Reform der Oscar-Verleihung

"Welche Kategorien schiebt man in die Werbepausen?"

Eine riesige Oscar-Statuette, aufgenommen beim 88. Academy Awards Nominees Luncheon.
Neue Oscar-Statue: Blockbuster-Kategorie zur Versöhnung mit dem Mainstream-Publikum © dpa-Bildfunk / Invision / Danny Moloshok
Susanne Burg im Gespräch mit Shanli Anwar · 09.08.2018
Die Übertragung der Oscar-Verleihung hat zuletzt deutlich weniger Zuschauer vor die TV-Geräte gelockt. Das ließ die Alarmglocken läuten beim Oscar-Veranstalter, der nun Reformen angekündigt hat: Ein neuer Preis soll neues Publikum anlocken.
Fast vier Stunden hat die Oscar-Verleihung in diesem Jahr gedauert – und am Ende haben sie nur 26,5 Millionen Zuschauer im Fernsehen verfolgt, fast zwanzig Prozent weniger also als im Jahr zuvor. Wegen dieses Zuschauerschwundes soll die Zeremonie rund um die Verleihung der wichtigsten Filmpreis der Welt nun reformiert werden.
In einem Brief an die Mitglieder hat die Führung der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences nun konkrete Maßnahmen angekündigt. Eine Neuerung: Es wird eine neue Kategorie "Bester populärer Film" geben.

Verkauf der TV-Rechte

Deutschlandfunk Kultur Film-Expertin Susanne Burg erläutert, die Academy habe als Problem ausgemacht, dass die Menschen, die Blockbuster wie "Starwars" oder "Equalizer" sehen, sich nicht für die Verleihung interessieren, weil diese Filme da keine große Rolle spielen.
Der Preis in der Kategorie "Bester Film" ist zuletzt meist an Art-House-Filme gegangen, zuletzt etwa an "The Shape of Water".
Das Sinken des Publikumsinteresse ließ bei der Academy offensichtlich die Alarmglocken läuten: "Man hat eben Sorge, dass ABC sogar aus der Übertragung aussteigen könnte", sagt Burg. Die Academy finanziere sich aber zu großen Teilen aus dem Verkauf der Fernsehrechte der Oscar-Verleihung.

Kürzere Zeremonie - drei statt vier Stunden

Eine weitere Reform: die Zeremonie soll kürzer werden – maximal drei statt vier Stunden. Das heißt allerdings, dass nicht die Verleihungen aller Preise live im Fernsehen zu sehen sein werden. Nach den Werbepausen soll es stattdessen Zusammenfassungen geben.
"Aber welche Kategorien schiebt man in die Werbepausen? Das wird natürlich als Respektlosigkeit den Kategorien gegenüber angesehen", sagt Burg.
Schwierig sei zudem die Abgrenzung zwischen den Kategorien "Bester Film" und "Bester populärer Film" und wie die Jury damit umgeht. Wie sehe das bei "La La Land" aus, der 2017 sechs Oscars gewonnen hat, der 150 Millionen Dollar eingespielt hat und ein künstlerisch anspruchsvoller Film sein wollte?

Kontraproduktiv und charakteristisch für die Zeit

"Es wird allenthalben als kurzsichtig, reaktionär und kontraproduktiv kritisiert", berichtet Burg über die Reaktionen in Hollywood. "Da ist wirklich was dran. Die Oscar-Akademie schafft mit den Kategorien eine Kluft zwischen Kunst und Unterhaltung."
Ein Kritiker sagt laut Burg, das passe auch alles ganz gut in die Trump-Ära. Mit der neuen Kategorie werde eine Kluft aufgemacht zwischen dem Mainstream und der Elite.
(mf)
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