Refugee-Hackathon in Berlin

Flüchtlingshilfe digital

Professionelle Programmierer arbeiten am 24.10.2015 in Berlin während des Refugee Hackathon ehrenamtlich an der Applikation Waslchiraa. Der arabische Name bedeutet im Deutschen Gutschein. Die App hat zum Ziel, Firmen die sich in der Flüchtlingskrise engagieren und Sachgüter spenden wollen mit den Spendennehmern zusammenzubringen.
Teilnehmer des Berliner Hackathons bei der Arbeit © dpa / Klaus-Dietmar Gabbert
Marcus Richter im Gespräch mit Timo Grampes |
Viele Menschen wollen in der Flüchtlingskrise helfen - aber oft gelingt es nicht, die Angebote zu koordinieren. Abhilfe schaffen freiwillige Software-Tüftler, die entsprechende Anwendungen programmieren. In Berlin hat jetzt solch ein "Hackathon" stattgefunden.
Die Nachrichten und Bilder der letzten Wochen lassen niemanden kalt. So erschütternd das Leid der Flüchtenden ist, so bewegend ist die Welle der Hilfsbereitschaft – erfreulicherweise auch in Deutschland. Aber sehr oft gibt es dabei Schwierigkeiten, die mit digitalen Lösungen verringert werden könnten, zum Beispiel durch die bessere Abstimmung von Sach- oder Zeitspenden oder durch hilfreiche Smartphone-Apps, wie zum Beispiel "LaGeSo-Num":
"Wer sich in Berlin ein wenig auskennt, der weiß: da gibt es das Landesamt für Gesundheit und Soziales, das LaGeSo, wo Flüchtlinge teilweise mehrere zehn Tage warten müssen, bis auf irgendeiner Tafel, die im Hof steht, ihre Nummer auftaucht - chronologisch kommt die nicht, und in dieser App zum Beispiel kann man einfach nachgucken, ob die Nummer aufgetaucht ist, und sieht an so einem ganz kleinen Beispiel, wie man auch behördliche Prozesse durch solche einfachen digitalen Lösungen erheblich vereinfachen kann."
... sagte Anke Domscheit-Berg, die Initiatorin des ersten Berliner Refugee-Hackathons, der Ende Oktober in Berlin stattfand.
Jeder hilft, wie er kann - auch als Programmierer
Die Initiatorin des "Refugee Hackathon", Anke Domscheit-Berg, steht am 24.10.2015 in Berlin am Rande des Refugee Hakathon auf einer Wendeltreppe oberhalb der Teilnehmer. In Berlin treffen sich etwa 300 Programmierer, Designer, Flüchtlinge und Helfer um Apps für Flüchtlinge zu entwickeln. Hinter den Programmierern stehen 85 Unternehmer aus Berlin, die sich sozial engagieren wollen. Der Refugee Hackathon dauerte vom 23. - 25. Oktober.
Die Initiatorin des "Refugee Hackathon", Anke Domscheit-Berg© dpa / Klaus-Dietmar Gabbert
Über 300 Teilnehmer, darunter auch Flüchtlinge, haben sich zum Programmieren getroffen, um eben solche Anwendungen zu entwickeln. DKultur-Reporter Marcus Richter hat die Software-Entwickler beobachtet und war fasziniert von der emsigen Betriebsamkeit während der verschiedenen Workshops. Warum diese Hilfe ebenso benötigt wird, wie das Mit-Anfassen in den Flüchtlingsunterkünften oder den Erstaufnahmestellen, erläutert eine junge Programmiererin:
"Wenn man denkt, ich kann coden, also programmieren, dann möchte ich das auch einsetzen, um damit zu helfen."
Kaum offizielle Schnittstellen zu zuständigen Behörden
Drei Tage lang arbeiteten auf diese Weise Programmierer, Designer, Spezialisten für Grafik und Interface sowie Organisationsexperten aus der Flüchtlingshilfe eng zusammen. Wie Richter sagt, sind dabei insgesamt 18 Projekte realisiert worden, darunter auch ein übergreifendes geocdiertes App-Angebot, mit dem sich Flüchtlinge abhängig von ihrem jeweiligen Standort über Hilfsangebote informieren können.

Allerdings gebe es nur selten offizielle Schnittstellen - so auch bei der eingangs vorgestellten App "LaGeSo-Num". Bei der App, die helfen soll, die Wartezeiten vor den Registrierungsstellen zu verringern, müssen die aufgerufenen Wartenummern immer noch von freiwilligen Helfern eingegeben werden, sagt. Richter. Dabei könnten auch Fehler unterlaufen:
"Und das zeigt auch so ein bisschen die Grenzen des Hackathons auf: Man kann diese Idee haben, man kann sie technisch umsetzen, aber organisatorisch ist das schwer zu überwinden, wenn es solche Probleme gibt, und das hängt meist an den offiziellen Stellen, wo es dann hakt."
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