Programmtipp
Was folgt aus dem Nein der Griechen zu den Sparauflagen der Geldgeber? Der frühere EU-Kommissar Günter Verheugen spricht mit Dieter Kassel ab 6:50 Uhr in "Studio 9" über die Konsequenzen des Referendums.
Offenbar klare Mehrheit für "Nein"
Beim griechischen Referendum zum umstrittenen Sparkurs zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für den Kurs der Regierung Tsipras ab. Nach Auszählung der Hälfte der abgegebenen Wahlzettel lagen die "Nein"-Stimmen bei mehr als 61 Prozent.
Auf einer fortlaufend aktualisierten Webseite des griechischen Innenministeriums mit Auszählungsergebnissen stabilisierte sich am Sonntagabend der Trend von über 60 Prozent der "Nein"-Stimmen. Letzte Umfragen vor der Wahl hatten eine knappe Ablehnung der Sparauflagen vorhergesagt.
Die Regierung in Athen kündigte unmittelbar nach Schließung der Wahllokale neue Verhandlungen mit den Geldgebern an. Noch am Abend wolle man die Initiative zu weiteren Gesprächen ergreifen, erklärte ein Sprecher. Ministerpräsident Tsipras erhofft sich von einem "Nein" der Bürger eine Stärkung seiner Verhandlungsposition.
Die Wahlbeteiligung in Griechenland soll nach Berichten einheimischer griechischer Medien die 40 Prozent übertroffen haben. Damit wäre das Ergebnis rechtskräftig.
Die griechische Regierung kritisierte die Position der internationalen Geldgeber scharf. So appellierte Regierungschef Tsipras an den Stolz seiner Landsleute. "Man kann den Willen einer Regierung ignorieren, aber nicht den Willen eines Volkes", sagte er bei der Stimmabgabe am Sonntag. Sein Finanzminister Gianis Varoufakis sagte vor dem Referendum in einem Interview der spanischen Zeitung "El Mundo": "Was man mit Griechenland macht, hat einen Namen: Terrorismus."
Tsipras hatte die Volksabstimmung zur Verärgerung der Geldgeber überraschend angesetzt. Die Verhandlungen gerieten danach in eine Sackgasse. Noch zur Verfügung stehen Hilfsgelder in Milliardenhöhe für das von der Staatspleite bedrohte Land verfielen am Dienstag. Ohne neue Hilfskredite droht ein schneller Zusammenbruch der Banken und der Staatsfinanzen.
Merkel am Montag in Paris
Bundeskanzlerin Angela Merkel wird am Montag in Paris den französischen Präsidenten François Hollande treffen, um über die Konsequenzen aus dem griechischem Referendum zu beraten. Das teilte Regierungssprecher Steffen Seibert am Sonntagabend mit. In dem Gespräch ab 18.30 Uhr werde es um die Fortsetzung der deutsch-französischen Zusammenarbeit bei dem Thema gehen.
(tön/kr)