Kampagnen verfügen nicht über staatliche Mittel. Die AKP nutzt alle Möglichkeiten des Staates. Was Recep Tayyip Erdoğan gerade macht, ist eigentlich gesetzeswidrig. Er betreibt Ja-Propaganda. Damit verhält er sich verfassungswidrig und er tritt seinen Eid zu politischer Neutralität mit Füßen."

Nein-Sager: Als Terroristen diffamiert

Die türkische Führung rückt Menschen wie Ercan Demir gerne in die Nähe von Terroristen.
"Yıldırım - Nein-Sager Terroristen"
Die PKK, die Gülen-Terrororganisation Fetö, die IS-Terrormiliz und die HDP sagten nein, proklamiert Ministerpräsident Binali Yıldırım.
"Wenn die Terrororganisationen im Gleichklang Nein-Propaganda machen, dann ist das für unsere Bürger doch ein Warnsignal. Wir sehen uns genötigt, darauf hinzuweisen. Natürlich werden die Bürger frei entscheiden. Aber ich bin überzeugt, dass unsere Bürger nicht dort stehen werden, wo Terrororganisationen nein sagen."
Gegner der Verfassungsänderung sollen eingeschüchtert, marginalisiert und kriminalisiert werden. Auch hier ist Präsident Erdoğan richtungsweisend. Unlängst trat er in der Kurdenmetropole Diyarbakir auf.
"Wir werden unsere Reformen hoffentlich am 16. April krönen. Lasst ein so lautes Ja aus Diyarbakir erschallen, dass Kandil, Fetö und Europa Hören und Sehen vergeht. Wer sagt nein? Was sagen die Leute in den Kandil-Bergen? Sie sagen nein."
In den irakischen Kandil-Bergen hat die PKK ihr militärisches Hauptquartier. Wer nein sage, so Erdoğans Unterstellung, mache sich mit der PKK gemein. Wer nein sage, der mache sich auch mit den Putschisten vom Sommer vergangenen Jahres gemein.
"Ja zum Putsch bei Nein Der 16. April wird gleichzeitig eine Antwort auf den 15. Juli sein. Und jene, die nein sagen, nehmen im Grunde an der Seite der Putschisten vom 15. Juli Platz."
Deniz Yücel am 21.07.2016 in Berlin
Der in der Türkei inhaftierte Journalist Deniz Yücel. In den Gefängnissen sitzen hunderte politische Gefangene. © imago stock&people

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser"

Präsident Erdoğan sei ein Getriebener, sagen seine Gegner. Politisch überleben könne er nur, wenn er sein Projekt der vollkommenen Machtübernahme konsequent vorantreibe, denn, so der AKP-Kenner Etyen Mahcupyan, der Kreis derer, denen der Präsident vertraue, sei klein geworden. Das habe die Putschnacht vom 15. auf den 16. Juli vergangenen Jahres deutlich gezeigt.
"Am Abend des 15. Juli wusste er bereits, dass etwas Ungewöhnliches abläuft und dass man es auf sein Leben abgesehen hatte. In der türkischen Armee gab es zu diesem Zeitpunkt 358 Generäle und Admiräle. Normalerweise hätte Erdoğan mindestens einen oder ein paar dieser Offiziere angerufen. Doch er hat keinen angerufen, weil er keinem vertraut hat."
Die Hälfte der Generäle und Admiräle, Tausende Richter, Staatsanwälte und Polizisten sind entlassen, suspendiert oder inhaftiert worden. Zur Einsamkeit von Alleinherrschern, das lehrt die Geschichte zur Genüge, gesellen sich Misstrauen und Angst.
"Wir sprechen hier von einer Person, die tatsächlich um das eigene Leben und das seiner Familie fürchtet. Es ist offensichtlich, dass diese Paranoia nicht grundlos ist. Das ist eine Tatsache. Erdoğan hat sich zunehmend verschlossen und immer mehr Entscheidungen alleine getroffen. Sein Vertrauen in andere ist stark gesunken."
Vom russischen Revolutionär Lenin soll der Spruch stammen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Seine Partei, das Parlament, die Regierung, seine Anhänger und Verehrer – sie kann Erdoğan kontrollieren. Aber dieser bevorstehende Urnengang mit rund 58 Millionen Wahlberechtigten birgt inzwischen weit mehr Unwägbarkeiten als dem 62-jährigen Präsidenten lieb sein kann.
Viele Menschen in der Türkei stellen sich die bange Frage: Was ist schlimmer für das Land, ein Ja oder ein Nein? Einmal nur hat Recep Tayyip Erdoğan eine Wahl verloren. Das war am 7. Juni 2015. Seine AKP büßte fast zehn Prozent und die absolute Mehrheit im Parlament ein. Danach endeten der Friedensprozess und der Waffenstillstand mit der PKK, die Terroranschläge nahmen sprunghaft zu und die Sicherheitslage verschlechterte sich dramatisch. Der Präsident ließ die Wahl vier Monate später wiederholen und seine AKP holte wieder die absolute Mehrheit.
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