Werben um jedes Ja
Umfragen hatten lange gezeigt, dass eine deutliche Mehrheit gegen die Unabhängigkeit stimmen würde. Doch in den vergangenen Wochen holte die Bewegung "Yes Scotland" gewaltig auf. Die Mitglieder sind siegesgewiss.
Rory zieht an seiner Zigarette. Er steht draußen auf dem Bürgersteig vor der hässlichen Fassadenfront an der unübersehbar auf blauem Grund das große, weiße "Yes" prangt, das in diesen Tagen Schottlands Straßenbild beherrscht. "Yes Shettleston - wirbt das örtliche Wahlkampfbüro der Ja-Kampagne in dem Arbeiter-Stadtteil in Glasgows Eastend – Ja zur Unabhängigkeit.
"I think it will be close but I think it will be a Yes win definitely."
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen signalisieren die Umfragen. Die Yes-Seite hat gewaltig aufgeholt und, so glaubt Rory, wird am Ende vorn liegen. Rory ist untersetzt, mit brav gescheiteltem, dunklem Haar. An seinem Sweatshirt steckt ein Yes-Button. Er tritt die Zigarette aus und stapft voraus ins Wahlkampfbüro. Ein gutes halbes Dutzend meist junger Leute wieselt herum zwischen alten Schreibtischen, Sesseln und sich stapelnden Kartons mit Ja-Fähnchen, Zeitungen und Postkarten.
"I think it will be close but I think it will be a Yes win definitely."
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen signalisieren die Umfragen. Die Yes-Seite hat gewaltig aufgeholt und, so glaubt Rory, wird am Ende vorn liegen. Rory ist untersetzt, mit brav gescheiteltem, dunklem Haar. An seinem Sweatshirt steckt ein Yes-Button. Er tritt die Zigarette aus und stapft voraus ins Wahlkampfbüro. Ein gutes halbes Dutzend meist junger Leute wieselt herum zwischen alten Schreibtischen, Sesseln und sich stapelnden Kartons mit Ja-Fähnchen, Zeitungen und Postkarten.
Für ein gerechteres Land
Sein Vater sage Nein zur Unabhängigkeit, erzählt der 20-Jährige freimütig und setzt sich auf einen Stuhl, der vom Sperrmüll stammen könnte. Aber er stehe links und er wolle etwas verändern, ein gerechteres Land haben.
"Sozialkürzungen, Atomwaffen, illegale Kriege – das will das Volk im United Kingdom nicht, aber nur Schottland hat jetzt die Chance es zu ändern und die müssen wir nutzen."
Es geht dem Politikstudenten um Selbstbestimmung und Demokratie.
"It’s all about democracy and it’s for us to decide what we the Scottish people want to do ."
Neben überzeugten Nationalisten haben sich auch Grüne, Sozialisten, Radikale, Kapitalisten, Unorganisierte und Idealisten zu einer breiten, bunten und elektrisierten Bewegung geformt. Rory ist seit eineinhalb Jahren dabei, ehrenamtlich.
"If in the end it’s a Yes vote that would be payment enough!"
"Sozialkürzungen, Atomwaffen, illegale Kriege – das will das Volk im United Kingdom nicht, aber nur Schottland hat jetzt die Chance es zu ändern und die müssen wir nutzen."
Es geht dem Politikstudenten um Selbstbestimmung und Demokratie.
"It’s all about democracy and it’s for us to decide what we the Scottish people want to do ."
Neben überzeugten Nationalisten haben sich auch Grüne, Sozialisten, Radikale, Kapitalisten, Unorganisierte und Idealisten zu einer breiten, bunten und elektrisierten Bewegung geformt. Rory ist seit eineinhalb Jahren dabei, ehrenamtlich.
"If in the end it’s a Yes vote that would be payment enough!"
"Wir sind eine Basisbewegung"
Wenn am Ende ein Ja herauskomme, sei dies Belohnung genug. Dann wird's hektisch im Wahlkampf-Büro: Aufbruch zur Ochsentour: Jeder darf mithelfen beim Flugblattverteilen und Argumentieren, die Termine stehen im Internet; an diesem sonnigen frühen Nachmittag sind es sieben Leute, die bepackt mit Aufklebern, Broschüren und Werbezetteln, sich in zwei Vauxhalls quetschen.
Am Steuer des einen Autos erzählt David, ein hagerer 24-Jähriger mit kurzem blonden Haar und Brille, dass man viermal täglich losfahre, um den ganzen Wahlbezirk Shettleston abzudecken.
"Wir sind eine Basisbewegung, die nicht von Politikern geleitet wird. Keiner von uns ist Politiker oder gewählt."
