Gottes Güter umsonst
Martin Luther war ein Kritiker des Ablasshandels. Er forderte: Gottes Gnade umsonst für alle und nicht als kostenpflichtige Ware - eine Botschaft mit ökonomischen Konsequenzen bis heute. Die Idee des Gemeinguts wird in alternativen Kreisen wieder lebendig.
Am Anfang der Reformation standen keine theologischen Streitfragen, sondern Geldsorgen: Albrecht von Brandenburg wollte Erzbischof von Mainz werden, obwohl das kirchenrechtlich verboten war. Der Papst machte den Weg mittels Sondergenehmigung frei – allerdings nur gegen Geld. Die enormen Kosten von 24.000 Dukaten ließen sich aber abwälzen auf die Menge der Gläubigen. Denen wurde Ablass ihrer Sündenstrafen verkauft, damit Albrecht die Karriereleiter hoch klettern konnte. Das Geschäft mit dem Ablass florierte allerdings nicht mehr so gut: Wer einmal vollkommenen Ablass der Sündenstrafen erworben hatte, brauchte keinen zweiten Ablassbrief mehr. Also gingen die Päpste dazu über, für die Zeit einer neuen Ablasskampagne die vorher verkauften Briefe außer Kraft zu setzen.
Teilhabe an Gemeinschaftsgütern unabhängig von Leistung
Das empörte auch den Mönch Martin Luther, dass mit solchen billigen Tricks den Menschen das Geld aus der Tasche gezogen wurde: Dem Papst ging es offensichtlich ums Geld, und nicht um der Seelen Seligkeit, bemerkte Luther spitz. Rom war alarmiert, weil es ums Geschäft ging: Gottes Gnade umsonst für alle, nicht mehr als kostenpflichtige Ware des Papstes - diese Botschaft drohte das Geschäft kaputt zu machen. Eine Botschaft mit einer ökonomischen Konsequenz - auch heute noch: Dass die Menschen an allen Gütern der Gemeinschaft teilhaben können unabhängig von ihrer Leistung, das wäre - so der Reformationshistoriker Berndt Hamm – die Überführung der Gnadenlehre Luthers in eine Gesellschaftstheorie. Commons, Gemeingüter als Konsequenz aus Luthers Gnadenlehre: Weil wir Menschen sind, nimmt uns Gott an. Weil wir Menschen sind, steht uns zu, was wir zum Leben brauchen – nicht aufgrund irgendeiner Leistung.
Das Feature von Christoph Fleischmann zum Reformationsjubiläum - hier als Manuskript.