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Ob Krimis fürs Fernsehen, Historienfilme fürs Kino oder Dokumentationen: Dominik Graf gehört zu den besonders vielseitigen Machern im deutschen Filmgeschäft. Auf der Berlinale zeigt er einen sehr persönlichen Film über seinen verstorbenen Freund, den Filmkritiker Michael Althen.
An die 70 Fernseh- und Kinofilme hat Dominik Graf gedreht – meistens als Regisseur, manchmal als Drehbuchautor, selbst die Musik für seine Filme hat er schon komponiert. Mit zehn Grimme-Preisen führt er nicht nur die Statistik des begehrtesten Fernsehpreises an, sondern sein Werk wurde zusätzlich mit sämtlichen wichtigen Filmpreisen Deutschlands ausgezeichnet. Auf der Berlinale zeigt der 62-jährige Graf mit "Was heißt hier Ende? Der Filmkritiker Michael Althen" einen sehr persönlichen Film über seinen 2011 verstorbenen Freund. Althen habe die Filmkritik zu einem ästhetisches Erlebnis gemacht, zu einer "emotionalen Beschreibung dessen, was in einem vorgeht, während man einen Film sieht", sagt Graf. "Im Grunde hat er die Filme beim Schreiben noch mal neu erfunden."
Handwerk statt Handschrift
Er gehöre einer Generation von Regisseuren an, die nach dem Autorenfilm kam und die sich von diesem stark abgegrenzt habe. "Wir wurden sozusagen mit Handschriften irgendwie überfrachtet. Wir haben so viele Filme mit Handschriften gesehen, jeder hat eine ganz eigene Art gehabt, auf die Welt und auf das Kino zu gucken – von Wenders, Fassbinder, die ganze Truppe", so Graf. "Dieser Geniekult ging uns vom ersten Tag an der Filmhochschule unfassbar auf die Nerven." Insofern habe man etwas anderes ausprobieren wollen, zum Beispiel eine Szene so zu inszenieren, dass sie von den Dialogen, vom Tempo und vom Timing her einfach funktioniere und stimmig sei. "Ganz normale handwerkliche Sachen", betonte der Regisseur. Zum Beispiel wie man eine Verfolgungsjagd inszeniere oder wie man es schaffe, dass fahrende Motorräder im Film so schnell aussehen wie in Wirklichkeit.
Fernsehen: Vom Volksbildungs- zum Anbiederungsmedium
Früher habe es im deutschen Kino nur Blödelkomödien oder "hohe Kunst" gegeben, während das Fernsehen sich als Volksbildungsmedium begriffen habe und viel experimenteller gewesen sei, sagt Graf. Ihm habe das Fernsehen die Möglichkeit geboten sich auszuprobieren, betont er. "Das haben ja Filmhochschüler von heute gar nicht mehr. So viele Szenen versemmeln, wie ich es damals durfte, das dürfen die heute gar nicht mehr. Da muss der erste Filme stimmen, der zweite muss mindestens einen Preis gewinnen und der dritte muss eigentlich im Wettbewerb hier laufen." Inzwischen sei das öffentlich-rechtliche Fernsehen allerdings zu einer Art "Anbiederungsmedium" geworden, das sich nur ängstlich mit sich selbst beschäftige und um seine Legitimation kämpfe.