Doch David arbeitet seit sieben Jahren als lokaler Organisationschef für die Schottische Nationalpartei. Die SNP hat vor drei Jahren im Regionalparlament die absolute Mehrheit erobert und nun das Referendum durchgesetzt.
"Wenn Sie mich vor sechs Monaten gefragt hätten, ob wir erfolgreich sind, hätte ich geantwortet, ein Ja-Votum wäre ein bisschen hoch gegriffen. Aber jetzt bin ich sehr zuversichtlich, dass es Schottland packt."
Und sein Mitstreiter Graham ergänzt:
"Wo wir heute hinfahren, da lagen wir im Januar noch mit 5 zu 1 zurück. Heute sind die Menschen dort 2 zu 1 für die Unabhängigkeit."
"What are the most difficult people to convince? Old women."
Ältere Frauen seien am schwersten zu überzeugen, sie hätten die meisten Vorbehalte gegen Veränderungen. Ein Eindruck, der sich mit den Erkenntnissen der Meinungsforscher deckt.
Klingeln nur bei den Unentschiedenen
Nach zehn Minuten: Mainhill Avenue. Eine in die Jahre gekommene Doppelhaussiedlung. Die Aktivisten schwärmen aus. Anhand des Wahlregisters werden systematisch die Adressen abgeklappert. Nur jene Bürger, die beim früheren Besuch angegeben haben, noch unentschieden zu sein, werden erneut aufgesucht. Eine effiziente Strategie, die die Ja-Kampagne in ganz Schottland verfolgt.
Viele vergebliche Versuche. Die meisten Bürger sind noch nicht zuhause. Dann aber hat David Glück. Ein bislang Unentschiedener ist inzwischen zum Ja-Wähler geworden.
"Yes fantastic…"
Auch Tony, einen kräftigen Rentner mit kurz geschorenem Schädel, muss David gar nicht erst zutexten.
"Hi, I’m from the Yes-campaign for the referendum… I was voting No…"
Tony wollte eigentlich mit Nein stimmen. Aber nun will er Nigel Farage, den englischen Führer der rechtspopulistischen Unabhängigkeitspartei UKIP loswerden. Und deswegen ist er nun doch für schottische Unabhängigkeit, und man habe ja das Öl, und den Whisky und Ihre Majestät – also viel Glück.
Viele vergebliche Versuche. Die meisten Bürger sind noch nicht zuhause. Dann aber hat David Glück. Ein bislang Unentschiedener ist inzwischen zum Ja-Wähler geworden.
"Yes fantastic…"
Auch Tony, einen kräftigen Rentner mit kurz geschorenem Schädel, muss David gar nicht erst zutexten.
"Hi, I’m from the Yes-campaign for the referendum… I was voting No…"
Tony wollte eigentlich mit Nein stimmen. Aber nun will er Nigel Farage, den englischen Führer der rechtspopulistischen Unabhängigkeitspartei UKIP loswerden. Und deswegen ist er nun doch für schottische Unabhängigkeit, und man habe ja das Öl, und den Whisky und Ihre Majestät – also viel Glück.
Auch genervte Bürger
Rory hat heute weniger Glück. Ein Mann wäscht sein Auto und sagt, er werde überhaupt nicht abstimmen. Und eine Abfuhr gibt es auch beim nächsten.
"Hi, sorry to bother you, my name is Rory Steel…You are bothering me…Sorry, no worries…"
Auf Rorys Floskel: "Ich möchte sie nicht stören", kommt prompt die Antwort: "Sie stören mich aber." Und was der 61-jährige Tommy Donegan, ein Musiker, sagt, der vor seinem Kombi lehnt, ermutigt Rory auch nicht gerade.
"Ich werde sehr entschieden mit Nein stimmen, weil ich glaube, dass wir ein starkes Vereinigtes Königreich sind und es immer waren. Ich sehe keinen Grund uns selbst zu schwächen. Ich wäre sehr besorgt bei einem Ja."
sagt Tommy und verschwindet im Haus. Ein Flugblatt wollte er auch nicht.
Auf Rorys Floskel: "Ich möchte sie nicht stören", kommt prompt die Antwort: "Sie stören mich aber." Und was der 61-jährige Tommy Donegan, ein Musiker, sagt, der vor seinem Kombi lehnt, ermutigt Rory auch nicht gerade.
"Ich werde sehr entschieden mit Nein stimmen, weil ich glaube, dass wir ein starkes Vereinigtes Königreich sind und es immer waren. Ich sehe keinen Grund uns selbst zu schwächen. Ich wäre sehr besorgt bei einem Ja."
sagt Tommy und verschwindet im Haus. Ein Flugblatt wollte er auch nicht.