Ein Dandy mit Sinn fürs Opulente
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Franco Zeffirelli wurde als Filmregisseur vor allem durch seine Shakespeare-Verfilmungen bekannt. Für "Romeo und Julia" erhielt er eine Oscar-Nominierung als Beste Regie. Seine große Liebe aber galt seinen aufwändig-opulenten Operninszenierungen.
Bei seinen letzten öffentlichen Auftritten war Zeffirelli seine schwere Krankheit anzusehen. Der Regisseur wurde in einem Rollstuhl von seinem Adoptivsohn geschoben, konnte nicht mehr aufrecht sitzen und kaum noch sprechen. Trotzdem, Zeffirelli war bis zuletzt produktiv und kreativ. Seine neue und letzte Traviata-Inszenierung ist die Aufführung mit der kommende Woche die Lyrische Festival-Saison in der Arena in Verona eröffnet wird. Für das nächste Jahr hatte der aus Florenz stammende Maestro ein Rigoletto-Projekt am Royal Opera House im Oman geplant.
Zeffirelli wollte eigentlich Schauspieler werden
Begonnen hat die Karriere Zeffirellis als er 1946 zur Theatergruppe von Luchino Visconti stieß. Bei Visconti, einem der Mitbegründer des neorealistischen Films in Italien, bewarb sich Zeffirelli zunächst als Schauspieler.
Zeffirelli: "Visconti sah mich beim Vorsprechen und sagte, ich hätte einen zu starken toskanischen Akzent. Und deswegen hat er mich abgelehnt. Aber er hat die Zeichnungen gesehen, die ich nebenbei als Zeitvertreib gemacht hatte. Und er hat mich gebeten, als sein Bühnenbild-Assistent ein paar kleine Szenen zu entwerfen. Er selbst war ja nicht mal in der Lage einen Zeichenstift zu halten."
Rasanter Aufsteig in den 50er Jahren
Innerhalb weniger Jahre stieg der uneheliche Sohn eines Stoffhändlers vom Bühnenbild-Assistenten zu einem der bedeutensten Opernregisseure der Welt auf. Mitte der 50er Jahre inszenierte Zeffirelli erstmals an der Mailänder Scala, später unter anderem an Metropolitan Opera in New York und der Wiener Staatsoper. Sein Stil war unverwechselbar, seine Inszenierungen der klassischen Operstoffe stets üppig und farbenprächtig. Er selbst pflegte mit Seidenschal und exklusiver Kleidung das Erscheinungsbild eines Dandys.
Auch als Filmregisseur feierte Zeffirelli später Erfolge, seine opulente Bildsprache übertrug er von der Opernbühne auf die Leinwand. Ende der 60er Jahre verfilmte er Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung" mit Elizabeth Taylor und Richard Burdon in den Hauptrollen. Die größte Anerkennung als Filmregisseur erhielt Zeffirelli für seine moderne, aber im Text orginalgetreue Adaption des Romeo-und-Julia-Stoffes.
Filme mit Pathos und Gefühl
Für seinen Romeo-und-Julia-Film erhielt Zeffirelli eine Oscar-Nominierung und einen David di Donatello, den bedeutensten italienischen Filmpreis. Sein monumentaler Fernsehfilm Jesus von Nazareth, mit einer Länge von sechs Stunden, wurde Ende der 70er Jahre sowohl für den US-amerikanischen Fernsehpreis Emmy als auch für den Film Award der British Academy nominiert. Zeffirelli-Filme waren stets Filme des großen Gefühls, er selbst räumte ein, er sei für Pathos und Gefühl anfällig.
Zeffirelli: "Manchmal muss ich selbst weinen, wenn ich gewisse pathetische Szenen meiner Filme sehe. In jedem meiner Filme sind Szenen, die zu Tränen rühren. Mir gefallen die großen Themen des Gefühls, auch der Tränen, die immer auch eine reinigende Wirkung haben. Es säubert dich, wenn du weinst. In der Tat, von denen, die nicht weinen, sollte man sich fernhalten."
Spätes Engagement für Berlusconis Partei
Zeffirelli war eng unter anderem mit Silvio Berlusconi befreundet, für dessen Partei Forza Itala er sieben Jahre lang im italienischen Senat saß. Zeffirelli bekannte sich zu seiner Homosexualität, war aber gleichzeitig ein scharfer Kritiker der Schwulenbewegung. Der Homosexuelle sei niemand, der mit dem Hintern wackele und sich schminke; Homosexualität, sagte Zeffirelli, sei Griechenland, Rom, kreative Virilität. In der #MeToo Debatte hat der US-amerikanische Schauspieler Johnathon Schaech Zeffirelli vorgeworfen, er habe ihn sexuell missbraucht. Zeffirellis Adoptivsohn bestritt die Vorwürfe, der Regisseur selbst äußerte sich hierzu nicht in der Öffentlichkeit. Zeffirelli wurde 96 Jahre alt.